Einleitung
Das von
Chlamydia psittaci verursachte Krankheitsbild wird als Ornithose
(Psittakose, Papageienkrankheit) bezeichnet und umfasst pulmonale und systemische Verlaufsformen.
Der Wirtsbereich des Erregers dieser Zoonose erstreckt sich über mehr als 130 Vogelarten. Praktisch wichtig sind Geflügel (Enten, Truthähne), Tauben, Wellensittiche und Papageien (Papageienkrankheit).
Infektionsweg
Die Übertragung erfolgt aerogen durch Einatmen von infektiösem Staub (getrocknete Sekrete, Exkremente, Federn), aber auch durch unmittelbare Berührung der Vögel. Infizierte Vögel können asymptomatisch oder schwer krank sein. Unbehandelt werden 10 % der Tiere zu chronischen asymptomatischen Trägern. Begünstigend wirkt die relative Umweltresistenz des Erregers. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist extrem selten (Laborpersonal) und spielt epidemiologisch keine Rolle.
Häufigkeit
In Deutschland wurden 11 Erkrankungsfälle im Jahre 2019, in den Jahren 2013 bis 2018 jeweils 9 bis 11 Fälle gemeldet (
Robert Koch-Institut).
Symptomatik
Je nach Alter und Immunkompetenz entwickeln sich nach einer Inkubationszeit von 1–4 Wochen unterschiedliche Verläufe:
Der Krankheitsverlauf erstreckt sich über 6–8 Wochen bei pulmonaler und typhoider Form. Nach ausgeheilter Erkrankung besteht lebenslange Immunität.
Unbehandelt oder bei einer Fieberdauer >3 Wochen liegt die Letalität bei 20–50 %.
Diagnostik
Die Diagnose wird durch den Nachweis gattungsspezifischer
Antikörper im
Serum gestellt (KBR, ELISA). Die Referenzmethode zum Nachweis spezies-spezifischer Antikörper ist der Mikroimmunfluoreszenztest
(MIF), der jedoch nur in wenigen Laboratorien verfügbar ist. Als
Goldstandard gilt der kulturelle Nachweis, der nur in Laboratorien der Sicherheitsstufe III zugelassen ist. Der molekularbiologische Nachweis mittels PCR ist spezies-spezifisch und hoch sensitiv, ein kommerzieller Test steht noch nicht zur Verfügung.
Differentialdiagnostisch müssen eine Legionellose
,
Q-Fieber,
Influenza, COVID-19
, Chlamydia-pneumoniae-Pneumonie
sowie bei septischen Verlaufsformen Typhus
und Fleckfieber
in Betracht gezogen werden.
Therapie
Zur antibiotischen Therapie sind Tetracycline über 10–21 Tage das Mittel der Wahl. Alternativ können Makrolide (Erythromycin, Azithromycin) sowie Chinolone eingesetzt werden.
Meldepflicht
Nach § 7 IfSG ist der Erregernachweis von
Chlamydia psittaci meldepflichtig, sofern der Hinweis auf eine akute Infektion besteht.
Gutachterliche Bewertung
Zu den Risikogruppen für die Erkrankung im Sinne einer Berufskrankheit zählen Landwirte, Beschäftigte in der Geflügelindustrie, Kanalarbeiter, Tierärzte, Tierhändler, Tierpfleger, Taubenzüchter und Vogelhalter allgemein.