COVID-19: Darmselektives Nicotinamid unterstützt die Erholung

Bei viralen Infektionen wird ein verstärkter Tryptophanabbau beobachtet. In Studien sind niedrige Tryptophanwerte mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für einen schweren Verlauf von COVID-19 und Veränderungen im Darmmikrobiom assoziiert. Daraus ergibt sich ein interessanter therapeutischer Ansatz. L-Tryptophan ist biochemisch eine Vorstufe von Nicotinamid, einer gut verträglichen Variante des Vitamins B3. Die randomisiert-kontrollierte COVit-2-Studie untersuchte, ob die Supplementierung des Tryptophan-Stoffwechsels mit Nicotinamid das Mikrobiom von Patientinnen und Patienten mit COVID-19 stabilisieren und den Infektionsverlauf abmildern kann. Wie Prof. Dr. Stefan Schreiber, Direktor der Klinik für Innere Medizin I der Universitätsklinik Schleswig-Holstein in Kiel, beim Viszeralmedizinkongress berichtete, wurde ein Präparat verwendet, das durch eine besondere Formulierung das Nicotinamid erst im terminalen Ileum bei einem ph-Wert >7 freisetzt. Im Rahmen der COVit-2-Studie erhielten 867 Patientinnen und Patienten mit COVID-19 und mindestens einem Symptom randomisiert über vier Wochen entweder Nicotinamid (1.000 mg, n=430) oder Placebo (n=437). Entsprechend des Studienzeitraums waren die Probanden ungeimpft. 57,7% wiesen mindestens einen Risikofaktor für einen schweren Verlauf auf. Telefonisch und schriftlich gaben sie über bis zu sechs Monate Auskunft über Symptome und es wurden regelmäßig Stuhl- und Blutproben gewonnen. Primärer Endpunkt der Studie war eine vollständige Wiederherstellung des beeinträchtigten Befindens nach zwei Wochen. Empfehlung der Redaktion DGVS 2023 Viszeralmedizin-Kongress 2023 11.-16. September 2023 | Hamburg Auch im hohen Alter spricht nichts gegen eine Koloskopie und weder CED noch Zöliakie sind ein Grund auf Kinder zu verzichten – das waren zwei Themen beim diesjährigen Viszeralmedizin-Kongress. Ebenfalls berichtet wurde über eine Anti-IL23-Therapie bei Colitis ulcerosa und eine neue Methode in der Therapie von Analfisteln bei Morbus Crohn. Wir waren vor Ort, unsere Berichterstattung finden Sie in unserem Kongressdossier. Nach zwei Wochen häufiger wieder fit In der Nicotinamid-Gruppe wiesen 57,6% der Patientinnen und Patienten nach zwei Wochen eine Erholung ihres Befindens auf das Vor-COVID-19-Niveau auf, in der Placebo-Gruppe 42,6%. Damit erreicht die Studie ihren primären Endpunkt der Überlegenheit der Nicotinamid-Behandlung in diesem Parameter nach zwei Wochen (Odds Ratio 1,33; 95% Konfidenzintervall 1,03–1,70; p=0,004). Schreiber hob besonders die Number needed to Treat (NNT) von 7 positiv hervor. Auch die Fähigkeit, den normalen Aktivitäten nachzugehen, wurde mit Nicotinamid signifikant verbessert (p=0,009). Die Besserung schweren Hustens zeigte eine grenzwertige Signifikanz zugunsten von Nicotinamid (p=0,049), Kurzatmigkeit besserte sich klar signifikant (p=0,012), Fatigue numerisch gegenüber Placebo. Nicotinamid führte auch zu einer veränderten Aktivität der Darmmikrobiota, die den sonst bei COVID-19 beobachteten Effekten entgegenwirkte. Beispielsweise stieg die Tryptophan-Biosynthese bei Nicotinamid-Supplementierung an. Vier und sechs Wochen nach Studienbeginn waren alle Unterschiede zwischen den beiden Gruppen verschwunden. Das Nicotinamid-Produkt mit Freisetzung ab dem Dünndarm wird für die Induktions- und Erhaltungstherapie von Patienten mit leichter bis mittelschwerer Colitis ulcerosa weiterentwickelt. Die Patentanmeldung für die Formulierung ist erfolgt. basierend auf: Scheiber S et al.: „Microbiome Modification and Improvement of Signs and Symptoms of COVID-19: Ileocolonic-Release Nicotinamide in a Prospective, Double-Blind, Randomized, Placebo-Controlled Trial“, Viszeralmedizinkongress 2023, Hamburg, 11.-16.09.2023.

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