Erschienen in:
01.05.2009 | Leitthema
Der Dissens in der Public-Health-Ethik
Ein Garant für politische Glaubwürdigkeit?
verfasst von:
Dr. K. Michelsen
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 5/2009
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Zusammenfassung
Public Health umfasst öffentlich organisierte kurative, präventive und gesundheitsförderliche Aktivitäten, die den Gesundheitszustand von Bevölkerungen positiv beeinflussen (sollen). Insofern sie diese Kriterien erfüllt, ist Gesundheitspolitik Public Health. Public Health birgt zahlreiche ethische Implikationen. Ressourcen und Gesundheitschancen werden umverteilt, Zwecke und Mittel von Public Health sowie Rechte und Pflichten sind klärungsbedürftig, Zielkonflikte existieren. Eine ethische Politikberatung ist eine wichtige Ergänzung zur natur- und sozialwissenschaftlichen Politikberatung. Aber weder ist sie in der Lage noch erhebt sie den Anspruch, Fragen über Werte und Normen abschließend zu klären. Es existieren unterschiedliche Ansätze, die vorgeschlagenen Prinzipien unterscheiden sich und stehen zueinander in Spannung. Es ist nicht zu erwarten, dass sich ein allgemein akzeptierter Rahmen für eine Public-Health-ethische Gesundheitspolitikberatung entwickeln lässt. Die Public-Health-Ethik kann eine ordnende Wirkung entfalten und den Akteuren mehr Klarheit über ihre Werte und Normen verschaffen, aber aufgrund ihrer unauflösbaren Expertendissense auch für eine Absicherung der Legitimität politischer Entscheidungen missbraucht werden. Eine Ausrichtung der Beratungsaktivitäten am „pragmatistischen Modell“ (Habermas) sowie an der Gesellschaftsberatung erscheint vielversprechend, um dieser Instrumentalisierung entgegenzuwirken.