Keine Nachteile bei Mortalität und Rezidiven Sentinel-Lymphknoten-Biopsie genügt bei frühen Zervixkarzinomen

Zeigen Wächterlymphknoten bei frühen Zervixkarzinomen keinen Befall, ist auch keine pelvine Lymphadenektomie nötig. Nach drei Jahren war die krebsspezifische Sterberate in einer Studie nicht höher, die Komplikationsrate aber geringer als nach der Lymphadenektomie. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Die systematische pelvine Lymphadenektomie gilt seit über 100 Jahren als Standardverfahren bei der chirurgischen Therapie von Frauen mit frühen Zervixkarzinomen. Sie erfasst zwar nodale Metastasen, ist jedoch mit erheblichen Risiken wie Lymphödem, Nervenverletzungen und Schmerzen verbunden. Da in frühen Tumorstadien zumeist keine Lymphknotenmetastasen vorliegen, könnte die radikale Entfernung der Lymphknoten eine Übertherapie darstellen. Die alleinige Sentinel-Lymphknoten-Biopsie bietet sich hier als schonendere Alternative an, doch fehlten bislang verlässliche Rezidiv- und Mortalitätsdaten aus randomisierten Studien. Das berichten Gynäkologinnen und Gynäkologen um Dr. Hua Tu vom Krebszentrum der Universität Sun Yat-sen in Guangzhou in China. Diese Lücke füllte das Team um Tu mit der Phase-3-Studie PHENIX. Dabei kam es mit alleiniger Sentinel-Lymphknoten-Biopsie und negativem Befund nicht häufiger zu krebsbedingten Sterbefällen und Lymphknotenrezidiven als nach einer pelvinen Lymphadenektomie. Seltener retroperitoneale Rezidive An der offenen Studie nahmen 988 Frauen aus elf Kliniken in China teil. Alle hatten ein frühes Zervixkarzinom in den Stadien IA1 mit Lymphgefäßinvasion, IA2, IB1 oder IIA1 ohne radiologischen Nachweis nodaler oder distaler Metastasen sowie einen Tumor mit einer maximalen Größe von 3 cm. Die Aufnahme in die Studie und die Randomisierung erfolgten intraoperativ: Wiesen die Frauen in Sentinel-Lymphknoten-Schnellschnitten keine Metastasen auf, wurden sie nach dem Zufallsprinzip zwei Gruppen zugewiesen: einer mit und einer ohne zusätzliche bilaterale pelvine Lymphadenektomie. Hierbei entfernten die Ärztinnen und Ärzte im Mittel 27 Lymphknoten. Insgesamt 838 Frauen ohne Wächterlymphknotenbefall wurden auf die beiden Gruppen verteilt und unterzogen sich anschließend einer Hysterektomie. Wie erwartet, dauerte der Eingriff bei Frauen mit pelviner Lymphadenektomie deutlich länger als ohne (222 versus 189 Minuten), auch war die Rate an intraoperativen Komplikationen höher (3,8% vs. 1,2%), die Klinikverweildauer lag in beiden Gruppen zwischen sechs und sieben Tagen. Bei 15 Frauen (4%) mit Lymphadenektomie wurden befallene Lymphknoten gefunden. Primärer Endpunkt war das krankheitsfreie Überleben nach drei Jahren. Zu diesem Zeitpunkt lebten noch 94,6% mit und 96,9% ohne zusätzliche Lymphadenektomie krankheitsfrei. Der numerische Vorteil für die Frauen ohne Lymphadenektomie war nicht statistisch signifikant, die reine Sentinel-Lymphknoten-Biopsie erwies sich der Lymphadenektomie aber als nicht unterlegen. Retroperitoneale Lymphknotenrezidive wurden bei neun Frauen mit und keiner ohne Lymphadenektomie verzeichnet – auch hier ergab sich letztlich kein Vorteil für das invasivere Verfahren. Empfehlung der Redaktion Zervixkarzinom – Themenseite Was ist der Stand bei der Prävention des Zervixkarzinoms und welche Therapien werden aktuell diskutiert? Auf unserer Themenseite finden Sie sowohl Handlungsempfehlungen, CME-Kurse oder Kasuistiken als auch Meldungen zu aktuellen Studien und zukunftsträchtigen Therapien. Weniger Todesfälle bei alleiniger Sentinelknotenbiopsie Nach drei Jahren waren 16 Frauen mit und 6 ohne Lymphadenektomie an ihrem Zervixkarzinom gestorben. Das Sterberisiko ohne Lymphadenektomie lag damit nach Berücksichtigung diverser Begleitfaktoren um 63% niedriger – ein signifikanter Unterschied, allerdings auf Basis kleiner Fallzahlen. Wie erwartet traten nach der Lymphadenektomie häufiger Komplikationen auf als nach alleiniger Sentinelknotenbiopsie, dies betraf vor allem Lymphödeme (bei 19% vs. 5%), Lymphozelen (22% vs. 8%), Parästhesien (8% vs. 4%) und Schmerzen (8% vs. 3%). Die PHENIX-Studie zeige damit, dass die alleinige Sentinel-Lymphknoten-Biopsie bei frühem Zervixkarzinom nicht nur onkologisch sicher, sondern auch komplikationsärmer sei als die traditionelle Lymphadenektomie, so das Fazit von Tu und Mitarbeitenden. Bemerkenswert sei zudem das Fehlen retroperitonealer Rezidive bei alleiniger Biopsie, was auf eine mögliche immunologische oder anatomische Schutzfunktion hinweise. Eine Einschränkung sei jedoch die Begrenzung auf Tumoren bis maximal 3 cm Größe, gibt die Gynäkologin Kristin Bixel von der Stanford University in den USA in einem Editorial zu bedenken. Ob die alleinige Sentinel-Lymphknoten-Biopsie auch bei Tumoren mit einem Durchmesser von 3–4 cm genüge, sollte sich aus der noch laufenden Studie SENTICOL III ergeben. Bixel kritisiert auch die Verwendung der intraoperativen Gefrierschnittdiagnostik in der Studie. Diese sei sehr ungenau und mit einer hohen Falschnegativrate verbunden – in PHENIX betrug diese über 10%. Das Verfahren sei zeitaufwendig, kostenintensiv und könnte zudem die Ultrastaging-Qualität beeinträchtigen, da Teile des Lymphknotens verloren gingen. Bixel stellt infrage, ob die Gefrierschnittanalyse bei klinisch und bildgebend unauffälligen Lymphknoten überhaupt noch sinnvoll sei. Mit PHENIX sei die Sentinel-Lymphknoten-Biopsie für das frühe Zervixkarzinom zwar reif für den klinischen Alltag – doch die Details ihrer optimalen Anwendung seien noch nicht abschließend geklärt, so ihr Fazit. Das Wichtigste in Kürze Frage: Ist bei frühen Zervixkarzinomen ohne befallene Wächterlymphknoten eine zusätzliche pelvine Lymphadenektomie notwendig oder reicht die alleinige Sentinel-Lymphknoten-Biopsie aus? Antwort: Die PHENIX-Studie mit 838 Frauen wies nach, dass die alleinige Sentinel-Lymphknoten-Biopsie der zusätzlichen Lymphadenektomie beim krankheitsfreien Dreijahres-Überleben nicht unterlegen ist (96,9% versus 94,6%). Überraschenderweise war die krebsspezifische Sterberate ohne Lymphadenektomie sogar um 63% niedriger, allerdings bei kleinen Fallzahlen. Bedeutung: Die alleinige Sentinel-Lymphknoten-Biopsie ist onkologisch sicher und führt zu deutlich weniger Komplikationen. Frauen mit frühem Zervixkarzinom können damit eine schonendere Therapie erhalten, ohne Nachteile befürchten zu müssen. Einschränkung: Die Studie schloss nur Tumoren bis maximal 3 cm Größe ein, sodass die Ergebnisse nicht auf größere Tumoren übertragbar sind. An der Studie waren nur Frauen aus China beteiligt.

Springer Medizin

Keine Nachteile bei Mortalität und Rezidiven Sentinel-Lymphknoten-Biopsie genügt bei frühen Zervixkarzinomen

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