Erschienen in:
12.05.2016 | Acetabulumfraktur | Leitthema
Einfluss des Beckenregisters der DGU auf die Versorgung von Beckenringfrakturen
verfasst von:
PD Dr. J. H. Holstein, F. M. Stuby, S. C. Herath, U. Culemann, E. Aghayev, T. Pohlemann
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 6/2016
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Zusammenfassung
Die Inzidenz von Beckenringfrakturen ist mit einem Anteil von je nach Studienlage 2–8 % aller Frakturen vergleichsweise gering. Das Erscheinungsbild einer Beckenringfraktur ist sehr vielfältig und reicht von einfachen und meist „harmlosen“ Typ-A-Verletzungen bis hin zu lebensbedrohlichen komplexen Typ-C-Verletzungen. Während in der Vergangenheit postuliert wurde, dass ein hohes Energieniveau erforderlich ist, um den Beckenring zu frakturieren, wurde in den letzten Jahren nicht zuletzt durch Daten des Beckenregisters der DGU evident, dass bei osteoporotischem Knochen oft auch ein Bagatelltrauma zu einer Beckenringfraktur führen kann. Es kristallisierte sich heraus, dass bei einem rasant wachsenden geriatrischen Patientenkollektiv sogar ohne vorangegangenes Trauma Insuffizienzfrakturen des Beckenrings zu beobachten sind.
Auch an großen Traumazentren ist die Anzahl der Patienten mit Beckenringfrakturen vielfach nicht ausreichend, um durch Monocenterstudien valide Aussagen über epidemiologische, diagnostische und therapeutische Entwicklungen treffen zu können. Aus diesem Grunde wurde bereits 1991 von der AG Becken der DGU das weltweit erste und bis heute einzige Register zur Dokumentation und Evaluation von Beckenverletzungen ins Leben gerufen. Standen anfänglich v. a. epidemiologische und diagnostische Fragestellungen im Vordergrund der Dokumentation, entwickelte sich im Laufe der Zeit ein zunehmend wachsender Datensatz mit umfassenden Parametern zu Verletzungsmustern, operativen und konservativen Therapieregimen sowie dem kurz- und langfristigen Outcome der Patienten. Während das Beckenregister ursprünglich in 10 Einrichtungen gestartet wurde, nehmen mittlerweile über 30 Kliniken auch außerhalb Deutschlands an der Datendokumentation teil. Allein in der dritten Phase der Registerarbeit konnten seit 2004 an die 15.000 Patienten mit Becken- und Azetabulumfrakturen in die Datenbank eingeschlossen werden. Neben dem wissenschaftlichen Einfluss des Beckenregisters, der sich in zahlreichen nationalen und internationalen Publikationen widerspiegelt, konnten durch die Datenerhebungen die sich dramatisch wandelnde Epidemiologie von Beckenringverletzungen, Weiterentwicklungen in der Diagnostik sowie die sich über den Zeitverlauf ändernden operativen Therapieverfahren aufgezeigt werden. Nicht zuletzt die aus der Datenlage abgeleiteten und heute etablierten Diagnostik- und Therapiealgorithmen bei Beckenringfrakturen spiegeln den klinischen Wert des Beckenregisters wider.