Erschienen in:
21.01.2020 | Weichteilinfektionen | Leitthema
Fournier-Gangrän als Sonderform der nekrotisierenden Fasziitis
verfasst von:
Prof. Dr. S. Maier, C. Eckmann
Erschienen in:
Die Chirurgie
|
Ausgabe 4/2020
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Zusammenfassung
Die Fournier-Gangrän ist eine Sonderform der nekrotisierenden Weichgewebsinfektionen und kann die Genital‑, Perineal- und Perianalregion betreffen. Obwohl Fournier der Namensgeber der Erkrankung ist, wurde diese bereits früher durch Baurienne im Jahr 1764 erstmals dokumentiert. Er beschrieb sie als idiopathische, rasch progrediente Gangrän bei jungen, ansonsten gesunden Männern. Heute betrifft die Erkrankung eher ältere Patienten, insbesondere solche mit Vorerkrankungen (z. B. Diabetes mellitus, pAVK). Obwohl an der Fournier-Gangrän nach wie vor deutlich mehr Männer erkranken, kann diese definitionsgemäß auch Frauen betreffen. In den meisten Fällen handelt es sich um eine polymikrobielle Infektion durch Enterobacteriaceae. Die selteneren monomikrobiellen Infektionen sind häufig durch β‑hämolysierende Streptokokken verursacht und dann meist von einem „Toxic-shock“-Syndrom begleitet. Frühzeitige und aggressive chirurgische und antimikrobielle Therapie reduziert Morbidität und Mortalität der Erkrankung. Die Indikation zur chirurgischen Exploration muss entsprechend großzügig gestellt werden. Die kalkulierte antimikrobielle Therapie erfolgt frühzeitig, intravenös und in ausreichend hoher Dosierung und erfasst die erwarteten Erreger. In Zeiten der „Überspezialisierung“ bleibt die Behandlung der Fournier-Gangrän eine Kompetenz, die von klinisch tätigen Chirurgen und Urologen flächendeckend beherrscht werden muss. An den Diagnostik- und Therapiealgorithmen hat sich in den letzten Jahren wenig verändert, dennoch erscheint es unter oben genannten Gesichtspunkten sinnvoll, aktuelle Aspekte der Erkrankung und deren Behandlung darzustellen.