Erschienen in:
09.11.2020 | Intensivmedizin
Der Blick des Anästhesisten auf Jethro Tulls Aqualung
verfasst von:
Prof. Dr. K. Lewandowski
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
|
Ausgabe 3/2021
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Zusammenfassung
Im Jahre 1971 veröffentlichte die britische Rockgruppe Jethro Tull ihr Meilensteinalbum Aqualung. Darauf ist ein Lied gleichen Titels zu hören, das die Geschichte eines Wohnungslosen namens „Aqualung“ erzählt, der einen kalten Tag auf einer Bank in einem Londoner Park verbringt. Es passiert nicht wirklich viel: Er schaut jungen Mädchen beim Spielen zu, bückt sich, um eine Zigarettenkippe aufzuheben, geht einen kurzen Weg zu einer öffentlichen Toilette, die Heilsarmee bietet ihm eine Tasse Tee an, er wird durch die junge Prostituierte „cross-eyed Mary“ erschreckt und flüchtet vor ihr und stirbt schließlich mit rasselnden letzten Atemzügen, die an Tiefseetauchergeräusche erinnern. Offensichtlich ist Aqualung schwer krank. Möglicherweise leidet er an einem Lungenödem, peripherer arterieller Verschlusskrankheit, posttraumatischer Belastungsstörung und vielleicht noch an weiteren der vielen, für Wohnungslose typischen Erkrankungen. Die Beschreibung seiner letzten Atemzüge mag den Anästhesisten an das Todesrasseln erinnern. Eine Möglichkeit, medizinisches Fachwissen an Ärzte zu vermitteln, besteht darin, Daten und Fakten über Erkrankungen mit Elementen der Popkultur zu verknüpfen. Dieser Essay möchte einen bis heute berühmten Rocksong als Vehikel nutzen, um Anästhesisten und Intensivmediziner für intensivmedizinisch relevante Erkrankungen von Wohnungslosen zu sensibilisieren und den Wissensstand zu verbessern.