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Erschienen in: Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 6/2015

01.06.2015 | Leitthema

Werden Frauen mit und ohne Migrationshintergrund von den Gesundheitsdiensten gleich gut erreicht?

Das Beispiel Schwangerenvorsorge in Berlin

verfasst von: S. Brenne, Prof. Dr. med. Matthias David, T. Borde, J. Breckenkamp, O. Razum

Erschienen in: Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz | Ausgabe 6/2015

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Zusammenfassung

Hintergrund

Rund 20 % der Bevölkerung Deutschlands hat einen Migrationshintergrund („1. Generation“: selbst migriert; „2. Generation“: deren Nachkommen), der mit gesundheitlicher Benachteiligung einhergehen kann.

Fragestellung

Bestehen die in früheren Untersuchungen beobachteten Unterschiede bei der Inanspruchnahme der Schwangerschaftsvorsorge zwischen Frauen mit und ohne Migrationshintergrund weiterhin?

Methoden

Datenerhebung 2011/2012 an drei Berliner Geburtskliniken anhand standardisierter Interviews, Verknüpfung der Befragungsdaten mit Perinatal- und Mutterpassdaten. Adjustierung für Störgrößen im Regressionsmodell.

Ergebnisse

Von den 7100 Studienteilnehmerinnen (Response 89,6 %) hatten 57,9 % einen Migrationshintergrund. 92,1 % der Migrantinnen der ersten Generation versus 97,8 % der Nicht-Migrantinnen nahmen die erste Vorsorgeuntersuchung in der Schwangerschaftswoche 3–19 in Anspruch (Mittelwerte SSW der ersten Vorsorgeuntersuchung: Migrantinnen der 1. Generation mit Aufenthaltsdauer < 5 Jahre: 13,0; > 5  Jahre: 9,9; Nicht-Migrantinnen 9,7). Eine geringe Inanspruchnahme von ≤ 5 Vorsorgeuntersuchungen fand sich bei 644 Frauen (9,1 %). Unter den Nicht-Migrantinnen sind 7,1 % „Wenignutzerinnen“, unter den Migrantinnen der ersten Generation 11,8 % (bei Frauen ohne Deutschkenntnisse jedoch 33,0 %). Nichtmedizinische Angebote werden von Frauen mit Migrationshintergrund weniger genutzt.

Diskussion

In Berlin hat heute ein Migrationshintergrund kaum noch Einfluss auf die Inanspruchnahme der Schwangerenvorsorge. Weder eigene Zuwanderung noch niedriger Akkulturationsgrad sind eigenständige Risikofaktoren für geringe Nutzung oder späte Teilnahme, tendenziell aber kurze Aufenthaltsdauer. Die kleine Gruppe der „Wenignutzerinnen“ sollte differenzierter betrachtet werden, hier bestehen häufiger sprachliche Barrieren.
Literatur
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Metadaten
Titel
Werden Frauen mit und ohne Migrationshintergrund von den Gesundheitsdiensten gleich gut erreicht?
Das Beispiel Schwangerenvorsorge in Berlin
verfasst von
S. Brenne
Prof. Dr. med. Matthias David
T. Borde
J. Breckenkamp
O. Razum
Publikationsdatum
01.06.2015
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Erschienen in
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz / Ausgabe 6/2015
Print ISSN: 1436-9990
Elektronische ISSN: 1437-1588
DOI
https://doi.org/10.1007/s00103-015-2141-6

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