Das zervikale Sekret stellt nach der Vagina die nächste Barriere der Spermien im weiblichen Organismus dar. Nur um den Zeitpunkt der Ovulation ist der
zervikale Mukus für die Spermien tatsächlich penetrierbar. Unter Östrogeneinfluss in der ersten Zyklushälfte steigt die Sekretionsmenge des zunehmend wässrigen Sekretes mit verminderter Viskosität an. Es besteht nun neben 95 % Wasser aus fibrillären
Glykoproteinen, löslichen Stoffen wie
Glukose, Mannose, Maltose, Lipiden, Peptiden,
Aminosäuren, Proteinen und anorganischen Salzen. Eine Spinnbarkeit des Sekretes wird sichtbar und die Spermien können den Mukus aufgrund der mizellenartigen, parallelen Struktur mit großen Zwischenräumen gut penetrieren. Postovulatorisch nimmt mit steigendem Progesteronspiegel die Viskosität des Sekretes wieder zu, und die Sekretionsmenge nimmt ab. Das Zervikalsekret ist nun gitterförmig aufgebaut mit kleineren Zwischenräumen. In dieser Phase ist die zervikale Passage für die Spermien kaum passierbar (Curlin und Bursac
2013; Martyn et al.
2014). So wie der Mukus in der richtigen Zyklushälfte die Spermien in ihrem Transport, ihrer Weiterleitung und ihrer Akzeptanz in Richtung Eizelle unterstützen kann, so stellt er aber doch auch einen ersten
Selektionsmechanismus dar. Morphologisch auffällige und weniger gut bewegliche Spermien
werden ausselektiert. Ob die Zervix darüber hinaus auch als Reservoir für Spermien dient, ist bislang nicht geklärt. Nach erfolgtem Koitus oder Durchführungen von
Inseminationen können bis zu 5 Tage später noch bewegliche Spermien in der Zervix nachgewiesen werden – ob diese aber auch für eine
Befruchtung zur Verfügung stehen würden, ist unklar. Sicher ist, dass nach Kontakt der Spermien mit der Zervix eine lymphozytäre Immunantwort des weiblichen Organismus erfolgt und das langfristige Überleben der Spermien in der Zervix dadurch gefährdet ist (Suarez und Pacey
2006).