Gegenstand der vorliegenden Untersuchung war die Überprüfung der Reliabilität der als marktrelevant identifizierten Premium Multisport-Smartwatch GF5 anhand des Teilaspektes der Konkordanz und hinsichtlich der Parameter Stress, Kalorienverbrauch und VO
2max. Eine umfassende Überprüfung der exakten intraindividuellen Konkordanz der GF5 im Vergleich mit der Referenzmethode EKG hinsichtlich der Messung des Stressparameters war aufgrund unterschiedlicher Messmetriken nicht möglich; die realisierbaren rechnerischen Analysen im Bereich der Stressmessung sprechen jedoch zumindest für eine hohe Präzision
p der GF5. Der in der Zusammenfassung des systematischen Reviews von Georgiou et al. (
2018) formulierten Einschätzung „Wearable devices may provide a promising alternative solution for measuring [H]RV.“ (S. 7) kann auf Basis der vorliegenden Befunde somit nicht grundsätzlich widersprochen werden. Ferner zeigen die rechnerischen Analysen eine forschungshypothesenkonform mittlere Konkordanz der GF5 im Vergleich mit der jeweiligen Referenzmethode IK bzw. SPE hinsichtlich der Messung der Parameter Kalorienverbrauch bzw. VO
2max. Das Ausmaß der Methoden(in)konkordanz kann dabei über die graphisch abgeleitete, mittlere Messwertdifferenz beurteilt werden. Hier zeigen die vorliegenden Befunde im Mittel eine gerade 1,48-prozentige, zufällige Überschätzung des Kalorienverbrauchs der GF5 im Vergleich zur Referenzmethode; die vorliegenden Befunde spiegeln im Betrag eine – wenngleich nicht generalisierbare – geringere mittlere prozentuale Abweichung als die im Firstbeat-Whitepaper über den Mean Absolute Percentage Error (MAPE) zusammengefassten Befunde (MAPE = 7–11 %; vgl. Firstbeat Technologies Ltd.,
2012) und sprechen somit zunächst für die Reliabilität der GF5. Diese Einschätzung ist zu relativieren, zieht man zur Beurteilung die im Rahmen der graphischen Analyse bestimmten LoA heran. Hiernach muss davon ausgegangen werden, dass das mittlere Abweichungsspektrum der GF5 von −45,52 % Überschätzung bis zu +42,56 % Unterschätzung des
wahren Kalorienverbrauchs reicht. Praktisch und unter Einbeziehung der Metabolic Equivalent of Task(MET)-Aktivitätsentsprechungen von Ainsworth et al. (
2011) bedeutet dies, dass die GF5 für eine Person mit 80 kg Körpergewicht bei einem Dauerlauf mit 6,4 km/h (6 METs) anstelle eines zu erwartenden Kalorienverbrauchs von 480 kcal/h, einen Kalorienverbrauch von maximal 698,50 kcal/h (→ 8,73 METs) oder minimal 275,71 kcal/h (→ 3,44 METs) ausgeben könnte; nach diesen Berechnungen würde die moderate Laufbelastung von Seiten der GF5 energetisch somit zumindest potenziell entweder einer schnelleren Laufeinheit mit 8,36 km/h (9,0 METs) oder aber einem Spaziergang mit leichtem Tragegewicht (3,0 METs) gleichgesetzt. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Einordnung der Messwertdifferenzen im Bereich der VO
2max. Hier zeigen die vorliegenden Befunde, dass die GF5 die VO
2max im Mittel überzufällig um −7,40 % überschätzt und damit im Betrag nur 2,4 % über dem im Firstbeat-Whitepaper (vgl. Firstbeat Technologies Ltd.,
2017) berichteten MAPE liegt; auch dieser Befund kann zunächst als Argument für die Reliabilität der GF5 aufgefasst werden. Diese Einschätzung ist jedoch erneut zu relativieren, zieht man zur Beurteilung die im Rahmen der graphischen Analyse bestimmten LoA heran. Hiernach muss davon ausgegangen werden, dass das mittlere Abweichungsspektrum der GF5 von −17,49 % Überschätzung bis zu +3,92 % Unterschätzung der
wahren VO
2max reicht. Nach den seitens der GF5 referenzierten VO
2max-Standard-Bewertung des Cooper-Institutes (
2007) bedeutet dies, dass die GF5 für einen männlichen Probanden zwischen 20 und 29 Jahren mit einer
wahren VO
2max von 47,25 ml/min/kg, eine VO
2max von maximal 55,51 ml/min/kg oder minimal 45,40 ml/min/kg ausgeben könnte; seine eigentlich als „good“ zu klassifizierende VO
2max würde von Seiten der GF5 somit zumindest potenziell entweder als „excellent to superior“ (Überschätzung) oder „fair to good“ (Unterschätzung) klassifiziert. In Anbetracht dieser Klassifikationsstreubreite kann die gleichsam querschnittlich basierte und herstellerunabhängige Einschätzung von Anderson et al. (
2019), „[…] the GF5 can be an option for a person seeking an affordable and easily available method of determining VO
2max. (S. 147)“ nicht vorbehaltlos geteilt werden.