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02.05.2023 | EHRA 2023 | Kongressbericht | Nachrichten

EHRA-Kongress

Vorhofflimmern: Weniger Schlaganfälle bei Behandlung mit Statinen

verfasst von: Peter Overbeck

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Bei Patienten mit neu diagnostiziertem Vorhofflimmern, die in der Folge eine Statintherapie verordnet bekamen, traten Schlaganfälle seltener auf als bei Patienten ohne eine entsprechende Therapie, zeigt eine große retrospektive Beobachtungsstudie.

Vorhofflimmern geht mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko einher. Durch eine Behandlung mit Statinen lässt sich dieses Risiko möglicherweise senken. Dies legen zumindest Ergebnisse einer umfangreichen retrospektiven Analyse einer chinesischen Arbeitsgruppe nahe, die Dr. Jiayi Huang, Hong Kong University at Shenzhen Hospital, Shenzhen, beim Kongress der European Heart Rhythm Association (EHRA) 2023 in Barcelona vorgestellt hat.

Daten von mehr als 51.000 Patienten analysiert

Danach war eine nach Diagnose von Vorhofflimmern begonnene Behandlung mit Statinen bei älteren Patientinnen und Patienten mit einem niedrigeren Risiko sowohl für ischämische als auch hämorrhagische Schlaganfälle und für TIAs assoziiert – unabhängig davon, ob sie eine orale Antikoagulation erhalten hatten oder nicht. Bei längerfristiger Behandlung war die damit einhergehende Protektion größer als bei kürzerer Statingabe.

Jiayi Huang und ihr Team haben für diese Analyse Daten von 51.472 Patientinnen und Patienten (medianes Alter 75 Jahre, 47,7% Frauen) ausgewertet, bei denen zwischen 2010 und 2018 erstmals Vorhofflimmern festgestellt worden war. Davon hatten 11.866 Patienten nach der Diagnose eine Behandlung mit Statinen erhalten (statin users), die übrigen 39.606 Patienten dagegen nicht (statin nonusers).

Risiko für ischämische Schlaganfälle um 17% niedriger

Primärer Studienendpunkt war das Auftreten von ischämischen Schlaganfällen und systemischen Embolien sowie von hämorrhagischen Schlaganfällen und TIAs in einem medianen Follow-up-Zeitraum von 5,1 Jahren. Patienten mit Statintherapie hatten in dieser Zeit ein relativ um 17% niedrigeres Risiko für ischämische Schlaganfälle und systemischen Embolien als Patienten der Nonuser-Gruppe (Jährliche Inzidenz: 2,94% vs. 3,15%; Subdistribution Hazard Ratio: 0,83; 95%-KI: 0,78 – 0,89, p<0,01). Für hämorrhagische Schlaganfälle als Endpunkt ergab sich eine relative Risikoreduktion um 7% (Jährliche Inzidenz: 0,46% vs. 0,52%; SHR: 0,93; 95%-KI: 0,89 – 0,98, p<0,01) und für TIAs eine Reduktion um 15% (Jährliche Inzidenz: 0,32% vs. 0,38%; SHR: 0,85; 95%-KI: 0,80 – 0,90, p<0,01).

Die Dauer der Statintherapie schien dabei von Bedeutung für das Ausmaß der Risikoreduktion gewesen zu sein. So war bei Patienten, die sechs Jahre und länger ein Statin hatten, das Risiko für ischämische Schlaganfällen und systemische Embolien um 43%, das Risiko für hämorrhagische Schlaganfälle um 44% und das Risiko für TIAs um 42% niedriger als bei Patienten mit einer kürzeren Statintherapie (drei bis maximal 24 Monate).

Nach Ansicht von Studienleiterin Jiayi Huang stützen diese Ergebnisse die Empfehlung, dass Patienten mit neu diagnostiziertem Vorhofflimmern zur Prävention von Schlaganfällen eine Behandlung mit Statinen erhalten sollten.

Kausalität muss noch bewiesen werden

Dass sich mit Statinen nicht nur Herzinfarkte, sondern auch Schlaganfälle verhindern lassen, ist keine neue Erkenntnis. Eine Metaanalyse randomisierter Studien kam 2009 zu dem Ergebnis, dass jede mit Statinen erzielte Reduktion des LDL-Cholesterins um 1 mmol/l (39 mg/dl) mit einer relativen Reduktion des Schlaganfallrisikos 21,1% assoziiert war. Auch in der Sekundärprävention von zerebralen Rezidivereignissen bei Patienten mit nicht kardioembolisch verursachtem Schlaganfall hat sich eine Statintherapie in der SPARCL-Studie als wirksam erwiesen.

Die neue Studie der Autorengruppe um Jiayi Huang legt nahe, dass die zerebroprotektiven Effekte von Statinen auch bei älteren Patientinnen und Patienten mit Vorhofflimmern zum tragen kommen könnten. Allerdings kann die retrospektive Analyse nur Assoziationen aufzeigen, aber keinen kausalen Zusammenhang zwischen Statintherapie und beobachteter Risikoreduktion belegen. Auskunft darüber, ob etwa durch diese Therapie auch das Risiko speziell für kardioembolische Schlaganfälle, die in Zusammenhang mit Vorhofflimmern stehen, reduziert wird, ist aus der Studie nicht zu beziehen.

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Literatur

Jiayi Huang: Statin use improves the outcomes in patients with atrial fibrillation: A population-based study. Session „Arial Fibrillation – Round 1 – OAC“, Kongress der European Heart Rhythm Association (EHRA)  16. – 18. April 2023, Barcelona

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