Was gibt es Neues in Sachen Epistaxis?

Ein immer höherer Anteil älterer Patienten und der massenhafte Einsatz neuartiger oraler Antikoagulantien machen den HNO-ärztlichen Umgang mit der Epistaxis zu einer immer größeren Herausforderung, sagte Prof. Dr. Benedikt Folz, Chefarzt an der HNO-Klinik der Karl-Hansen-Klinik, Bad Lippspringe. Neue Techniken der Bildgebung wie das „Narrow Bad Imaging“ (NBI) erleichtern die Suche nach der Blutungsquelle. 60 bis 70 Prozent aller Menschen erleiden im Laufe ihres Lebens mindestens ein Mal eine Epistaxis. Die jährliche Zahl der daraus resultierenden stationären Aufenthalte bezifferte Folz auf 28 pro 100000 Einwohner. 60 Prozent der stationär behandelten Patienten stehen derzeit unter einer Behandlung mit Antikoagulantien. Darunter machen NOAKs einen immer größeren Anteil aus. Diese aus internistischer Sicht hilfreichen Medikamente bereiten HNO-Ärzten offenbar Kopfzerbrechen: „Wir stehen etwas bedröppelt da, weil wir nicht genau wissen, wie wir mit diesen Blutungen umzugehen haben“, wies Folz bei der 85. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohrenheilunde in Dortmund auf die Tatsache hin, dass es für die NOAKs derzeit kein Monitoring, kein Antidot und keine guten Erfahrungen bezüglich des Blutungsmanagements gibt. Als weiteren Risikofaktor für das Auftreten schwerer Nasenblutungen brachte Folz die arterielle Hypertonie ins Spiel – wohlwissend dass „isoliert betrachtet der Hypertonus wahrscheinlich kein Risikofaktor für Epistaxis ist.“ „Schauen Sie bei Kindern immer auf den Nasenboden“ Bei der im Akutgeschehen nicht so leichten Suche nach der Blutungsquelle sollte insbesondere bei Kindern und Jugendlichen der diagnostische Blick auf das vordere Nasendrittel und den Nasenboden gerichtet werden. In über 90 Prozent liege die Blutungsquelle hier im Bereich des Locus Kiesselbacchii. Schweres Nasenbluten bei Kindern unter drei Jahren sollte die Abklärung einer Gerinnungsstörung etwa im Sinne eines von Willebrand-Jürgens-Syndrom nach sich ziehen. Auch bei langer Blutungsdauer (> 1 Stunde) liege der Verdacht auf eine Gerinnungsstörung nahe. Bei der oftmals schwierigen Suche nach der Blutungsquelle kann das sogenannte „Narrow Band Imaging“ (NBI) heute sehr hilfreich sein. Bei dieser Technik macht man sich den Umstand zu Nutze, dass Licht bestimmter Wellenlänge den Blick durch epitheliale Schichten bis hinein ins submuköse Gewebe eröffnet. Klassiker Eiskrawatte Gelingen Lokalisation und Unterbindung der Blutungsquelle bei Patienten mit akutem Nasenbluten nicht (nach Literaturangaben in 39 bis 75 Prozent der Fall), so setzt die Mehrzahl der HNO-Ärzte nach wie vor auf Eiswürfel und Eiskrawatte – trotz nicht so eindeutiger Evidenzlage. Auch was die entsprechenden Zusatzstoffe im Falle der bewährten Salbenstreifentamponaden (Blutstillungsrate etwa 88 Prozent) angeht, sieht es in Sachen wissenschaftlich fundierter Evidenz eher mau aus. In jedem Fall zu favorisieren sind nicht verklebende Tamponaden, welche den Patienten die Entfernung – in Bad Lippspringe in aller Regel nach einer Nacht – wesentlich erleichtern. Eine therapeutische Alternative zur Tamponade bietet die in Dänemark und der Schweiz offenbar erfolgreich praktizierte Technik der „Hot Water Irrigation“. Hierbei wird die Nase mit 50 Grad Celsius heißem Wasser durchspült, um durch ein dadurch resultierendes Mukosaödem eine Kompression der blutenden Gefäße herbeizuführen. Einer weitern Verbreitung steht allein schon dieser Umstand entgegen: „Das Ganze ist ein Riesenaufwand und Sie können sich vorstellen, wie Patienten und Ärzte nach diesem Manöver aussehen“, sprach Folz von einer großen „Panscherei.“ Weitere Beiträge von der 85. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie finden Sie im Kongressdossier.

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