Erschienen in:
02.08.2016 | Konservative Therapie | Leitthema
Infektionen der Wirbelsäule
Therapiestrategien
verfasst von:
PD Dr. S. Weckbach, B. Lutz, J. V. Wölfle-Roos, H. Reichel
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 10/2016
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Zusammenfassung
Infektionen der Wirbelsäule sind eine relativ seltene Entität, deren Inzidenz bei stark wachsenden Zahlen von Interventionen im Bereich der Wirbelsäule deutlich ansteigt. Man unterscheidet primäre Infektionen einer Bandscheibe (Spondylodiszitis) oder eines Wirbelkörpers (Spondylitis) von den sekundären, postoperativen Infektionen. Prinzipiell existieren konservative sowie operative Therapieoptionen. Die konservative Therapie wird bei Ausschluss einer Operationsindikation bei intaktem sensomotorischen Status und nur geringer ossärer Destruktion indiziert. Therapeutische Prinzipien basieren auf Keimasservierung, kalkulierter oder resistenzgerechter Antibiose, Immobilisierung, Analgesie sowie orthetischer Versorgung. Die operative Therapie kommt bei neurologischen Defiziten, intraspinalen Abszessen, ausgeprägten ossären Destruktionen und Versagen der konservativen Therapie zum Tragen. Die chirurgischen Prinzipien basieren auf der Dekompression der neuronalen Strukturen, Débridement und Eradizierung des Infektfokus, Keimidentifikation sowie Korrektur der Deformität und Wiederherstellung eines physiologischen Wirbelsäulenprofils. Bei den sekundären oder postinterventionellen Infektionen ist eine zeitnahe Diagnosestellung mit Beurteilung des Ausmaßes der Infektion von entscheidender Bedeutung. Bei rein oberflächlichen Infektionen sind die antibiotische Abschirmung und beobachtendes Abwarten indiziert. Bei ausgeprägten Befunden sind eine chirurgische Revision, Débridement und antibiotische Therapie, ggf. die Anlage einer Vakuumversiegelung, der Implantatwechsel bis hin zur vollständigen Entfernung des einliegenden Osteosynthesematerials notwendig. Infektionen der Wirbelsäule sind schwerwiegende Erkrankungen, bei deren Therapie häufig Restbeschwerden zurückbleiben.