Erschienen in:
01.07.2014 | Leitthema
Direkte akustische cochleäre Stimulation für die Therapie der hochgradigen kombinierten Schwerhörigkeit
Codacs™ Direct Acoustic Cochlear Implant System
verfasst von:
Prof. Prof. h.c. Dr. T. Lenarz, B. Schwab, H. Maier, E. Kludt
Erschienen in:
HNO
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Ausgabe 7/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Implantierbare Hörgeräte haben heute einen festen Platz in der Therapie verschiedener Formen von Schwerhörigkeit. Mit dem Codacs™-System steht erstmals ein vibratorisches Implantat für die Behandlung der hochgradigen und an Taubheit grenzenden, kombinierten Schwerhörigkeit zur Verfügung. Durch direkte Einkopplung der Schallenergie in die Perilymphe kann über einen breiten Frequenzbereich ein sehr hoher maximaler Poweroutput (MPO) erzielt werden. Dies geschieht, indem die vibratorische Energie des elektromagnetischen Aktuators über einen Stapespiston durch die Fußplatte direkt in die Perilymphe übertragen wird.
Patienten und Methoden
Dieser Artikel umfasst die Darstellung des technischen Aufbaus und Wirkungsprinzips, der Operationstechnik, Auszüge der audiologischen Ergebnisse zweier klinischer Studien sowie einen Ausblick über weitere Kopplungsverfahren und Indikationserweiterungen. Das 2-Komponenten-System wird entweder über einen rein transmastoidalen Zugang mit posteriorer Tympanotomie oder zusätzlich über einen transmeatalen Zugang zur Darstellung der Stapesfußplatte operativ platziert. Verglichen wurden die audiologischen Ergebnisse von Patienten mit präoperativ konventioneller Hörgeräteversorgung und hochgradiger kombinierter Schwerhörigkeit, bei denen das Codacs™-System an der Medizinischen Hochschule Hannover implantiert wurde.
Ergebnisse
Bei einer Knochenleitungsschwelle zwischen 44 und 63 dB HL (Ø 54 dB HL) und „air-bone gap“ zwischen 19 und 51 dB HL (Ø 34 dB HL) können bei Patienten mit fortgeschrittener Otosklerose oder Tympanosklerose als Ursachen einer kombinierten hochgradigen Schwerhörigkeit und intakter hinterer Gehörgangswand signifikante Hörverbesserungen gegenüber der Versorgung mit konventionellen Hörgeräten erzielt werden. Der mittlere erzielbare „functional gain“ betrug 50 ± 9 dB (0,5 –4 kHz). Die Verbesserung des Sprachverstehens im Freiburger Einsilbertest betrug 85 % bei 65 dB SPL im Vergleich zu 25 % mit konventionellen Hörgeräten. Das Sprachverstehen im Störgeräusch (S0N0) mit Hörgerät verbesserte sich um 7,1 auf 0,3 dB SNR mit dem Codacs™. Die mittlere Knochenleitungshörschwelle blieb dabei unverändert oder wies geringfügige Anhebungen im niedrigen Frequenzbereich auf.
Schlussfolgerung
Mit dem CODACS-System steht erstmals eine wirkungsvolle, technologisch neuartige Therapie für Patienten mit einer hochgradigen und an Taubheit grenzenden kombinierten Schwerhörigkeit zur Verfügung.