Hintergrund
Besonderheiten bei kritisch Kranken
Klinische Relevanz
Erhöhtes Risiko für unerwünschte Arzneimittelwirkungen
CYP-Isoenzym | Schwache Inhibitoren | Moderate Inhibitoren | Starke Inhibitoren | Induktoren |
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CYP1A2 | Citalopram, Efavirenz | Vemurafenib, Rucaparib | Ciprofloxacin, Fluvoxamin | Rauchen (Tabak), Rifampicin |
CYP2C9 | Voriconazol | Fluconazol, Metronidazol, Amiodaron | Sulfaphenazol | Rifampicin, Carbamazepin, Enzalutamid, Johanniskraut |
CYP2C19 | Cimetidin, Citalopram | Omeprazol, Fluoxetin, Esomeprazol | Fluvoxamin, Ticlopidin | Rifampicin, Efavirenz, Johanniskraut |
CYP2D6 | Diphenhydramin, Escitalopram | Abirateron, Clobazam, Halofantrin | Chinidin, Fluoxetin, Paroxetin | – |
CYP3A4 | Atomoxetin, Esomeprazol, Ivacaftor | Aprepitant, Ciprofloxacin, Crizotinib, Fluconazol | Clarithromycin, Ketoconazol, Itraconazol, Ritonavir, Saquinavir, Telaprevir, Idelalisib | Rifampicin, Carbamazepin, Johanniskraut, Dabrafenib, Efavirenz |
CYP(3A4)-Hemmer | Substrate | Risiken |
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Amiodaron | Phenprocoumon | Blutung |
Clarithromycin | Atorvastatin, Simvastatin | Erhöhte Kreatinkinase |
Erythromycin | Cyclosporin, Tacrolimus | Nierenprobleme, ZNS |
Verapamil | Everolimus, Sirolimus | Bradykardie |
Diltiazem | Midazolam | Erhöhte Sedation |
Itraconazol | Calciumantagonisten | Hypotonie, Herzfrequenz↓ |
Voriconazol | Carbamazepin | ZNS-Depression |
Fluconazol | Phenytoin | ZNS-Depression |
Ritonavir (Proteaseinhibitor) | Methadon | Verlängerung der QTc-Zeit |
Andere Proteaseinhibitoren | Opiate (Fentanyl, Buprenorphin, Oxycodon, Tramadol) | ZNS-Depression |
CYP-Induktoren | Substrate | Risiken |
Rifampicin | Phenprocoumon | Thrombusbildung |
Bosentan | Cyclosporin, Tacrolimus | Abstoßung |
Carbamazepin | Mycophenolatmofetil (MMF, Mycophenolsäure) | Abstoßungsreaktion |
Phenytoin | Opiate | Analgesie↓ |
Phenobarbital | Kalziumantagonisten | Bluthochdruck↑ |
Andere wichtige Interaktionen | ||
Cyclosporin + Statine | – | Erhöhtes Risiko für Rhabdomyolyse, niedrigste Dosis wählen; (Kontraindikation: Rosuvastatin, günstig: Fluvastatin) |
Carbapeneme + Valproat | – | Valproatspiegelabfall innerhalb von 24 h, andere Antibiotikaklasse wählen |
Protonenpumpeninhibitor + Itraconazol | – | Verminderte Resorption von Itraconazolkapseln (bei pH-Wert-Erhöhung), Itraconazollösung verwenden, ev. Spiegelkontrolle |
Ibuprofen + Azetylsalizylsäure | – | Ibuprofen 1–2 h nach Azetylsalizylsäure verabreichen, um eine verminderte Azetylsalizylsäurewirkung zu vermeiden |
Ritonavir + Methadon | – | Ritonavir induziert langfristig CYP2C9, -19 und Uridindiphosphatglucuronyltransferase, Abfall der Methadonspiegel, cave: Entzug |
Linezolid/Serotoninwiederaufnahmeinhibitor/Tramadol | – | Erhöhtes Risiko für Serotoninsyndrom in Kombination |
Verlängerter Krankenhausaufenthalt und erhöhte Mortalität
Substanzen mit hohem Interaktionsrisiko
Amiodaron
Dexamethason
Analgetika und Sedativa
Antiinfektiva
Antibiotika
Antimykotika
Virostatika
Strategien zur Vermeidung unerwünschter Arzneimittelwechselwirkungen
Einsatz von elektronischen Warnsystemen und Interaktionsprogrammen
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Standardisierung der klinischen Praxis;
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Verbesserung der Vollständigkeit und Lesbarkeit von Einträgen;
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Benachrichtigung über Medikamentenallergien, Arzneimittelinteraktionen und kumulative Dosisgrenzen;
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Aktualisierung mit den neuesten Medikamenteninformationen;
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Dosierungsanpassungen basierend auf Patientenmerkmalen;
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zeitnahe Kommunikation kritischer Veränderungen im Zustand eines Patienten/einer Patientin, die wiederum angemessene Anpassungen erleichtert.
Interaktionsprogramm | Beschreibung | Link |
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LexicompTM (Wolters Kluwer, Alphen aan den Rijn, Niederlande) (kostenpflichtig) | Ein umfassendes Programm zur Überprüfung von Arzneimittelinteraktionen, das eine umfangreiche Datenbank von Medikamenten und deren potenziellen Interaktionen bietet | |
Micromedex Drug Interactions (Merative, Ann Arbor, MI, USA) (kostenpflichtig) | Ein weiteres Programm mit einer umfassenden Datenbank von Arzneimittelinteraktionen, das von medizinischen Fachleuten häufig für die Interaktionsprüfung verwendet wird | |
Epocrates Drug Interactions (Epocrates, San Mateo, CA, USA) (Login erforderlich) | Eine mobile Anwendung, die von Ärzten und medizinischem Personal genutzt wird, um schnell und einfach nach Arzneimittelinteraktionen zu suchen | |
Medscape Drug Interaction Checker (frei zugänglich) | Ein Onlinetool, das von Gesundheitsdienstleistern verwendet wird, um potenzielle Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln zu überprüfen und zu bewerten | |
Offizielle Schweizer Fachinformationen (frei zugänglich) | Schweizer Fachinformationen zu Arzneimitteln, die offizielle Angaben zu Interaktionen bieten | |
Interaktionscheck basierend auf Schweizer Fachinformationen (frei zugänglich) | Ein Interaktionscheck-Tool, das auf den Schweizer Fachinformationen basiert und eine umfassende Überprüfung von Arzneimittelinteraktionen ermöglicht | |
Qualitätszentrum für Medikamentensicherheit, Psychiatrische Dienste Aargau (15 Tage gratis) | Ein Zentrum für Medikamentensicherheit, das Informationen und Ressourcen zur Sicherheit von Medikamenten bereitstellt, insbesondere im Bereich der Psychiatrie | |
Onlinemedikamenteninformation mit Interaction Check | Drugs.com bietet unabhängige Informationen zu mehr als 24.000 verschreibungspflichtigen Medikamenten, rezeptfreien Medikamenten und Naturprodukten sowie ebenfalls einen Interaktionscheck | |
Medscape Medikamentenupdate | Eine Ressource von Medscape, die regelmäßige Updates und Informationen zu Medikamenten, einschließlich potenzieller Interaktionen, bereitstellt | |
HIV-Medikamentencheck | Ein spezialisiertes Tool zur Überprüfung von Arzneimittelinteraktionen bei HIV-Medikamenten, das Informationen und Ratschläge zur sicheren Verwendung von HIV-Medikamenten bietet | |
Liverpool Hep Drug Interaction Checker | Interaktionstool der Universität Liverpool | |
WebMD Interaction Checker | Drug Interaction Checker Tool, um potenziell schädliche und unsichere Kombinationen von verschreibungspflichtigen Medikamenten zu finden und zu identifizieren | |
CYP450-Interaktionstabelle | Substrate, Inhibitoren und Induktoren von CYP450 von der Indiana University |
Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Fazit für die Praxis
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Arzneimittelinteraktionen können Toxizität oder Wirkungsverlust der medikamentösen Therapie verursachen.
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Amiodaron, Antikoagulanzien, bestimmte Antiinfektiva, Immunsuppressiva und einige ZNS-wirksame Substanzen sind besonders häufig in Interaktionen involviert.
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Strenge Risiko-Nutzen-Abwägung, therapeutisches Drugmonitoring und die Verwendung elektronischer Alert-Systeme und Datenbanken reduzieren das Risiko unerwünschter Arzneimittelinteraktionen.