Erschienen in:
01.11.2014 | Originalien
Blickdiagnose bei der transurethralen Resektion von Harnblasentumoren
Macht oder Mythos?
verfasst von:
PD Dr. S. Steffens, A.J. Schrader, R. Lehmann, H. Eggers, S. Ising, D. Pfister, N. Riechert-Mühe, A. Leitenberger, A. Heidenreich, W. Thon, A.S. Merseburger, M.A. Kuczyk
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 11/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung
Goldstandard zur Diagnosestellung und Therapie eines Harnblasentumors ist die transurethrale Resektion (TURB) mit konsekutiver histopathologischer Begutachtung. Ziel der Studie war es zu überprüfen, inwieweit der operierende Urologe den Befund bzgl. Dignität und Stadium per Blickdiagnose richtig prädizieren kann. Dies ist u. a. entscheidend für die mögliche Indikation einer Mitomycin-Frühinstillationstherapie.
Studiendesign und Untersuchungsmethoden
Im Rahmen dieser prospektiven Untersuchung haben Urologen aus 5 deutschen Kliniken ihre Einschätzung zur Dignität, dem Tumorstadium und der Tumordifferenzierung in 311 Fällen unmittelbar nach der TURB anhand eines einheitlichen Fragebogens dokumentiert.
Ergebnisse
Die Sensitivität der Einschätzung, dass es sich bei dem resezierten Befund um ein Malignom handelte, betrug 97 %, wohingegen die Spezifität nur bei 41 % lag. Der positive (PPV) bzw. negative Vorhersagewert (NPV) betrugen 76 bzw. 88 %. Es wurden ebenfalls häufiger muskelinvasive Tumoren vermutet als histopathologisch bestätigt (PPV 52 %). Wurde eine Muskelinvasivität nach makroskopischem Eindruck ausgeschlossen, so stimmte dies in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle (NPV 95 %). Das Ausbildungsstadium der Operateure wirkte sich interessanterweise nicht auf den Vorhersagewert der Blickdiagnose aus.
Schlussfolgerung
Insgesamt wird deutlich, dass makroskopisch im Rahmen einer TURB tumorsuspekte Urothelveränderungen durch den operierenden Urologen, unabhängig von seinem Ausbildungsstand, nicht sicher beurteilt werden können. Der Urologe bleibt zur weiteren Therapieplanung auf das sichere Urteil des Uropathologen angewiesen.