Bestimmte GI-Beschwerden korrelieren mit erhöhtem Parkinsonrisiko

Dysphagie, Gastroparese, Reizdarmsyndrom oder Obstipation könnten frühe Anzeichen für eine Parkinsonerkrankung sein, legt eine Beobachtungsstudie nahe. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Es wird angenommen, dass gastrointestinale Symptome der Entwicklung von Alzheimer und zerebrovaskulären Erkrankungen vorausgehen. Nach der Hypothese des deutschen Neuroanatoms Prof. Heiko Braak könnte das auch für Parkinson zutreffen. Seiner Vermutung zufolge beginnt die Erkrankung im Magen-Darm-Trakt und wandert über den Vagusnerv ins Gehirn. Neue Daten aus den USA unterstützen diese Hypothese. Für die kombinierte Fall-Kontroll- und Kohortenstudie wurden Krankenakten aus einem USA-weiten Netzwerk verwendet. Ein Forscherteam verglich zunächst 24.624 Personen mit neu aufgetretener, idiopathischer Parkinsonkrankheit mit passenden Kontrollen, die entweder Alzheimer (n = 19.046), eine zerebrovaskuläre Erkrankung (n = 23.942) oder keine der drei Krankheiten (n =24.624) hatten. Untersucht wurde die Häufigkeit von GI-Symptomen und -Krankheiten für einen durchschnittlichen Zeitraum von sechs Jahren vor der Parkinsondiagnose. 18 Darmerkrankungen analysiert Anschließend überprüften die Forschenden dieselbe Hypothese auf andere Weise: Sie teilten alle Personen mit einer der 18 GI-Syndrome in entsprechende Gruppen und verglichen jede Gruppe mit Teilnehmenden ohne die jeweiligen Beschwerden hinsichtlich der Entwicklung von Parkinson, Alzheimer und zerebrovaskulären Erkrankungen innerhalb von fünf Jahren. Beide Analysen ergaben, dass vier GI-Symptome bzw. -Krankheiten signifikant mit einem erhöhten Risiko für eine Parkinsondiagnose assoziiert waren. Es war in der ersten Untersuchung bei Gastroparese um knapp das Fünffache und bei Dysphagie, Reizdarmsyndrom ohne Durchfall sowie bei Obstipation jeweils etwa um das Dreieinhalbfache gesteigert. In der zweiten Analyse war das Risiko bei Reizdarmsyndrom ohne Diarrhö um 17% erhöht und bei den anderen drei Erkrankungen mehr als verdoppelt. Andere Störungen wie funktionelle Dyspepsie, Reizdarmsyndrom mit Durchfall, Diarrhö und Stuhlinkontinenz waren nicht parkinsonspezifisch. Sie traten zwar häufiger bei Personen auf, die später an Parkinson erkrankten, aber auch bei Teilnehmenden mit einer späteren Alzheimer- oder zerebrovaskulären Erkrankung. Reizdarmsyndrom mit Obstipation und intestinale Pseudoobstruktion zeigten dagegen in beiden Analysen Parkinson-Spezifität. Reduziertes Risiko nach Appendektomie Die Kohortenanalyse ergab zudem ein signifikant um 52% verringertes Parkinsonrisiko bei Patienten und Patientinnen, die sich einer Appendektomie unterzogen hatten. Das werfe Fragen zu deren möglicher Rolle bei den Krankheitsprozessen auf, die zu Parkinson führen, geben die Forschenden um Bo Konings vom Universitätsklinikum Löwen zu bedenken. Entzündliche Darmerkrankungen waren dagegen nicht mit dem späteren Auftreten von Parkinson assoziiert. „Dysphagie, Gastroparese, Reizdarmsyndrom ohne Durchfall sowie Obstipation könnten spezifische Hinweise auf eine Parkinson-Erkrankung sein“, lautet das Fazit von Konings und seinem Team. Die Ergebnisse rechtfertigten die Aufmerksamkeit für gastrointestinale Syndrome bei Personen mit einem erhöhten Risiko für Parkinson. Das Wichtigste in Kürze Frage: Sind bestimmte Darmerkrankungen mit einem erhöhten Risiko, an Parkinson zu erkranken, assoziiert? Antwort: Gastroparese, Dysphagie, Obstipation und Reizdarmsyndrom ohne Diarrhö gehen mit einem erhöhten Parkinsonrisiko einher. Bedeutung: Die genannten Erkrankungen könnten frühe Anzeichen für Parkinson sein. Einschränkung: Es handelt sich um Beobachtungsdaten, sodass keine Rückschlüsse auf Kausalität möglich sind.

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