Erschienen in:
04.03.2019 | Hepatitis B | Leitthema
Zusammensetzung und Wirkmechanismen von Adjuvanzien in zugelassenen viralen Impfstoffen
verfasst von:
Dr. Ralf Wagner, Prof. Dr. Eberhard Hildt
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 4/2019
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Zusammenfassung
Die Immunogenität und Wirksamkeit von Impfstoffen werden in erster Linie von den enthaltenen Antigenen bestimmt. Die induzierte Immunantwort kann jedoch durch Zugabe von Wirkverstärkern in der Impfstoffformulierung, sog. Adjuvanzien, maßgeblich beeinflusst und gesteuert werden.
Adjuvanzien sind stofflich sehr divers und durch ihren die Immunantwort verstärkenden Effekt gekennzeichnet. In diesem Beitrag werden Adjuvanzien, die Teil in der EU zugelassener Impfstoffe sind, vorgestellt und ihre immunologischen Wirkmechanismen beschrieben.
Aluminiumsalze werden bereits seit 100 Jahren als Adjuvans eingesetzt. In jüngster Zeit wurde eine ganze Reihe neuartiger Adjuvanzien entwickelt und in zugelassene Impfstoffprodukte integriert. Viele der neuen Adjuvanzien führen nicht allein zu einer Erhöhung der impfstoffinduzierten Antikörpertiter, sondern zielen auch darauf ab, die Immunantwort in eine bestimmte Richtung zu lenken und gezielt zu modulieren. Die Suche nach innovativen Wirkverstärkern wurde wesentlich vorangetrieben bei der Entwicklung pandemischer Influenzaimpfstoffe. Durch Verwendung neuartiger Öl-in-Wasser-Emulsionen (Adjuvanzien MF 59 und AS03) gelang es, Pandemieimpfstoffe zu entwickeln, die trotz deutlich verringertem Antigengehalt wirksam sind.
Die Entwicklung neuer Adjuvanzien ist ein sehr dynamischer und zentraler Aspekt des Impfstoffdesigns: Vor einigen Jahren wurden Impfstoffe gegen das HPV-induzierte humane Zervixkarzinom und Hepatitis B zugelassen, die den Toll-like-Rezeptor-4-Agonisten MPL (3-O-Desacyl-monophosphoryl Lipid A) als Adjuvansbestandteil enthalten. Jüngst wurde in Europa ein Impfstoff gegen Herpes Zoster zugelassen, der als Adjuvans eine Kombination aus MPL und dem Saponin QS21 enthält, die auch im Malaria- und im Hepatitis-B-Impfstoff des Herstellers zur Anwendung kommen.