Erschienen in:
01.12.2005 | Allgemeinanästhesie
Anästhesiologisches Management bei mediastinaler Raumforderung
Aktuelle Konzepte der perioperativen Versorgung
verfasst von:
G. Erdös, M. Kunde, I. Tzanova, C. Werner
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 12/2005
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Zusammenfassung
Das perioperative Management von Patienten mit mediastinaler Raumforderung ist eine besondere klinische Herausforderung für unser Fachgebiet. Zwar stellt die Regionalanästhesie, als Verfahren der ersten Wahl, eine sichere und einfache Technik dar, doch häufig ist sie operationsbedingt nicht realisierbar. Für diese Fälle verbleibt die Allgemeinanästhesie, deren Durchführung wegen tumorbedingter Kompressionssyndrome eine akute respiratorische und hämodynamische Dekompensation (Mediastinal-Mass-Syndrom) auslösen kann. Die adäquate Versorgung der Patienten beginnt mit der präoperativen Risikoklassifizierung anhand klinisch-radiologischer Befunde. Neben Anamnese, Röntgen und computertomographischer Untersuchung des Thorax, werden dynamische Verfahren, wie Pneumotachographie und Echokardiographie zur Verifizierung möglicher intraoperativer Verdrängungserscheinungen herangezogen. Die Narkoseleitung erfolgt wach-fiberoptisch, wobei der Patient unter Erhaltung der Spontanatmung intubiert wird. Die Anästhesie wird inhalativ oder intravenös mit kurzwirksamen Präparaten fortgeführt; Muskelrelaxantien werden, falls operationstechnisch möglich, nicht verwendet. Wurde die Anästhesie als „ungewiss“ oder „gefährlich“ charakterisiert, werden je nach Ort der tumorbedingten Kompression (tracheobronchial, pulmonalarteriell, caval) alternative Techniken der Atemwegssicherung (unterschiedliche Tuben, rigides Bronchoskop) bereitgestellt und extrakorporale Oxygenierungsverfahren (Herz-Lungen-Maschine, HLM) im Operationssaal vorbereitet. Bei schwerer klinischer Symptomatik und ausgedehntem Mediastinaltumor erfolgt zusätzlich die präoperative Kanülierung der Femoralisgefäße in Lokalanästhesie. Neben der Sicherstellung der technischen und personellen Voraussetzungen ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit der beteiligten Fachabteilungen eine Grundvoraussetzung für die sichere Patientenversorgung.