Erschienen in:
01.02.2019 | Editorial
Wie alles begann
verfasst von:
Prof. Dr. med. H. J. Rupprecht, R. Erbel, R. Dörr
Erschienen in:
Herz
|
Ausgabe 1/2019
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Auszug
Die bahnbrechende Entwicklung, die Andreas Grüntzig mit der ersten perkutanen transluminalen Koronarangioplastie (PTCA) im September 1977 bei einem Patienten mit stabiler Angina und hochgradiger proximaler LAD(„left anterior descending“)-Stenose in Zürich einleitete, markiert den Beginn der modernen interventionellen Kardiologie [
1,
2]. Zunächst war der Einsatz dieser neuen Methode auf Patienten mit stabiler koronarer Herzkrankheit (KHK) begrenzt. Tatsächlich waren seinerzeit heute kaum noch vorstellbare ungünstige Bedingungen gegeben. Ein Führungskatheter, noch ohne spezielle Vorbiegung für rechte und linke Koronararterie, musste über eine 10-F-Schleuse vorgebracht werden, verlor im Blutstrom schnell seine Konfiguration und stand oftmals frei schwebend und senkrecht vor dem Koronarostium. Das Armamentarium bestand darüber hinaus aus steifen, noch handgefertigten großlumigen Ballonkathetern, die ohne Hilfe eines Führungsdrahts (Over-the-wire-Systeme gab es noch nicht) in das Kranzgefäß manövriert werden mussten. Nur ein kleines an die Ballonkatheterspitze fixiertes Drahtsegment erlaubte eine gewisse Hilfe bei der Sondierung des Gefäßes. Auch die heute verwendeten Handmanometer waren noch nicht entwickelt, der erforderliche Ballondruck musste mit Hilfe aufwendiger externer Apparaturen aufgebaut werden. Unter diesen Bedingungen und in Ermangelung potenter antithrombotischer Konzepte war die Erfolgsrate mäßig (ca. 70 % für LAD und rechte Koronararterie [„right coronary artery“, RCA], 50 % für Ramus circumflexus [RCX]). Das Ergebnis war durch Dissektionen, thrombotische Komplikationen und den sog. „Recoil“ nach heutigen Maßstäben oft suboptimal. Da Stents noch nicht zur Verfügung standen, war das Risiko eines akuten oder subakuten Gefäßverschlusses allgegenwärtig und im Langzeitverlauf eine Restenoserate von 30–50 % zu erwarten. …