Erschienen in:
08.06.2016 | Leitthema
Biomonitoring von Weichmachern
Allgemeine Hintergrundbelastung und Belastung an Arbeitsplätzen
verfasst von:
Dr. H. M. Koch
Erschienen in:
Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie
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Ausgabe 5/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Der Phthalat- und Weichmachermarkt befindet sich im Umbruch, da bestimmte Phthalate wegen reproduktionstoxischer Effekte sowohl mit Kennzeichnungspflichten wie auch mit Anwendungsverboten belegt worden sind. Die Verwendung des ehemals bedeutendsten Weichmachers DEHP (Diethylhexylphthalat) ist deshalb stark rückläufig. Weniger toxische Phthalate sowie Nicht-Phthalatweichmacher füllen diese Lücke.
Methoden
Das Human-Biomonitoring (HBM) ist in der Lage, über die Bestimmung spezifischer Metabolite im Urin die Belastung gegenüber mehr als 10 verschiedenen Phthalaten zu erfassen. Durch die Extrapolation von Metabolitkonzentrationen auf die tatsächlich aufgenommene Stoffmenge und den Vergleich mit Daten aus Tierstudien ermöglicht das HBM neben einer reinen Expositionsabschätzung auch Aussagen zur Risikobeurteilung.
Ergebnisse
HBM-Untersuchungen belegen, dass die Allgemeinbevölkerung gegenüber einer ganzen Reihe von Phthalaten exponiert ist. Für einige Phthalate wurden und werden dabei Überschreitungen umweltmedizinisch abgeleiteter Beurteilungswerte beobachtet. Außerdem zeigen HBM-Messungen, dass die Entwicklung der inneren Belastungen zeitnah die Veränderungen im Phthalatmarkt widerspiegelt. So ist ein steter Rückgang der Belastung mit kritisch beurteilten Phthalaten zu beobachten. HBM-Daten aus dem beruflichen Umfeld zeigen, dass die kritischen Phthalate weitestgehend ersetzt worden sind.
Schlussfolgerung
Um diesen Substitutionsprozess zu begleiten und auch die alternativen Weichmacher einer zeitnahen Expositions- und Risikobewertung unterziehen zu können, werden aktuell HBM-Methoden für die wichtigsten Substitute entwickelt. Für einige dieser Substitute (DINCH, DPHP, DEHTP) liegen bereits erste HBM-Daten vor, die steigende Belastungen belegen, die jedoch nach gegenwärtigem Kenntnisstand als unkritisch zu bewerten sind.