Erschienen in:
07.06.2017 | Multiresistente Erreger | Originalien
Wie werden der 10-Punkte-Plan des Deutschen Bundesministeriums für Gesundheit zur Bekämpfung resistenter Erreger und Maßnahmen des Antibiotic Stewardship wahrgenommen?
Eine fachübergreifende Analyse der Kenntnis deutscher Klinikärzte und Entwicklung einer urologischen Handlungsanweisung
verfasst von:
PD Dr. M. May, M. W. Vetterlein, F. M. Wagenlehner, S. D. Brookman-May, C. Gilfrich, H.-M. Fritsche, P. J. Spachmann, M. Burger, M. Schostak, S. Lebentrau, MR2-Studiengruppe
Erschienen in:
Die Urologie
|
Ausgabe 10/2017
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Im klinischen Alltag entstehen aus den zunehmenden Antibiotikaresistenzen relevante Behandlungsprobleme. Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) publizierte im März 2015 einen 10-Punkte-Plan, der einer Zunahme von Antibiotikaresistenzen entgegentreten soll. Im Jahr 2013 wurde erstmalig eine deutschsprachige Leitlinie zum Antibiotic Stewardship (ABS) veröffentlicht. Es liegen keine Ergebnisse darüber vor, wie solche Konzepte (10-Punkte-Plan/BMG, ABS-Maßnahmen) von deutschen Klinikärzten wahrgenommen werden.
Methoden
Im Rahmen der MR2-(„multiinstitutional reconnaissance of practice with multiresistant bacteria – a survey focussing on german hospitals“-)Studie wurde ein Fragebogen mit 4 + 35 Punkten in 18 deutschen Krankenhäusern an Internisten, Gynäkologen, Chirurgen und Urologen verteilt (August bis Oktober 2015). Mit multivariat-logistischen Regressionsmodellen (MLRM) wurde der Einfluss verschiedener Kriterien auf die beiden Endpunkte 1) Kenntnisse des 10-Punkte-Plans/BMG und 2) Kenntnisse von ABS-Maßnahmen geprüft. Hierbei waren die Endpunkte mit durchschnittlichem bis vollständigen Wissen definiert (Referenz: kein bis geringes Wissen).
Ergebnisse
Die Gesamtrücklaufquote der vollständig auswertbaren Fragebögen betrug 43 % (456/1061). Lediglich 63 und 53,6 % der Urologen bzw. Nicht-Urologen (Internisten, Gynäkologen und Chirurgen) besuchten in den der Studie vorangehenden 12 Monaten zumindest eine Weiterbildung zum Thema multiresistente Erreger und Antibiotikaverordnungen (p = 0,045). Die Endpunkte 1 und 2 wurden in der Studiengruppe nur zu 31,4 % bzw. 32,8 % erfüllt. Anhand der Ergebnissen der beiden MLRM erreichten Ärzte mit zumindest einer vorangehenden spezifischen Weiterbildung 2,5- und 3,8fach häufiger die entsprechenden Endpunkte (jeweils p < 0,001). Die Fachrichtung (Urologen vs. Nicht-Urologen) blieb hingegen ohne signifikanten Einfluss auf beide Endpunkte.
Schlussfolgerung
Kenntnisse zum 10-Punkte-Plan/BMG und auch zu ABS-Programmen, die zwingend im klinischen Behandlungsalltag implementiert werden sollten, sind derzeit unzureichend. Eine kontinuierliche Fortbildung ärztlicher Kollegen zur rationalen Antibiotikaverordnung ist unabhängig der Fachrichtung einzufordern.