Erschienen in:
18.12.2018 | Essstörungen | Schwerpunkt: Prävention – Originalien
Wissen und Einstellungen zu Essstörungen bei Jugendlichen mit türkischem Migrationshintergrund
Potenzielle Implikationen für die Essstörungsprävention
verfasst von:
Johannes Feldhege, Markus Moessner, Christiane Stieler, Jhana van Stipelen, PD Dr. Stephanie Bauer
Erschienen in:
Die Psychotherapie
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Ausgabe 1/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund
Fehlendes Wissen („mental health literacy“) und Stigma gelten als zentrale Barrieren bezüglich der Inanspruchnahme professioneller Hilfe bei Essstörungen. In Präventionsprogrammen sind beide Aspekte häufig Gegenstand der Psychoedukation. Unklar ist, inwiefern die Inhalte gezielt auf Teilnehmende mit Migrationshintergrund abgestimmt werden sollten.
Ziel der Arbeit
Die vorliegende Studie untersuchte, inwiefern Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund sich in Wissen, Stigmatisierung und Einstellungen zur Hilfesuche bei Essstörungen unterscheiden.
Material und Methode
Eine Stichprobe von 139 deutschen Jugendlichen ohne Migrationshintergrund und 126 Jugendlichen mit türkischem Migrationshintergrund wurde anhand der Fallvignette einer 16-jährigen Schülerin mit Bulimia nervosa zu ihren Einstellungen zu Essstörungen befragt. Mithilfe eines Fragebogens wurden essstörungsbezogenes Stigma, Mental health literacy sowie das antizipierte Hilfesuchverhalten und Gründe, weshalb im Bedarfsfall keine Hilfe in Anspruch genommen werden würde, erfasst.
Ergebnisse
Weniger als ein Drittel der Befragten erkannten in der Symptomatik, die in der Vignette beschrieben war, eine Essstörung. Jugendliche mit türkischem Migrationshintergrund stigmatisierten stärker als Jugendliche ohne Migrationshintergrund und empfahlen aufgrund der Fallgeschichte seltener die Inanspruchnahme professioneller Hilfe. Die Gruppen unterschieden sich nicht im Hinblick auf ihre eigene antizipierte Inanspruchnahme professioneller Hilfe. Unterschiede zeigten sich jedoch bezüglich der Barrieren, die im Bedarfsfall das Nutzen therapeutischer Angebote verhindern könnten.
Schlussfolgerung
Die Ergebnisse bieten wichtige Ansatzpunkte für eine zielgruppenspezifische Ausrichtung von Präventionsprogrammen, die den Migrationshintergrund der Teilnehmenden berücksichtigt.