Den lebensbedrohlichen Folgen einer linksseitigen Zwerchfellhernie beim Fetus lässt sich durch einen intrauterinen Eingriff offenbar erfolgreich vorbeugen. In einer randomisierten Studie war die FETO-Technik, bei der ein Ballonkatheter temporär in die kindliche Luftröhre eingesetzt wird, mit signifikant höheren postnatalen Überlebensraten assoziiert.
Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.
Eine kongenitale Zwerchfellhernie kommt etwa bei einem von 4000 Neugeborenen vor. Das Hauptproblem ist, dass dadurch noch im Mutterleib die Entwicklung der kindlichen Atemwege beeinträchtigt wird. Viele der betroffenen Kinder versterben gleich nach der Geburt.
Ein Team der Universitätsklinik Leuven in Belgien hat bereits vor einigen Jahren eine Technik entwickelt, mit der sich die lebensbedrohlichen Folgen einer ausgeprägten linksseitigen Zwerchfellhernie, nämlich pulmonale Hypoplasie bzw. postnatales Atemversagen und Lungenhochdruck, möglicherweise verhindern lassen. Die Abkürzung FETO steht für Fetoscopic Endoluminal Tracheal Occlusion. Dabei wird etwa in der 28. Gestationswoche ein kleiner Ballon mittels Fetoskop über die Bauchdecke der Mutter und die Amnionhöhle in die Trachea des Kindes eingebracht, sodass diese vollständig verschlossen ist. Nach etwa sechs Wochen wird der Katheter in einem zweiten Eingriff wieder entfernt. Dieses Vorgehen basiert auf der Annahme, dass die tracheale Obstruktion das Lungenwachstum stimuliert.
FETO-Technik mit deutlich höheren Überlebensraten
Wie Dr. Jan A. Deprest und Kollegen in einer randomisierten Multicenter-Studie nachweisen konnten, war die intrauterine Ballontechnik bei Kindern mit pulmonaler Hypoplasie aufgrund einer ausgeprägten linksseitigen Zwerchfellhernie tatsächlich mit signifikant höheren Überlebensraten assoziiert. An der Studie waren neben der Universitätsklinik Leuven auch in der Fetalchirurgie erfahrene Zentren in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA beteiligt.
In der Intention-to-treat-Analyse hatte man 40 mit FETO behandelte Kinder ebenso vielen Kindern mit Standardbehandlung gegenübergestellt. Die Überlebensraten bis zur Entlassung aus der Neugeborenen-Intensivstation (primärer Endpunkt) betrugen 40% vs. 15%. Das entspricht einer um den Faktor 2,67 und damit signifikant höheren Überlebenswahrscheinlichkeit mit der Ballontechnik. Der Überlebensvorteil hielt den Forschern zufolge auch noch sechs Monate nach der Geburt an.
In der FETO-Gruppe war es allerdings viereinhalbmal häufiger zu einem vorzeitigen Blasensprung gekommen. Die Kinder dieser Gruppe waren um median vier Wochen früher zur Welt gekommen und waren bei der Geburt um median 481 g leichter. Eine vorzeitige Plazentaablösung hatte sich in beiden Gruppen in jeweils einem Fall ereignet.
Werdende Mütter sollten in Zentrumsnähe bleiben
Bei den direkten Nebenwirkungen der Technik gab es insgesamt zwar keinen statistisch signifikanten Unterschied, weder mütterlicherseits noch bei den Kindern. Besondere Beachtung finden in der Publikation jedoch zwei Fälle von Kindern aus der FETO-Gruppe, die kurz nach der Geburt gestorben waren, weil es Probleme mit der Entfernung des Ballons gegeben hatte. Bei einem der beiden wurde dabei die Plazenta verletzt, was zu einer Blutung und beim Fötus zur Bradykardie führte. Das Kind wurde durch einen Notfallkaiserschnitt geholt, eine Reanimation blieb jedoch erfolglos. Im anderen Fall konnte die Mutter bei vorzeitig einsetzenden Wehen die Spezialklinik, wo man den Ballon implantiert hatte, nicht erreichen, weil sie inzwischen (gegen den Rat der Ärzte) umgezogen war. Der in der ortsansässigen Klinik unternommene Versuch, den Ballon postnatal zu entfernen, blieb erfolglos, woraufhin das Kind verstarb.
In der Literatur wird von insgesamt neun Fällen berichtet, in denen der Ballon von einem in der Technik unerfahrenen Team entfernt werden musste. In drei Fällen hatte es dabei Probleme gegeben. Solche Zwischenfälle gehören zu den am meisten gefürchteten im Zusammenhang mit der FETO-Technik. „Wenn es nicht gelingt, den Ballon herauszuholen, bedeutet das für das Kind nach der Geburt den raschen Tod“, so Deprest und sein Team. Daher werden die Mütter dringend angehalten, den Aufenthaltsort nach der Implantation in die Nähe der Klinik zu legen.
Das Wichtigste in Kürze |
Frage: Randomisierte Multicenter-Studie zur FETO-Technik bei Kindern mit schwerer linksseitiger kongenitaler Zwerchfellhernie. Antwort: In der FETO-Gruppe waren die Überlebensraten signifikant höher, sowohl unmittelbar postnatal als auch sechs Monate später. Bedeutung: Mit der Technik der trachealen Okklusion beim Fetus lassen sich die pulmonalen Komplikationen nach der Geburt offenbar deutlich abmildern. Einschränkung: In der Studie waren in der Fetalchirurgie erfahrene Teams zum Einsatz gekommen. Beim Einsatz des Tracheal-Ballons handelt es sich um eine Off-label-Anwendung. |