Erschienen in:
04.10.2017 | Originalien und Übersichten
Zeitliche Entwicklung von Bildungsunterschieden im Rauchverhalten von Jugendlichen in Deutschland
Ergebnisse aus vier bevölkerungsweiten Studien
verfasst von:
Dr. Benjamin Kuntz, Julia Waldhauer, Irene Moor, Katharina Rathmann, Matthias Richter, Boris Orth, Daniela Piontek, Ludwig Kraus, Johannes Zeiher, Thomas Lampert
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 1/2018
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Zusammenfassung
Hintergrund
Seit Beginn der 2000er-Jahre ist der Anteil der Jugendlichen, die rauchen, in Deutschland deutlich zurückgegangen. Vorliegende Daten weisen jedoch auf erhebliche Unterschiede im Rauchverhalten von Schülern unterschiedlicher Schulformen hin. Der Beitrag untersucht, wie sich Bildungsunterschiede im Rauchverhalten von Jugendlichen im Zeitverlauf entwickelt haben.
Methodik
Als Datengrundlage werden 4 bevölkerungsweite Studien herangezogen, die von 2001 bis 2015 wiederholt Querschnittdaten erhoben haben: die Repräsentativerhebungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland, die Studie Health Behaviour in School-aged Children sowie die Europäische Schülerstudie zu Alkohol und anderen Drogen. Je nach Studie werden unterschiedliche Altersgruppen (innerhalb der Altersspanne 11–17 Jahre) und Indikatoren des Rauchverhaltens betrachtet. Die Jugendlichen werden gemäß ihrer besuchten Schulform zu Bildungsgruppen zusammengefasst. Absolute und relative Bildungsunterschiede werden in Form von Prävalenzdifferenzen bzw. Prävalenzverhältnissen berichtet.
Ergebnisse
Trotz methodisch unterschiedlicher Zugänge zeigen alle 4 Studien, dass der Raucheranteil unter den Jugendlichen in allen Bildungsgruppen signifikant zurückgegangen ist. Jugendliche, die ein Gymnasium besuchen, rauchen deutlich seltener als Gleichaltrige an anderen Schulformen. Während die absoluten Bildungsunterschiede im Rauchverhalten von Jugendlichen zumeist abgenommen haben, sind die relativen Bildungsunterschiede in der Regel konstant geblieben oder haben sogar zugenommen.
Diskussion
Rückläufige Prävalenzen sprechen dafür, dass das Rauchen bei Jugendlichen an Attraktivität verloren hat. Zudem könnten die Befunde ein Indiz für die Wirksamkeit tabakkontrollpolitischer Maßnahmen wie Steuererhöhungen, Rauchverbote und die Anhebung der Altersgrenze für den Erwerb von Tabakprodukten sein. Da die relativen Bildungsunterschiede im Rauchverhalten von Jugendlichen bislang jedoch nicht verringert werden konnten, sollten zielgruppen- und settingspezifische Interventionen zukünftig noch stärker Schüler an Haupt‑, Real‑, Gesamt- und Förderschulen in den Blick nehmen.