Erschienen in:
01.01.2007 | Originalien
Zur philosophischen Anthropologie der Sucht
verfasst von:
Dr. J. E. Schlimme, M.A.
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 1/2007
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Zusammenfassung
Sucht und Abhängigkeit werden im psychiatrischen Diskurs zumeist vom „Abhängigkeitsparadigma“ her verstanden. Darin wird die lebenslange Angewiesenheit des Abhängigen auf sein Suchtmittel oder seine „psychotrope Technik“ als unveränderlich angenommen. Dem widersprechen „lebensweltliche“ Verständnisse und therapeutische Interessen, um dem Süchtigen auf dem Weg zur „harm reduction“ oder Abstinenz zu helfen. Dieser Widerspruch innerhalb des psychiatrischen Verständnisses der Sucht kann dynamisch, d. h. als Ausdruck und Folge des Süchtigwerdens selbst, verstanden werden. In diesem Sinne wird ein Ansatz einer philosophischen Anthropologie der Sucht vorgestellt, in der beide Seiten des Verständnisses über den Gedanken des „Absolut-Werdens der psychotropen Technik“ integriert sind. Das süchtige Selbst und die zugehörende Selbstvergewisserung können darin als „fragile Monoidentität“ verstanden werden. Implikationen eines solchen Ansatzes werden diskutiert.