nach oben

Forum der Psychoanalyse

Erschienen in:

01.09.2011 | Originalarbeit

„Zimmer mit Aussicht“

Erinnern als unverzichtbares therapeutisches Element

verfasst von: Dipl.-Psych. Andrea Eckert

Erschienen in: Forum der Psychoanalyse | Ausgabe 3/2011

Einloggen, um Zugang zu erhalten

Zusammenfassung

In diesem Beitrag stelle ich dar warum die Rekonstruktion des traumatischen Geschehens eine unverzichtbare Phase in der Therapie traumatisierter Patienten ist. Eine integrierende Rekonstruktion umfasst die äußere und die innere Realität des Patienten, beide gleichermaßen schwer zugänglich. Die Rekonstruktion ist ein Prozess und bedarf einer Anpassung des Settings. Es werden Fallvignetten der stationären psychotherapeutischen Rekonstruktionsarbeit mit Hilfe von Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) vorgestellt.

Barwinski sagt dazu: „Ist Traumabearbeitung möglich, dann ist es sinnvoll, das traumatische Geschehen zu rekonstruieren, es zu explorieren … und zwar unter möglichst geschützten Bedingungen: mit Hilfe detaillierter Beschreibung der traumatischen Situation …“ (2010, S. 117). Ausführlicher wird nicht mehr beschrieben, wie das geht. Das ist Inhalt meiner Arbeit.

Erklärung siehe weiter unten.

Laub und Auerhahn beschreiben Extremtraumatisierungen im Holocaust. Ich meine, dass ihre Überlegungen jedoch auch für andere Formen der Traumatisierung zutreffen können.

Wobei die Frage auftaucht, wo der eigentliche psychische Konflikt von Menschen liegt, die so etwas tun.

Natürlich ist es auch möglich, dass zwei verschiedene Glaubwürdigkeitsgutachter zu verschiedenen Schlüssen kommen.

Forum Psychoanal 12:291–314, Forum Psychoanal 14:289–294, Forum Psychoanal 15:81–84.

Der Vorwurf, die meisten Therapeuten, die sich mit Trauma beschäftigen, würden die Unterschiede zwischen individuellen Bedeutungszuschreibungen ignorieren, ist alt (Gottlieb 1998; Oliner 1999; Lellau 2005) und verbreitet, aber meiner Ansicht nach einfach falsch.

Dies ist ein Grund dafür, warum Exposition nicht möglich ist, wenn die aktuelle Umwelt des Patienten bedrohlich ist, wenn aktuell Traumatisierungen stattfinden.

Es gibt, je nach Symptomatik, Abwandlungen des Standardprotokolls.

Ahbel-Rappe K (2006) Did Freud abandon the seduction theory? JAPA 54(1):171–199

Bader K (2010) Jureks Erben. Vom Weiterleben nach dem Überleben. Kiepenheuer & Witsch, Köln

Barwinski R (2010) Die erinnerte Wirklichkeit. Zur Bedeutung von Erinnerungen im Prozess der Traumaverarbeitung. Asanger, Kröning

Bauriedl T (2010) Sexueller Missbrauch von Kindern – eine durch die Generationen weitergegebene Traumatisierung. Unveröffentl. Manuskript

Berman E (2008) Die Beziehung zwischen Klein und Winnicott. Und die Debatte über innere und äußere Realität. Forum Psychoanal 22:374–385

Bohleber W (2007) Erinnerung, Trauma und kollektives Gedächtnis – Der Kampf um die Erinnerung in der Psychoanalyse. Psyche- Z Psychoanal 61:293–321

Brenneis BC (1998) Gedächtnissysteme und der psychoanalytische Abruf von Trauma-Erinnerungen. Psyche-ZPsychoanal 52:801–823

Brown LJ (2006) Julie’s museum: The evolution of thinking, dreaming and historicization in the treatment of traumatized patients. Int J Psychoanal 87:1569–1585

Bucci W (1997) Psychoanalysis and cognitive science. Guilford, New York

Buchholz MB, Lamott F, Mörtl K (2008) Tatsachen. Narrative von Sexualstraftätern. Psychosozial Verlag, Gießen

Davies J, Frawley M (1991) Dissociative processes and transference-countertransference paradigms in the psychoanalytically oriented treatment of adult survivors of childhood sexual abuse. Psychoanal Dial 2:5–36CrossRef

Ehlert-Balzer M (1996) Das Trauma als Objektbeziehung. Forum Psychoanal 12:291–314

Ferenczi S (1933/1972) Sprachverwirrung zwischen den Erwachsenen und dem Kind. Schriften zur Psychoanalyse, Bd. II. Fischer. Frankfurt a. M.

Fischer G (2006) Psychoanalytische Grundlagen der Psychotraumatologie. Aktueller Forschungsstand und Bedeutung für die Praxis. Forum Psychoanal 22:342–357CrossRef

Fischer G, Riedesser P (1999) Lehrbuch der Psychotraumatologie. Ernst Reinhardt, München

Freud S (1938) Abbriss der Psychoanalyse. Fischer, Stuttgart (1972)

Gottlieb RM (1998) Does the mind fall apart in multiple personality disorder? Some proposals based on a psychoanalytical case. J Am Psychoanal Assoc 45:907–932CrossRef

Grubrich-Simitis I (2008) Realitätsprüfung an Stelle von Deutung. Eine Phase in der psychoanalytischen Arbeit mit Nachkommen von Holocaust-Überlebenden. Psyche – Z Psychoanal 62:1091–1121

Hirsch M (1987) Realer Inzest. Psychodynamik des sexuellen Mißbrauchs in der Familie. Springer, Berlin Heidelberg, New York

Hirsch M (1989) Schuld und Schuldgefühl. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen

Hirsch M (1996) Wege vom realen Trauma zur Autoaggression. Forum Psychoanal 12:31–44

Hofmann A (1996) EMDR Eine neue Methode zur Behandlung posttraumatischer Belastungsstörungen. Psychotherapeut 41:368–372CrossRef

Hofmann A (1999) EMDR in der Therapie psychotraumatischer Belastungssymptome. Thieme, Stuttgart

Huber D, Rad M v (Hrsg) (2011) Störungsorientierte psychodynamische Therapie im Krankenhaus. Kohlhammer, Stuttgart

Inderbitzin L, Levy ST (1994) On grist for the mill: external reality as defense. J Am Psychoanal Assoc 42:763–788PubMedCrossRef

Knecht Th (2005) Erfunden oder wiedergefunden? Zum aktuellen Stand der „Recovered-Memory“-Debatte. Schweiz Med Forum 5:1083–1087

Koukkou M, Leuzinger-Bohleber M, Mertens W (1998) Erinnerungen von Wirklichkeiten. Psychoanalyse und Neurowissenschaften im Dialog. Cotta, Stuttgart (VIP)

Krause R (1998) Allgemeine psychoanalytische Krankheitslehre, Bd 2: Modelle. Kohlhammer, Stuttgart

Krause R (1999) Trauma und Erinnerung. Persönlichkeitsstoerung 3:36–44

Küchenhoff J (1999) Verlorenes Objekt, Trennung und Anerkennung. Forum Psychoanal 15:189–203CrossRef

Lamprecht F (2000) Praxis der Traumatherapie. Was kann EMDR leisten? Pfeiffer, Stuttgart

Laub D, Auerhahn NC (1993) Knowing and not knowing massive psychic trauma: forms of traumatic memory. Int J Psycho-Anal 74:287–302

Lellau J (2005) Zum Problem des Traumabegriffs in der Psychoanalyse. Forum Psychoanal 21:143–155

Lindsay S, Read D (1995) Memory work and recovered memories of childhood sexual abuse: scientific evidence and public, professional and personal issues. Psychol Pub Pol Law 4:846–908CrossRef

Loftus E, Ketcham K (1996) Die therapierte Erinnerung. Klein, Hamburg

Oliner MM (1996) Äußere Realität. Die schwer fassbare Dimension der Psychoanalyse. Jahrb Psychoanal 37:9–43

Oliner MM (1999) Analytiker stellen sich dem Holocaust. Das ungelöste rätsei „Trauma“. Die Auswirkungen des Holocaust auf die Sexualität. Psyche Zpsychoanal 53:1115–1136

Oliner MM (2008) Die Psychoanalyse: ein Zimmer ohne Aussicht? Psyche- Z Psychoanal 62:1122–1147

Pflichthofer D (2007) Die verwundbare Analytikerin. Traumatische Erfahrungen in der psychoanalytischen Beziehung. Forum Psychoanal 23:343–363

Quindeau I (2004) Spur und Umschrift. Die konstitutive Bedeutung von Erinnerung in der Psychoanalyse. Fink, München

Reddemann L, Sachsse U (1998) Welche Psychoanalyse ist für Opfer geeignet? Forum Psychoanal 14:289–294

Sachsse U (2004) Traumazentrierte Psychotherapie. Schattauer, Stuttgart

Sachsse U (2009) Kann traumazentrierte Psychotherapie bei Persönlich-keitsstörungen schaden? Persönlichkeitsstörungen 13:55–69

Schacter D (1992) Understanding implicit memory: a cognitive neuroscience approach. Am Psychol 47:559–569PubMedCrossRef

Shapiro F (1995) Eye movement desensitization and reprocessing: basic principles, protocols and procedures. Guilford, New York

Stoffels H, Ernst C (2002) Erinnerung und Pseudoerinnerung. Über die Sehnsucht, Traumaopfer zu sein. Nervenarzt 73:445–451PubMedCrossRef

Tulving E, Donaldson W (1972) (Hrsg) Organization of memory. Academic Press, New York

Tulving E, Schacter D (1990) Priming and human memory systems. Science 247:301–306PubMedCrossRef

Van Der Kolk B, Van Der Hart O (1989) Pierre Janet and the breakdown of adaption in psychological trauma. Am J Psychiatry 146:1530–1540PubMed

Wackernagel KM (2011) Psychoanalyse und Traumatherapie. Das Gewalttrauma als Einbruch in die innere Realität. In diesem Heft

Waller N, Scheidt CE (2010) Erzählen als Prozess der (Wieder-)Herstellung von Selbstkohärenz. Überlegungen zur Verarbeitung traumatischer Erfahrungen. Z Psychosom Med Psychother 56:56–73PubMed

Winnicott DW (1958) Through paediatrics to psychoanalysis. Basic Books, New York

Wöller W (2010) Therapiekonzeption für traumatisierte Patienten mit schweren Persönlichkeitsstörungen. Eine Übersicht und ein integratives Behandlungskonzept. Psychotherapeut 55:6–11CrossRef

Titel: „Zimmer mit Aussicht“
Erinnern als unverzichtbares therapeutisches Element
verfasst von: Dipl.-Psych. Andrea Eckert
Publikationsdatum: 01.09.2011
Verlag: Springer-Verlag
Erschienen in: Forum der Psychoanalyse / Ausgabe 3/2011
Print ISSN: 0178-7667
Elektronische ISSN: 1437-0751
DOI: https://doi.org/10.1007/s00451-011-0079-3

Neu im Fachgebiet Psychiatrie

23.04.2024 | Demenz | Nachrichten

Live-Webinar: Aktuelle Leitlinien bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Springer Medizin

„Zimmer mit Aussicht“

Erinnern als unverzichtbares therapeutisches Element

Zusammenfassung

Neu im Fachgebiet Psychiatrie

Demenzkranke durch Antipsychotika vielfach gefährdet

Weniger postpartale Depressionen nach Esketamin-Einmalgabe

„Psychotherapie ist auch bei sehr alten Menschen hochwirksam!“

Auf diese Krankheiten bei Geflüchteten sollten Sie vorbereitet sein

Live-Webinar: Aktuelle Leitlinien bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Springer Medizin

Zusammenfassung

Bitte loggen Sie sich ein, um Zugang zu diesem Inhalt zu erhalten

Weitere Artikel der Ausgabe 3/2011

Was bringt „GRAS“?

Zwischen Anerkennung und Zurückweisung

Psychoanalyse und Traumatherapie

Über das Wesen der psychotischen Wahnbildung

Immer wieder „Trauma“?

Zeitlosigkeit und Vergänglichkeit (in) der Psychoanalyse

Neu im Fachgebiet Psychiatrie

Demenzkranke durch Antipsychotika vielfach gefährdet

Weniger postpartale Depressionen nach Esketamin-Einmalgabe

„Psychotherapie ist auch bei sehr alten Menschen hochwirksam!“

Auf diese Krankheiten bei Geflüchteten sollten Sie vorbereitet sein