Zusammenfassung
Eine der Hauptklagen von Behandlern im klinischen Alltag ist Zeitmangel. Gerade in Situationen, wo Patienten mit für sie bedeutsamen Informationen konfrontiert werden, ist etwas mehr Zeit erforderlich. Die Art der Gesprächsführung in solchen Momenten kann die weitere therapeutische Beziehung wie auch die Fähigkeit des Patienten, sich auf Diagnose und Therapie einzulassen, günstig beeinflussen.
Bei Gesprächen über eine Eskalation der Therapie sind die Reaktionen der Patienten zum Teil durch ihre bisherigen Erfahrungen im medizinischen Setting, aber auch durch ihre Erfahrungen im Zusammenhang mit eigener Wirksamkeit oder Fremdbestimmung geprägt. Sie brauchen Informationen, um den Therapievorschlag richtig einordnen zu können. Hier ist es wichtig, zunächst ihre subjektiven Krankheits- und Genesungstheorien in Erfahrung zu bringen, um die Information auf diesen Hintergrund zuzuschneiden. Eventuelle unnötige Schuldzuschreibungen können hier entlastend korrigiert werden. Sollten sie Widerstand gegen die Therapieeskalation zeigen, ist es notwendig, diesen mit ihnen zu explorieren, um sie bei der Klärung ihrer Ambivalenzen zu unterstützen.
Bei der Vermittlung der Diabetesdiagnose wie auch bei Gesprächen über das Auftreten von diabetesbedingten Folgekomplikationen kann die Verleugnung des Patienten den Behandler irritieren. Auf der anderen Seite können die Ängste von unerfahrenen Behandlern vor solchen Gesprächen dazu führen, dass sie sie nicht hilfreich für den Patienten gestalten können. Patienten brauchen in solchen Gesprächen einen unerschrockenen Partner, der ihnen Ehrlichkeit, Hoffnung und Mitgefühl entgegenbringen kann und der in der Lage ist, die in bedrohlichen Momenten nötige psychische Abwehr zu respektieren.