Wertvolle Tipps zur Praxisfinanzierung

Bei der Praxisfinanzierung muss nicht nur das eigene Geld mobilisiert werden. Hilfen vom Staat, eine gut geplante Kreditaufnahme und ein optimiertes Liquiditätsmanagement helfen, die Kosten zu drücken. Wer seine Praxis auf sicheren Boden stellen will, um im Anschluss daran nach Möglichkeiten für Kooperationen und der strategischen Neuaufstellung zu suchen, der muss sich aber auch um die Finanzierung kümmern. Auch in Finanzierungsfragen gibt es sogenannte "Big Points", die unbedingt zu beachten sind und die häufig noch Spielraum für eine Optimierung lassen. Ein Beispiel: So weit für die Praxis noch Finanzierungen laufen beziehungsweise solche anstehen, sind selbstverständlich die Angemessenheit der Konditionen in regelmäßigen Abständen zu prüfen und, wenn möglich und erforderlich, Umfinanzierungen anzustreben. Dies ist allerdings für die meisten Ärzte längst gelebte Praxis. Günstige Konditionen lassen sich auf Dauer sichern Wichtiger und oft nicht beachtet ist dagegen die Notwendigkeit, sich für auslaufende Darlehen gegebenenfalls Anschlussfinanzierungen in Form von Forward-Darlehen zu sichern. Damit können frühzeitig günstige Kreditkonditionen für in naher Zukunft auslaufende Kredite gesichert werden. Ebenfalls häufig nicht im Kalkül bei anstehenden Investitionen und insbesondere auch für die Finanzierung von Umstrukturierungen und Kooperationsvorhaben sind Programme zur Fördermittelfinanzierung. Hier stehen gleich mehrere Möglichkeiten offen. So gibt es verschiedene Wege der Förderung: Zinsgünstige Darlehen, Bürgschaften, Beteiligungen und "verlorene", nicht rückzahlbare Zuschüsse (ausführliche Informationen siehe Kasten unten). Die Fördermittel sind in aller Regel direkt über die jeweilige Hausbank bei der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau, Mittelstandsbank), einer Bürgschaftsbank oder bei dem ESF (Europäischer Sozialfonds für Deutschland) zu beantragen. Die Voraussetzungen variieren je nach Fördermöglichkeit und sind vor Beantragung zu prüfen. Insbesondere im Zusammenhang mit den neuen Versorgungsformen und den neuen Möglichkeiten ärztlicher Leistungserbringung lohnt es sich zu prüfen, ob ein Arzt im konkreten Fall als Freiberufler oder gegebenenfalls als gewerblicher Unternehmer Fördermöglichkeiten in Anspruch nehmen kann. In den Bereich der Finanzierung gehört auch das zentrale Thema der Liquiditätssicherung. Liquiditätssicherung funktioniert in der Praxis häufig über die Ausschöpfung des laufenden Kontokorrentkontos. Dabei bildet sich oft ein "Bodensatz" der Inanspruchnahme, das heißt, das Kontokorrentkonto wird auf Dauer mit einem negativen Saldo geführt. Bei Kontokorrentkrediten sind die Zinsen häufig hoch Die Zinssätze für diesen Saldo liegen immer deutlich über den Zinssätzen für (langfristige) Darlehen, so dass eine Umfinanzierung in diesen Fällen immer sinnvoll ist. Dies gilt umso mehr, als dann der Kontokorrentrahmen wieder für eine kurzfristige Sicherung der Liquidität zur Verfügung stehen kann. Bei dieser Liquiditätssicherung sind auch die kurzfristigen Forderungen (zum Beispiel aus Honorarrechnungen) sowie die kurzfristigen Verbindlichkeiten (etwa aus Sozialabgaben) zu berücksichtigen. Dafür kann eine entsprechend ausgebaute Kontokorrentbuchführung die Grundlage sein, ersatzweise helfen laufend zu führende Listen. Die Steuerberater Dr. Jürgen Karsten und Marc Müller sind Vorstände der ETL ADVISION Steuerberatungsgesellschaft AG. Diese Förderungsmöglichkeiten gibt es für Praxisgründer a) Zinsgünstige Darlehen 1. ERP-Gründerkredit-Startgeld - Höhe des Darlehensbetrages: max. 100.000 Euro - Laufzeit: bis zu 10 Jahren, davon höchstens 2 Jahre tilgungsfrei - Haftungsfreistellung: 80 % - Wer wird gefördert? Kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) bis 3 Jahre nach Gründung sowie natürliche Personen - Was wird gefördert? Neugründung, Übernahme und Beteiligung, Betriebsmittelinvestition, Investitionen in Anlagevermögen 2. ERP-Gründerkredit-Universell - Höhe des Darlehensbetrages: bis zu 10 Mio. Euro - Laufzeit: bis zu 20 Jahren - Wer wird gefördert? Unter anderen Existenzgründer der gewerblichen Wirtschaft und der Freien Berufe bis 3 Jahre nach Gründung, KMU - Was wird gefördert? Investitionen und Betriebsmittel 3. KfW-Unternehmerkredit - Höhe des Darlehensbetrages: bis zu 10 Mio. Euro - Laufzeit: bis zu 20 Jahren - Wer wird gefördert? Unter anderen Existenzgründer der gewerblichen Wirtschaft und der Freien Berufe - Was wird gefördert? Unter anderem Investitionen, Betriebsmittel b) Bürgschaften - Wie wird gefördert? Übernahme einer Ausfallbürgschaft für Kredite und Avale - Höhe der Bürgschaft: max. 80% Ausfallbürgschaft - Volumen max. 1 Mio. Euro mit Bank; Volumen max. 100.000 Euro ohne Bank - Wer wird gefördert? Existenzgründer, gewerbliche Unternehmen, Freiberufler - Kosten der Bürgschaft: 1,5 Prozent des Kreditbetrags einmalig; 1Prozent jährliche Bürgschaftsprovision c) Beteiligungskapital 1. Unternehmerkapital-ERP-Kapital für Gründer - Was wird gefördert? Investitions- und Beschäftigungsbeihilfen, Beihilfen für Beratungsdienstleistungen und Messeteilnahme - Konditionen des Beteiligungskapitals: max. 500.000 Euro - Laufzeit: 15 Jahre - Tilgung ab dem 8. Jahr, grundsätzlich 15 Prozent Eigenmittel erforderlich, Haftungsfreistellung d) Beratung 1. KfW-Gründercoaching Deutschland - Was wird gefördert? Coaching/ Beratung in den ersten 5 Jahren, die sich auf betriebliche Anforderungen von jungen Unternehmen beziehen und ihrer Existenzsicherung dienen - Höhe der Förderung: Zuschuss 50 Prozent, max. 400 Euro pro Tag, max. 3000 Euro bei max. 6000 Euro Beratungsaufwand 2. KfW-Gründercoaching aus der Arbeitslosigkeit - Was wird gefördert? Coaching und Beratung im 1. Jahr, die sich auf betriebliche Anforderungen von jungen Unternehmen beziehen und ihrer Existenzsicherung dienen - Höhe der Förderung: Zuschuss 90 Prozent, max. 720 Euro pro Tag, max. 3600 Euro bei max. 4000 Euro Beratungsaufwand und Antragstellung im 1. Jahr

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