Erschienen in:
02.10.2019 | Keratoplastik | Originalien
Zeitpunkt, Rezidive und Prognose der immunologischen Abstoßungsreaktion nach Keratoplastik
verfasst von:
Yasmin Molter, Georgia Milioti, Achim Langenbucher, Berthold Seitz
Erschienen in:
Die Ophthalmologie
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Ausgabe 6/2020
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Zusammenfassung
Fragestellung
Ziel dieser Studie ist es, die Muster der immunologischen Abstoßungsreaktionen (IAR) im zeitlichen Verlauf nach perforierender Keratoplastik (KPL) zu untersuchen und die Prognose für den Erhalt der Klarheit der Hornhaut (HH) zu bewerten.
Patienten und Methoden
Im Zeitraum von 2006 bis 2015 wurden 190 IAR retrospektiv untersucht, die bei 120 Augen von 119 Patienten aufgetreten waren. Erfasst wurden die Grunderkrankung, Anzahl vorausgegangener KPL und IAR sowie der Visus (logMAR) und die Pachymetrie zu den Zeitpunkten T1 = postoperativ, T2 = akute IAR, T3 = 6-Wochen-Kontrolle, T4 = 3–12-Monats-Kontrolle. Der Therapieerfolg wurde anhand des Fehlens eines frühen Rezidivs (innerhalb von 6 bis 12 Wochen nach Therapie) oder der Notwendigkeit einer Folge-KPL beurteilt. Zum Vergleich der Daten wurden der Test nach Wilcoxon-Mann-Whitney‑U und Chi-Quadrat-Test genutzt mit einem Signifikanzniveau von 5 %. Zur Bestimmung des immunreaktionsfreien Intervalls wurde das Kaplan-Meier-Verfahren angewandt.
Ergebnisse
Die zeitliche Analyse ergab ein medianes immunreaktionsfreies Intervall von 19,3 Monaten nach vorangegangener KPL (95 %-Konfidenzintervall [14,7 bis 26,6 Monate]). Erfolgreich konnten 138 der 190 IAR (72,6 %) therapiert werden, 12 (6,3 %) führten früh zum Rezidiv, und 40 (21 %) waren irreversibel. Trotz signifikanter Verschlechterung des Visus zu T2 (von 0,5 ± 0,4 zu T1 auf 0,7 ± 0,5 zu T2; p < 0,001) zeigte der Vergleich mit der 3‑ bis 12-Monats-Kontrolle (T1 vs. T4) keine signifikanten Unterschiede. Die Pachymetrie an der dünnsten Stelle zeigte signifikante Änderungen von T1 (535,4 ± 64,1 µm) zu T2 (636,1 ± 102,1 µm; p < 0,001). Trotz signifikanter Dickenreduktion zu T3 (607,3 ± 114,0 µm, p = 0,03) zeigte der Vergleich zwischen T1 und T4 weiterhin eine signifikant dickere HH zum Zeitpunkt T4 (591,8 ± 116,8 µm; p < 0,001).
Diskussion
IAR nach KPL sind bei engmaschiger Nachsorge insgesamt selten. Meistens treten sie im 2. postoperativen Jahr nach der KPL auf und sind unter adäquater Therapie in bis zu 75 % reversibel. Während sich der Visus über den Untersuchungszeitraum weitgehend erholte, waren die Transplantate (TPL) nach IAR jedoch weiterhin signifikant dicker als vor der IAR (7,7–9,7 %).