Erschienen in:
01.04.2014 | Übersichten
Dislozierte distale Unterarmfraktur im Kindesalter
Sicherung der Reposition mittels Kirschner-Draht oder nicht?
verfasst von:
Dr. D. Großmann, W. Barthlen
Erschienen in:
Trauma und Berufskrankheit
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Sonderheft 2/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die distale Unterarmfraktur ist die häufigste Fraktur im Wachstumsalter. Die konservative Therapie mit Reposition und Ruhigstellung im Gips ist im Kindesalter die Standardtherapie.
Methode
Die Behandlungsergebnisse distaler dislozierter Unterarmfrakturen im Kindesalter, die in der Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie, Universitätsmedizin Greifswald, im Zeitraum von 1998–2007 versorgt worden waren, wurden retrospektiv analysiert. Dabei wurde der Frage nachgegangen, ob repositionspflichtige distale Unterarmfrakturen primär osteosynthetisch stabilisiert werden sollten. Zur Auswertung wurden die Krankenblattdaten und ein durch die Patienten beantworteter Fragebogen herangezogen.
Versorgung
Im genannten Zeitraum wurden 211 Patienten mit 215 Frakturen behandelt. Nach Reposition im Gips wurden 62,8 % (n = 134) der Frakturen ruhiggestellt. Bei 17 Patienten aus diesem Kollektiv (12,7 %) kam es zur sekundären Dislokation. Bei 37,7 % (n = 81) Frakturen erfolgte eine primäre osteosynthetische Versorgung. Dislokationen nach erfolgter osteosynthetischer Stabilisierung traten nicht auf. Als postoperative Komplikation kam es bei 2 Patienten zu leichten Pintraktinfektionen der Kirschner-Drähte, die nach der Metallentfernung folgenlos abheilten.
Fragebogen
Der Fragebogen wurde von 30,3 % (n = 64) der Patienten beantwortet. Insgesamt waren 85,9 % (n = 55) mit dem Behandlungsergebnis in der Gesamtheit sehr, 12,5 % (n = 8) mittel und 1,6 % (n = 1) gar nicht zufrieden. Keine signifikanten Unterschiede nach erfolgter Osteosynthese und alleiniger Ruhigstellung im Gips fanden sich bezüglich der Fragen nach bestehenden Bewegungseinschränkungen, Schmerzen und Kraftminderung. Nach erfolgter Osteosynthese empfanden 40,6 % (n = 13) der Befragten die verbliebenen Narben als störend. Signifikante Unterschiede ergaben sich bezüglich der bestehenden Empfindungsstörungen. Wetterfühligkeit und Taubheitsgefühl wurden nach erfolgter Osteosynthese 3-mal häufiger angegeben.
Schlussfolgerung
Die Therapie der Wahl bei dislozierten distalen Unterarmfrakturen im Kindesalter sind die geschlossene Reposition und Ruhigstellung im Gipsverband. Es muss jedoch die Möglichkeit der sekundären Dislokation in Erwägung gezogen werden. Im Zweifel sollte die zusätzliche Stabilisierung mittels Kirschner-Draht-Osteosynthese erfolgen. Mit dieser perkutanen Versorgung steht eine effektive und sichere Methode für die Behandlung der distalen Unterarmfraktur zur Verfügung, um sekundäre Dislokationen zu vermeiden.