Erschienen in:
01.07.2015 | Leitthema
Allgemeines Vorgehen bei Verdacht auf einen Anschlag mit hochkontagiösen, hochpathogenen Agenzien
verfasst von:
Dr. Martin Richter, Dr. Christian Herzog
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 7/2015
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Zusammenfassung
Der Verdacht auf das Ausbringen hochpathogener Agenzien, um der Bevölkerung bzw. Bevölkerungsgruppen oder Einzelpersonen Schaden zuzufügen, wird oftmals im Zusammenhang von Postsendungen ausgesprochen, die hauptsächlich, oder als Beistoff, undefinierbare Pulver mit oder ohne Drohschreiben enthalten. Bei anschließenden Untersuchungen wird von lokalen Einsatzkräften häufig der Ausschluss von Milzbranderregern oder deren Sporen angestrebt, was den Anschlägen in den USA aus dem Jahr 2001 mit milzbrandsporenhaltigem Pulver in Briefen zuzuschreiben ist. Bis zum jetzigen Zeitpunkt wurde jedoch in Deutschland bei „Pulversendungen“ noch nie eine absichtliche Beimengung eines hochpathogenen Agens nachgewiesen. Zudem konnte in Deutschland bisher kein terroristischer Anschlag mit gefährlichen biologischen Agenzien weder in Form von Postsendungen noch anderen Ausbringungsmethoden verzeichnet werden. Auch kann im Anschlagsfall nicht davon ausgegangen werden, dass erneut Milzbrandbakterien oder deren Sporen eingesetzt werden. Im Falle eines hinreichenden Verdachts auf einen Anschlag mittels Pulversendung reicht demnach weder die Überprüfung einer einzelnen Stoffgruppe (z.B. biologisch, chemisch, radioaktiv) noch der Ausschluss eines dezidierten Agens allein (z.B. Milzbranderreger) aus, um den Entscheidungsträgern entsprechende Informationen für das weitere Vorgehen an die Hand zu geben. Vielmehr sollte eine der jeweiligen Lage entsprechende Abfolge von Beratungs-, Ausschluss- und Messverfahren angestrebt werden, um systematisch alle relevanten Gefährdungen auszuschließen. Daher werden im Folgenden am Beispiel von Pulversendungen, Empfehlungen für das Vorgehen bei einem hinreichenden Verdacht auf das absichtliche Ausbringen gefährlicher biologischer Agenzien gegeben.