Erschienen in:
03.06.2016 | Barrieremethoden | Originalien
Mikrobiologisches Screening bei Frühgeborenen
Ergebnisse und Konsequenzen für das Hygienemanagement
verfasst von:
Dr. W. Lindner, A. Essig, H. D. Hummler, F. Reister, H. von Baum
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 9/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Ausbruchsereignisse in Perinatalzentren sind häufig. Die Kenntnis der üblichen lokalen Kolonisationsraten mit fakultativ pathogenen Erregern (FPE) soll die Früherkennung ungewöhnlicher FPE-Häufungen ermöglichen.
Methodik
Mit einem wöchentlichen mikrobiellen Screening, das FPE mit und ohne Multiresistenz in respiratorischen Sekreten und Analabstrichen erfasst, wird das Kolonisationsmuster am Perinatalzentrum des Universitätsklinikums Ulm bei Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 1500 g (VLBWI) untersucht. Für häufige FPE wurde die wöchentliche Punktprävalenz der Kolonisation aller Neugeborenen auf der Intensivstation berechnet. Prävalenzquantile wurden erstellt, um Grenzen für eine Intensivierung klinikhygienischer Barrieremaßnahmen im Fall steigender Kolonisationsraten zu etablieren.
Ergebnisse
32 verschiedene Spezies wurden als FPE isoliert. 10 dieser FPE und koagulasenegative Staphylokokken waren bei >5 VLBWI nachweisbar und repräsentierten 90 % aller FPE-Erstnachweise. 28/206 (14 %) VLBWI waren mit multiresistenten Erregern (MRE) kolonisiert. Kontaktisolation verhinderte MRSA- und 3MRGN-Transmissionen. Der wöchentliche Vergleich aktueller Kolonisationsraten mit den Prävalenzquantilen der FPE machte ungewöhnliche FPE-Häufungen erkennbar. Bei Überschreiten des 75 %-Quantils konnten Kolonisationsraten grampositiver und gramnegativer FPE durch intensivierte klinikhygienische Barrieremaßnahmen gesenkt werden. Bei Staphylococcus aureus wurde auch die Infektionsrate gesenkt.
Schlussfolgerung
Erweitertes mikrobiologisches Screening ist hilfreich bei der Erkennung erhöhter FPE-Häufigkeiten und der Vermeidung von MRE Transmissionen.