Erschienen in:
01.01.2014 | Leitthema
Diagnostik und Therapie der Luxation nach Hüfttotalprothesenimplantation
verfasst von:
B. Preininger, F. Haschke, Prof. Dr. C. Perka
Erschienen in:
Die Orthopädie
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Ausgabe 1/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Luxation nach endoprothetischem Hüftgelenkersatz stellt eine häufige und schwerwiegende Komplikation dar und ist die Ursache für eine relevante Zahl an hüftendoprothetischen Revisionseingriffen. Die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer Hüfttotalendoprothesen(HTEP)-Luxation ist mit indikations-, patienten- und operationsspezifischen Risikofaktoren assoziiert. Rund die Hälfte der HTEP-Luxationen tritt innerhalb der ersten 3 Monate postoperativ auf (Frühluxation).
Diagnostik
Die Diagnostik der HTEP-Luxation erfolgt klinisch und radiologisch. Die ursächliche Zuordnung wird anhand der Beurteilung der Gelenkstabilität, der knöchernen Situation (Lockerung, periprothetische Fraktur, Defekt) und der Weichteile (pelvitrochantäre Muskulatur) vorgenommen. Bei klinisch oder paraklinisch positiven Infektzeichen bzw. bei Spätluxationen ist die Gelenkpunktion indiziert.
Therapie
Die Festlegung der Therapie erfolgt nach der Ursache (Implantatfehlstellung, pelvitrochantäre Insuffizienz, Impingement, Inkongruenz zwischen Kopf und Inlay, kombinierte Ursachen). Die Therapie der akuten HTEP-Luxation besteht zunächst in der bildwandlerkontrollierten Reposition unter ausreichender Analgesie und Relaxation. Die konservative Therapie erfolgt mit der Ruhigstellung durch eine Hüftgelenkorthese oder einen Becken-Bein-Gips für 6 Wochen. Operative Therapiestrategien bei rezidivierenden Luxationen sind die Herstellung der korrekten Implantatposition sowie einer suffizienten Weichteilspannung. Größere Hüftköpfe, bipolare Köpfe und tripolare Pfannen finden aufgrund der geometrisch geringeren Ausrenkungswahrscheinlichkeit (höhere „jumping distance“) häufig Anwendung. Infektassoziierte HTEP-Luxationen werden nach den Prinzipien der periprothetischen Infekttherapie behandelt. Die Reluxationsrate ist mit bis zu 30 % hoch, daher sollte beim Ausbleiben des Therapieerfolgs die Versorgung in einem Zentrum für Revisionsendoprothetik angestrebt werden.
Schlussfolgerungen
Die Fahndung nach der genauen Ursache einer HTEP-Luxation ist eminent wichtig. Nur deren Kenntnis und die patienten- und implantatspezifischen Details ermöglichen eine Klassifizierung und zeigen Wege bzgl. des therapeutischen Vorgehens. Bei einer Revisionsoperation muss die intraoperative Funktionsdiagnostik exakt dokumentiert werden. Als Gründe für Spätluxationen sind Protheseninfekte, -abrieb und -lockerungen zu hinterfragen.