Erschienen in:
01.08.2015 | Übersichten
Bewusstseinsstörungen während epileptischer Anfälle
verfasst von:
G. Bauer, G. Walser, I. Unterberger
Erschienen in:
Clinical Epileptology
|
Ausgabe 3/2015
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Zusammenfassung
Jeder Anfall verändert das Bewusstsein, sei es quantitativ (Wachheit) oder qualitativ (Inhalte). Absencen und fokale komplexe Anfälle sowie deren Statusformen sind durch Bewusstseinsstörungen mit Reaktions- und Erinnerungslosigkeit gekennzeichnet. Aufgrund von Befunden simultaner Untersuchungen durch Elektroenzephalographie (EEG) und funktioneller Magnetresonanztomographie wurde eine kausale Funktionsstörung der Wecksysteme angenommen. Klinische und EEG-Untersuchungen hingegen favorisieren eine rein kortikale Ausbreitung der inhibitorischen Komponente des Anfallsgeschehens. Ausgedehnte kortikale Defizitsymptome im „unresponsive wakefullness syndrome“ oder im minimal-bewussten Zustand gehen einher mit einer kompensatorischen Überaktivität der Wecksysteme. Die Befunde bei Anfällen könnten analog erklärt werden. Die Propagation des Anfalls mündet in einer diffusen kortikalen Inhibition (Bewusstseinsstörung) und tiefe Strukturen reagieren sekundär mit einem Weckversuch. Im Grand mal hingegen sind die Patienten komatös, eine direkte Rolle der Wecksysteme scheint wahrscheinlich. Bewusstseinsstörungen dienen als Kriterium für die Klassifikation von Anfällen. Die Überbetonung dieses Kriteriums geht mit einem Informationsverlust einher. Ein einfaches Sammeln von verifizierbaren Symptomen kann davor schützen.