Erschienen in:
01.11.2014 | Leitthema
Adjuvante Therapie der Sepsis
Was ist gesichert?
verfasst von:
Prof. Dr. C.J. Wiedermann
Erschienen in:
Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin
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Ausgabe 8/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die letzten Jahrzehnte waren von einer großen Zahl durchgeführter Registrierungsstudien für neue Arzneimittel gekennzeichnet, mit denen die Sepsisbehandlung hätte wirksamer werden sollen. Moderne Entzündungshemmung sollte die überwältigende Entzündungs- und Gerinnungsdysregulation korrigieren, die besonders in der frühen Sepsis vorliegt. Ferner sind immunstimulierende Therapien, mit denen die im Verlauf der Sepsis spätere kompensatorische Immunparalyse beeinflusst werden sollte, untersucht worden.
Aktuelle Studienergebnisse
Das ursprünglich nur unter Auflagen zugelassene rekombinante aktivierte Protein C, Drotrecogin-α, wurde wieder vom Markt genommen, weil sich die initial beobachtete Wirksamkeit nicht bestätigen ließ. Antithrombin, dessen Verabreichung entzündungs- und gerinnungsmodulierend wirkt, blieb im generellen Einsatz bei schwerer Sepsis ohne günstige Wirkung auf das Patientenüberleben. Wenn die Sepsis zu disseminierter intravasaler Gerinnung führt, stellt die Antithrombingabe lediglich eine Behandlungsoption dar. Auch hinsichtlich der intravenösen Gabe von Immunglobulinen, der Verabreichung von immunmodulierenden Substanzen in der Ernährung als sog. Immunonutrition sowie der Substitution von Selen blieb die vermutete Wirksamkeit in kleinen heterogenen Studien im Wesentlichen unbestätigt. Mit einer für Schwerkranke nur vorübergehend empfohlenen intensiven Blutzuckerkontrolle wird das Risiko für schädliche Hypoglykämien so stark erhöht, dass die Blutzuckerzielwerte nach der inzwischen ausreichend untersuchten Normalisierungsempfehlung wieder etwas angehoben wurden.
Zusammenfassung und Ausblick
Keines der neuen Medikamente hat sich erfolgreich als neuer allgemeiner Behandlungsstandard etablieren können. Den zahlreichen laufenden Studien zur Sepsis sollte es künftig besser gelingen, die Gruppe heterogener Patienten mit Sepsis so einzuengen, dass sich die in der Präklinik und in kleinen vorbereitenden Studien erfolgreich scheinenden Therapieprinzipien tatsächlich bestätigen und als gesicherte Therapieempfehlungen generalisieren lassen.