Guillain-Barré häufigste neurologische Komplikation bei Zika

Ein Guillain-Barré-Syndrom ist die mit Abstand häufigste neurologische Komplikation bei Erwachsenen mit Zika-Infektion. Doch auch Enzephalitiden treten während einer Zika-Epidemie gehäuft auf. Das Zikavirus kann nicht nur bei Ungeborenen zu einer Mikrozephalie führen, im vergangenen Jahr wurde auch deutlich, dass es bei Erwachsenen offenbar das seltene Guillain-Barré-Syndrom (GBS) verursacht. So kam es im Laufe der Zika-Epidemie in vielen betroffenen Ländern zu einem drastischen Anstieg von GBS-Fällen. In einigen Gebieten wurde eine zehnfach höhere Inzidenz als vor dem Zika-Ausbruch beobachtet. Allerdings hatten Experten solche Zahlen immer wieder angezweifelt, da es in den betroffenen Ländern vor Zika häufig keine vernünftige Erfassung schwerer neurologischer Erkrankungen gab. Inzwischen ergibt sich jedoch ein recht konsistentes Bild. So konnte in einer 2016 veröffentlichten Lancet-Studie belegt werden, dass von 42 GBS-Kranken in Französisch-Polynesien 41 IgG- oder IgM-Antikörper gegen Zika aufwiesen. 37 litten zudem etwa eine Woche vor Beginn der Autoimmunkrankheit an einem Infekt. In einer Kontrollgruppe von Klinikpatienten ohne neurologische Probleme waren nur etwa die Hälfte der Menschen positiv für Zika-Antikörper. GBS-Inzidenz mehr als vervierfacht Einen deutlichen Zusammenhang zwischen Zika und GBS legen nun auch Untersuchungen nahe, die auf der Jahrestagung der US-Neurologengesellschaft AAN in Boston präsentiert wurden. Dr. Laura Muñoz von der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore stellte Resultate der NEAS-Studie (Neuroviruses Emerging in the Americas) aus Kolumbien vor. Für die Untersuchung wurden Daten zu Zikavirus-Erkrankungen und GBS-Fällen akribisch zusammengefasst. Danach kam es in der Phase vor der Zika-Epidemie zu etwa 20 GBS-Erkrankungen im Monat im gesamten Land. Ende 2015 erreichte das Zikavirus Kolumbien. Der Höhepunkt der Epidemie wurde Anfang Februar mit etwa 6000 Erkrankungen pro Woche registriert, anschließend ging die Zahl der Neuerkrankungen bis Mitte des Jahres langsam zurück. Fast parallel zu den Zikafällen kam es auch zu einem deutlichen Anstieg der GBS-Erkrankungen auf etwa 90 im Monat in den ersten beiden Kalendermonaten. Auch diese Rate normalisierte sich bis Jahresmitte wieder. Alle GBS-Fälle waren von Experten in sechs neurologischen Zentren bestätigt worden. Insgesamt dokumentierten diese in den beiden Zika-Jahren 2015 und 2016 in Kolumbien rund 440 GBS-Fälle, die Hälfte wurde innerhalb der drei Monate um das Maximum der Zika-Epidemie registriert. Zugleich wurden 240 Patienten mit anderen schweren neuroinflammatorischen Symptomen erfasst. Bei 153 aller Patienten, die zum Zeitpunkt der Zika-Epidemie aufgrund neurologischer Beschwerden in Kliniken eingeliefert werden mussten, konnten die Studienärzte eine genauere klinische und labordiagnostische Untersuchung veranlassen. Bei 84% diagnostizierten sie ein GBS, bei 12% eine Enzephalitis, die übrigen waren an einer Myelitis oder Optikusneuritis erkrankt. Etwa ein Drittel der Patienten hatte noch Zikaviren oder Antikörper gegen Zika im Blut oder Urin. Vor allem im Urin ließ sich das Virus nachweisen – dies war bei 70% mit positivem PCR-Befund der Fall. Muñoz wies darauf hin, dass das Zikavirus relativ schlecht direkt aufzuspüren ist, da es rasch nach der Infektion eliminiert wird. Komplikationen eine Woche nach der Infektion Ein direkter (PCR) oder indirekter Virusnachweis (Antikörper) gelang dennoch bei einem Drittel der GBS-Patienten, knapp der Hälfte der Enzephalitiskranken und bei drei von fünf Patienten mit Myelitis oder Optikusneuritis. Die Experten gehen davon aus, dass diese Krankheiten überwiegend durch das Zikavirus verursacht wurden. Dafür spricht auch der zeitliche Zusammenhang: So traten die Nicht-GBS-Komplikationen ebenfalls in den ersten drei Monaten von 2016 gehäuft auf. Ähnlich wie in Polynesien entwickelte sich das GBS im Median sechs Tage nach den Infektionssymptomen, die Enzephalitis fünf Tage danach, die Myelitis benötigte mit neun Tagen etwas länger. Bei der Klinikaufnahme hatten die GBS-Patienten zu 70% eine akute demyelinisierende Polyneuropathie mit schwersten funktionellen Einschränkungen (mRS 4–5), vier Wochen später waren die Beschwerden bei etwa 40% um 1–2 mRS-Punkte zurückgegangen, 10% ging es noch schlechter, die übrigen blieben stabil. Todesfälle wurden kaum beobachtet. An den Zika-Folgen stirbt jedoch ein beachtlicher Teil der Kinder, die mit Mikrozephalie zur Welt kommen. Darauf deutet eine brasilianische Analyse, die ebenfalls auf der Tagung vorgestellt worden ist. Von 138 Kindern, die im Nordosten des Landes mit Mikrozephalie und nachgewiesener Zika-Virus-Infektion geboren wurden, starb ein Viertel kurz darauf an den neurologischen Schäden. basierend auf: Session S40 Infectious Disease: The Neurology of Zika, Chikungunya, and Acute Flaccid Myelitis. 69th Annual Meeting of the American Academy of Neurology (AAN). Boston, USA, April 22 – April 28. 2017.

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Guillain-Barré häufigste neurologische Komplikation bei Zika

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