Hintergrund
Begriff | Bedeutung im alltäglichen Sprachgebrauch | Sozialrechtliche Nutzung des Begriffs | Terminologie nach ICD und ICF | Englische medizinische Begriffe |
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Körper (lateinisch „corpus“ = Körper, Leib) | Materielles Objekt, Physis des Menschen | SGB IX: Definition von Behinderung: körperliche, seelische, geistige oder Sinnesbeeinträchtigung Durchgängige Nutzung des Begriffs in allen Sozialgesetzbüchern (SGB) | ICD: bis auf Kap. F sind alle Gruppen bezogen auf körperliche Erkrankungen, meist organbezogen oder altersbezogen (Neonatologie) | Im Kontext Gesundheit immer „physical health“ ICF: „body functions“ und „body structures“ |
ICF: Körperfunktionen sind die physiologischen Funktionen von Körpersystemen (einschließlich psychologischer Funktionen) Körperstrukturen sind anatomische Teile des Körpers, wie Organe und Gliedmaßen | ||||
Soma/somatisch (griechisch „σῶμα“ = Körper als Gegensatz zu Geist) | Körper/körperlich In der Biologie werden somatische (Körperzellen) von Keimbahnzellen unterschieden | SGB V: vereinzelte Nutzung des Begriffs: vgl. § 28 SGB V: „… Psychotherapeut [soll] vor Beginn der Behandlung den Konsiliarbericht eines Vertragsarztes zur Abklärung einer somatischen Erkrankung sowie, falls der somatisch abklärende Vertragsarzt dies für erforderlich hält, eines psychiatrisch tätigen Vertragsarztes einholen“ | ICD 10: Kapitel F somatoforme Störungen. Der Begriff wird hier ausschließlich genutzt, um körperliche Symptome bei psychischen Erkrankungen zu bezeichnen | Analog zu somatoformen Störungen „somatic symptom disorders“ z. B. in DSM‑5 |
Physis/physisch (griechisch „φύσις“ = natürliche Beschaffenheit als Gegensatz zur Psyche; s. unten) | Beschaffenheit des Körpers | Keine Verwendung | ICD 10: seltene Nutzung als physische Belastung (Z56, Z73, R53) | Häufige Nutzung im Sinne der World Health Organization (WHO)-Definition von Gesundheit: „physical, mental and social well-being“a |
ICF: durchgängig genutzt für „körperlich“ | ||||
Psyche/psychisch (griechisch „ψυχή“ = u. a. Seele, Geist, Gemüt) | Gesamtheit aller geistigen Eigenschaften, insbesondere Denken und Fühlen | Häufige Nutzung in SGB V und SGB IX (psychisch krank oder psychische Erkrankung); vgl. auch Aktion psychisch Kranke (APK) oder Modellprojekte für Kinder psychisch erkrankter Eltern | ICD 10: Kapitel F: Psychische und Verhaltensstörungen, klare Trennung von Kapitel G: Krankheiten des Nervensystems | „Psychological health“ – weitgehend synonym mit „mental health“, z. T. „emotional“, „behavioral“, und „psychosocial health“ |
ICF: Doppelbegriff „seelisch/geistig“ | ||||
Seele (mittelhochdeutsch) | Immaterielle Innenwelt; i. d. R. verknüpft mit dem Leib, den sie nach dem Tod verlässt | SGB IX: Definition von Behinderung als körperliche, seelische, geistige oder Sinnesbeeinträchtigung | ICD 10: Kapitel F: geleg. Verwendung des Begriffs „seelisch“, z. B. O99, T74, F30 | „Soul“, „spirit“, „mind“: keine Verwendung in der biomedizinischen Literatur |
ICF: In der deutschen Fassung wird der englische Begriff „mental“ meist mit dem Doppelbegriff „seelisch/geistig“ übersetzt | ||||
Geist/geistig (indogermanisch) Auch als Gegensatz zu Körper und Seele als geistige Vorstellungen/Bewusstsein | Denkendes Bewusstsein des Menschen, Verstandeskraft, Verstand | SGB IX: Definition von Behinderung als körperliche, seelische, geistige oder Sinnesbeeinträchtigungen | ICD 10: im Wesentlichen keine Verwendung des Begriffs; Intelligenzstörungen im Kapitel F, dort geleg. Verwendung des Begriffs geistig, z. B. „geistige Retardierung“, auch in Q87, Z81 | Mental (v. a. „mental health“) weitgehend synonym mit psychological health, schließt Kognition ein |
ICF: Doppelbegriff „seelisch/geistig“a |