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06.11.2023 | DKK 2024 | Nachrichten

Ausblick auf den Krebskongress

Gynäkologische Tumoren: "Das Armamentarium erweitert sich exponentiell"

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Neue Therapie-Targets, Innovationen durch KI aber auch supportive und psychoonkologische Themen sind auf dem Deutschen Krebskongress 2024 vertreten. Welche Innovationen Prof. Hasenburg als besonders wichtig erachtet, erzählt Sie im Interview. 

„Zu den Themen Brustkrebs und gynäkologische Tumoren wird beim DKK ein sehr breiter Bogen gespannt“, so Prof. Dr. Annette Hasenburg, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie in der Deutschen Krebsgesellschaft.  „Teilnehmende erfahren, welche neuen Biomarker und Therapie-Targets entdeckt wurden, die die personalisierte Medizin in der onkologischen Gynäkologie voranbringen, welche Fortschritte durch den Einsatz von KI erzielt werden und welche Innovationen in Diagnostik, Therapie und Versorgung besonders vielversprechend sind.“

Hasenburg betont, dass sich der DKK außerdem ausgewählten Aspekten der Komplementärmedizin, der supportiven Therapie wie auch der Psychoonkologie widmet. „Wie kann eine berufliche Reintegration von Krebspatientinnen gelingen? Welche psychoonkologischen Maßnahmen sind sinnvoll? Wie mit Sexualitätsstörungen umgehen? –  Auch hierüber diskutieren wir auf dem Kongress.“ Und sie empfiehlt: „Schauen Sie ins Programm, welche der zahlreichen Plenar- und anderen Sitzungen besonders interessant für Sie sind! Ich freue mich darauf, Sie im Februar begrüßen zu können.“ 

Frau Professor Hasenburg, welche Innovationen halten Sie für besonders wichtig – einerseits in der Brustkrebstherapie und andererseits in der Therapie gynäkologischer Tumoren?

Prof. Dr. Annette Hasenburg: Das Armamentarium für Karzinomerkrankungen erweitert sich für fast alle Entitäten in den letzten Jahren exponentiell. Die PARP- und CDK 4/6 Inhibitoren, sowie die Antikörperdrugkonjugate und auch die Checkpointinhibitoren haben das rezidivfreie und Gesamtüberleben deutlich verbessert. Sogar in fortgeschrittenen oder metastasierten Situationen gibt es wieder Hoffnung für unsere Patient*innen. Am meisten freut mich die Entwicklung der neuen molekularen Klassifikation für das Endometriumkarzinom und die an der dieser orientierten modifizierte Therapie, die ein wirklich individualisiertes Vorgehen ermöglicht. Bei einer POLE Mutation kann unseren Frauen eine weitere Behandlung erspart werden, bei einer p53 Mutationen eine intensivere Therapie das Überleben verbessern.

Was halten Sie von der klinischen Implementierung des polygenen Risikoscores (PRS) in die Risikoprädiktion von Brust- und Eierstockkrebs? 

Ich halte sie für sehr sinnvoll, da mit dem PRS Patientinnen identifiziert werden können, die obwohl sie für die Hochrisikogene negativ sind, ein erhöhtes genetisches Risiko aufweisen und deshalb sowohl eine entsprechende Aufklärung als auch ein intensiviertes Screening benötigen, gegebenenfalls sogar prophylaktische Operationen.

Wichtig ist mir aber auch, dass Patientinnen selber durch ihre Lebensstilfaktoren Einfluss auf das persönliche Risiko einer Krebserkrankung nehmen können wie z.B. durch körperliche Aktivität, Ernährung und Aufbau einer Stressresilienz. Auch darüber sollte beraten werden.

Und welche Untersuchungen im Rahmen der gynäkologischen Krebsvorsorge sollten aus Ihrer Sicht von den Krankenkassen bezahlt werden (Stichwort IGeL-Leistungen, z.B. Ultraschall und andere)?

Erfreulicherweise wurde das MG Screening für Frauen > 70 Jahre erweitert. Nach meiner Meinung wäre es auch sinnvoll, die Vaginalsonographie in die Krankenkassenleistungen zu integrieren. Ich führe sie bei allen meinen Patientinnen durch, da ich so wichtige Zusatzinformationen sowohl für benigne als auch maligen Erkrankungen erhalte. Bei zunehmender Adipositas in unserer Gesellschaft ist es oft schwierig, das innere Genitale nur durch eine Palpation adäquat zu beurteilen.

Sie selbst sind in der Psychoonkologie engagiert, unter anderem als Leiterin der Task Force Psychoonkologie der European Society of Gynaecological Oncology (ESGO). Welche Bedeutung messen Sie psychoonkologischen Maßnahmen und zudem der Komplementärmedizin sowie der supportiven Therapie in der Behandlung von Patientinnen mit frauenspezifischen Tumoren bei?

Jede Karzinomkrankung hat ihre Folgen, jede Therapie ihre Nebenwirkungen.

Die Reise durch eine Krebserkrankung - von der Diagnose, über die Therapie, die Entlassung in das Selbstmanagement, die Langzeitnachsorge und unter Umständen ein Rezidiv - ist durch viele unterschiedlich belastende Situationen gekennzeichnet
Um mit diesen Herausforderungen besser und vor allem auch selbstbestimmter umgehen zu können, ist es wichtig, dass wir unsere Patient*innen durch eine psychoonkologische Begleitung, durch supportive Maßnahmen und durch die Angebote der Komplementärtherapie unterstützen.

Es geht sowohl um die bestmögliche somatische Therapie für unsere Patient*innen, aber auch um einen holistischen Ansatz - die gemeinsame Behandlung von Körper und Psyche - , wie er in vielen Sitzungen auf dem DKK diskutiert wird. Wir sollten bei allen Therapien die Lebensqualität im Fokus haben und uns auch um Probleme und Behandlungen von Einschränkungen für eine Partnerschaft und Sexualität, die eine Karzinomerkrankung mit sich bringen kann, aktiv verantwortlich fühlen. 

Sitzungsauswahl Brustkrebs und gynäkologische Tumoren

Vulnerabilität durch Krebs ‒ was kommt nach der Ersterkrankung?
22. Februar 2024, 09:15 - 10:30 Uhr

Plenarsitzung PARP-Inhibitors I: PARP inhibitors for ovarian cancer ‒ where do we stand, where do we go?
23. Februar 2024, 08:00 - 10:00 Uhr

Plenarsitzung Breast Cancer I: New perspectives in treatment of breast cancer
23. Februar 2024, 08:00 - 10:00 Uhr

Plenarsitzung Breast Cancer II: New perspectives in treatment of breast cancer
23. Februar 2024, 10:15 - 12:15 Uhr

Cancer Survivorship
23. Februar 2024, 10:45 - 12:15

Personalisierte Krebstherapie beim Eierstockkrebs
23. Februar 2024, 16:45 - 17:45 Uhr

Interdisziplinäre Tumorboard-Sitzung: Simultantumoren 
23. Februar, 18:00 - 19:00 Uhr

Fortbildungssitzung: Aktuelle Entwicklungen beim metastasierten Mammakarzinom 
24. Februar 2024, 09:15 - 10:30 Uhr

Interdisziplinäre Tumorboard-Sitzung: Leitlinienbasierte Fallbeispiele in der integrativen Medizin
24. Februar, 15:30 - 16:30 Uhr

Viele weitere Sitzungen finden Sie auf der Kongresswebseite: https://www.deutscher-krebskongress.de/

Fortschritt gemeinsam gestalten – so lautet das Motto des nächsten Deutschen Krebskongresses

Auf dem größten und wichtigsten onkologischen Fachkongress im deutschsprachigen Raum – 2024 mit mehr als 300 Sitzungen verschiedener Formate – treffen sich alle an der Diagnose und Behandlung von Krebserkrankungen beteiligten Fachrichtungen zum interdisziplinären Austausch. 

„Mein zentrales Anliegen ist es, mit dem DKK 2024 den Wissenszuwachs für alle in der Onkologie engagierten Menschen voranzubringen und den interdisziplinären Austausch zwischen den Expert*innen aller Fachrichtungen weiter zu fördern“, sagt Professor Dr. Reinhard Büttner, Kongresspräsident des DKK 2024 und Direktor des Instituts für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie an der Uniklinik Köln. „Außerdem möchten wir gezielt den Nachwuchs für die Onkologie begeistern und fit für die Herausforderungen der Zukunft machen.“

Empfehlung der Redaktion

Kongressdossier zum Deutschen Krebskongress 2024

21. - 24. Februar 2024 | Berlin

Erfahren Sie auf dieser Seite, was auf dem DKK 2024 diskutiert wurde. Es ging um den Stellenwert der Künstlichen Intelligenz in der Onkologie, um Innovationen bei Ovarial- und Glioblastom oder die teils gravierenden Nebenwirkungen von Checkpoint-Inhibitoren. Außerdem lesen Sie zu den Dos und Don’ts des molekularpathologischen Befundberichts.

Der DKK wird gemeinsam von der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Krebshilfe veranstaltet. Er bildet die Vielfalt onkologischer Themen in verschiedenen Sitzungsformaten, wie etwa Plenarsitzungen und Highlight-Sitzungen, ab. Zudem können sich die Teilnehmer*innen auch in interaktiven Tumorkonferenzen und Fortbildungsveranstaltungen weiterbilden. Dabei wird der onkologische Nachwuchs gezielt eingebunden und Studierenden werden berufliche Perspektiven aufgezeigt. Aktuelle Fragestellungen, wie beispielsweise zur Krankenhausreform, werden in gesundheitspolitischen Foren diskutiert.

Dieser Bericht ist Teil der Medienkooperation zwischen Springer Medizin und der Deutschen Krebsgesellschaft / der Deutschen Krebshilfe zum DKK 2024.

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