Chronische Acromioclaviculargelenkverletzung Typ Rockwood V mit gleichzeitiger chronischer anteriorer sternoclavicularer Instabilität

Das Verletzungsmuster einer bipolaren Luxation der Clavicula erscheint selten im klinischen Alltag. In der Literatur steht die bipolare Luxation der Clavicula immer mit einem traumatischen Ereignis in Zusammenhang. Klinisch imponiert in der akuten Phase des Traumas ein Verlust der Schulterfunktion der betroffenen Seite. Nach aktuellem Stand der Literatur ist eine Vielzahl an operativen Versorgungsmöglichkeiten, bisher jedoch keine standardisierte Therapieempfehlung hinsichtlich dieses Verletzungsmusters publiziert. Ein konservativer Therapieversuch zur Wiederherstellung einer schmerzfreien Schulterfunktion kann initial eingeleitet werden. Ist eine suffiziente Beschwerdelinderung hierunter nicht zu erreichen, sollte die operative Versorgung der bipolaren Luxation der Clavicula mit dem Patienten besprochen und indiziert werden. Dieser Case Report beschreibt das Verletzungsmuster und die operative Versorgung einer chronischen Rockwood-V-Verletzung mit gleichzeitiger chronischer anteriorer sternoclavicularer Instabilität. Das operative Prozedere einer arthroskopisch assistierten Stabilisierung des acromioclavicularen Gelenkes (ACG) mittels Semitendinosussehnengrafts und der offenen Stabilisierung des sternoclavicularen Gelenkes (SCG) unter Verwendung eines Gracilissehnengrafts ist bisher in der Literatur nicht beschrieben. Innerhalb des postoperativen Therapiezeitraumes imponierte nach 3 Wochen eine laterale Claviculafraktur bei erneutem Traumaereignis, welche plattenosteosynthetisch versorgt wurde. Im 6‑Monats-Follow-up zeigte der Patient klinisch eine wiederhergestellte schmerzfreie Schulterfunktion. Sowohl klinisch als auch radiografisch zeigten sich das ACG und das SCG stabil. Dieser Case Report beschreibt erstmalig in der Literatur die operative Versorgung dieses Verletzungsmusters unter Verwendung von zwei Sehnengrafts.