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Photodynamische Therapie bei Kopf-Hals-Tumoren

Verfasst von: Veronika Volgger und Christian Stephan Betz
Goldstandard in der Therapie von Kopf-Hals-Malignomen sind die Chirurgie und Radio(chemo)therapie. In speziellen Fällen jedoch können alternative Therapien, wie die photodynamische Therapie (PDT) erwogen werden. Grundvoraussetzung für die PDT ist ein Photosensibilisator, der lokal oder systemisch verabreicht wird. Anschließend wird dieser durch Licht aktiviert, was wiederum durch Freisetzung von Sauerstoffradikalen zu einem Gewebeuntergang führt. Nach bisheriger Studienlage kann die PDT eine sichere und effiziente Therapie bei rezidivierenden, residuellen oder multiplen Karzinomen des oberen Luft- und Speisewegs sein, bei denen die Standardtherapie versagt hat. Ebenso wurde die PDT erfolgreich in der Therapie früher oraler oder laryngealer Karzinome, bei ausgedehnten Präkanzerosen und schwierig therapierbaren Hautläsionen eingesetzt. Der wahre Wert der Methode ist, aufgrund begrenzter Patientenzahlen, noch nicht klar.

Einleitung

Kopf-Hals-Malignome werden hauptsächlich chirurgisch oder strahlentherapeutisch, oft in Kombination mit Chemo- oder Immuntherapie, behandelt. Trotz vieler Fortschritte im Bereich der Onkologie in den letzten Jahrzehnten liegt die 5-Jahres-Überlebensrate für Patienten mit Plattenepithelkarzinomen (PEC) des oberen Aerodigestivtrakts (OADT) nur bei knapp mehr als 50 %. Viele dieser Patienten leiden an Langzeitfolgen der Therapie bzw. kommen schon bei Erstdiagnose weder für die Chirurgie noch die Strahlentherapie infrage, sodass sich der Wunsch nach einer funktionserhaltenden, sicheren und effizienten Therapie ergibt.
Wenngleich die Anwendung der photodynamischen Therapie (PDT) bei Kopf-Hals-Tumoren erstmals bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschrieben wurde, verbreitete sie sich erst in den 1980er-Jahren, als Laserlicht leichter verfügbar und die Qualität und Selektivität der Photosensibilisatoren besser wurden. Die PDT ist eine minimalinvasive Therapie, bei der ein Photosensibilisator topisch oder systemisch, abhängig von Tumorgröße und -lokalisation, appliziert und dann mit Licht spezieller Wellenlängen aktiviert wird. Hauptsächlich durch die Bildung von Sauerstoffradikalen kommt es zum Zelluntergang im Tumor.

Hintergrund

Photosensibilisatoren

Initial wurden Porphyrine eingesetzt. Sie werden mit rotem Licht von ca. 630 nm Wellenlänge aktiviert. Der weltweit am häufigsten verwendete Photosensibilisator dieser Gruppe ist Photofrin® (Profimer Natrium, Pinnacle Biologics, Chicago, USA). Photofrin ist zugelassen für die Therapie pulmonaler Läsionen – der Einsatz bei Kopf-Hals-Tumoren ist off-label.
Ein weiteres Porphyrin ist Protoporphyrin IX (PPIX), das nach topischer Applikation von 5-Aminolävulinsäure (ALA) in den oberflächlichen Gewebeschichten entsteht. Bei topischer Applikation kann der phototoxische Effekt eine Eindringtiefe von ca. 1 mm nicht überschreiten, was den Einsatz auf präkanzeröse und frühinvasive Läsionen begrenzt.
Chlorine werden ebenfalls häufig, vor allem systemisch, eingesetzt. Hier ist allen voran mTHPC (m-Tetrahydroxyphenylchlorin; Foscan®, Biolitec Pharma, Dublin, Irland) zu nennen. mTHPC ist in Europa und einigen asiatischen Ländern zur palliativen Therapie von Kopf-Hals-Tumoren zugelassen. Das Absorptionsmaximum liegt bei 652 nm, und Gewebeeffekte können bis etwa 10 mm Tiefe registriert werden. Zudem ist eine verkürzte Behandlungszeit von ca. 200 s möglich.
Bis dato gibt es keinen rein tumorselektiven Photosensibilisator, was die hohe Photosensitivität im gesunden Gewebe bei systemischer Applikation erklärt. Um eine möglichst hohe Tumorspezifität zu erlangen, sind das Dosis-Licht-Intervall sowie die Beleuchtungsprotokolle (Wellenlänge, Energieflussrate, applizierte Energie) entscheidend.

Lichtquellen

Um Therapiezeiten kurz zu halten, werden hochenergetische Lichtquellen benötigt. Bei Kopf-Hals-Tumoren werden meistens Diodenlaser verwendet, da sie relativ günstig in der Anschaffung und Erhaltung, robust und mobil sind und die Wellenlänge angepasst werden kann. Für eine oberflächliche Beleuchtung wird in den meisten Fällen eine Mikrolinse verwendet. Für die intraluminale Beleuchtung werden sphärisch oder zylindrisch abstrahlende Laserlichtapplikatoren eingesetzt, und knotige Tumoren machen eine interstitielle Faserapplikation erforderlich. Abb. 1 zeigt das Setup bei interstitieller PDT.

Sicherheit

Vor breiter klinischer Anwendung wurden Studien durchgeführt, die bestätigten, dass die PDT im Kopf-Hals-Bereich ein sicheres Therapieverfahren darstellt.
Folgendes gilt:
  • Die Heilung erfolgt mit geringerer Narbenbildung im Vergleich zur Chirurgie, da Kollagen und Elastin in Gewebebiopsien vollständig erhalten bleiben (Grant et al. 1997).
  • Während es in kleineren Gefäßen zu Endothelschäden und Thrombosen kommen kann, bleiben größere Strukturen, wie z. B. die Arteria carotis, unverletzt (Kübler et al. 2003), solange deren Gefäßwand nicht infiltriert wird.
  • Neurone werden durch die PDT nicht geschädigt (Kübler et al. 2003).
  • Abgesehen von der erhöhten Photosensitivität gibt es in der Regel keine Nebenwirkung durch den Photosensibilisator. Eine kumulative Toxizität durch wiederholte PDT ist nicht bekannt.

Klinische Anwendung

Im Folgenden werden mögliche Indikationsgebiete für die PDT im Kopf-Hals-Bereich aufgeführt und kritisch diskutiert.

Lokal fortgeschrittene Plattenepithelkarzinome (PEC) des OADT

Bei lokal fortgeschrittenen Kopf-Hals-Malignomen steht die Symptomkontrolle und das Hinauszögern des Tumorprogresses im Vordergrund. 2004 erfolgte eine multizentrische Studie mit 128 konventionell austherapierten Patienten, die eine Foscan-PDT (0,15 mg/kg Körpergewicht [KG] intravenös, Zeitintervall bis PDT 96 Stunden, Gesamtenergiedosis 20 J/cm2) erhielten. Primäres Ziel war der klinische Nutzen, sekundäre Ziele waren das Tumoransprechen und das Überleben. 16 % der Patienten zeigten ein komplettes (CR), 38 % generell ein Ansprechen (OR) des Tumors. Patienten mit Tumoren von <1 cm Tumordicke hatten signifikant höhere Tumoransprechraten (OR 54 %, CR 30 %). Die 1-Jahres-Überlebensrate für alle Patienten betrug 37 %, wohingegen Patienten mit CR eine 1-Jahres-Überlebensrate von 73 % erreichten. Gut die Hälfte der Patienten hatten einen signifikanten Nutzen bezüglich Lebensqualität. Berichtete Nebenwirkungen waren Schmerzen (Injektionsstelle, Tumor), Ödem, Nekrose und phototoxische Schäden (D’Cruz et al. 2004).
In einer Follow-up-Studie, in die nur Patienten mit Tumoren <1 cm Tumordicke eingeschlossen wurden, zeigte sich ein OR von 68 % und eine CR von 48,7 % (19 von 39 Patienten). Die mediane Überlebenszeit für Patienten mit OR waren 37, für Patienten ohne Ansprechen 7,4 Monate. Neun Patienten waren nach einem Median von 4,8 Jahren noch am Leben, sieben davon tumorfrei (Tan et al. 2010). Bei beiden Studien erfolgte die Laserapplikation superfiziell, was das deutlich schlechtere Ansprechen von Tumoren >1 cm Tumordicke erklären könnte, da die Eindringtiefe von Licht ins Gewebe limitiert ist.
In den folgenden Jahren wurde die interstitielle Therapie entwickelt. Zur intraoperativen Lokalisation werden die Magnetresonanztomografie, die Computertomografie oder der Ultraschall verwendet.
Weitere Studien zeigten ähnliche Ansprechraten (CR von 0–77 %) mit einer gemittelten CR von 29,36 % (123 von 419 Patienten) (Lou et al. 2004; D’Cruz et al. 2004; Tan et al. 2010; Jäger et al. 2005; Jerjes et al. 2009a, b, 2011a; Nyst et al. 2012; Lorenz und Maier 2009; Sieron et al. 2001; Karakullukcu et al. 2012).

Frühe Larynxkarzinome

Die PDT wurde in klinischen Studien als kurative Therapie für frühe Larynxkarzinome eingesetzt. Die größte klinische Studie stammt von Biel et al., die 115 Patienten mit n=3 Carcinomata in situ, n=96 T1-Tumoren und n=16 T2-Larynxkarzinome einschlossen. Alle erhielten eine intravenöse Photofrin-PDT. Es wurde über keine schwerwiegenden Komplikationen berichtet, insbesondere war keine Tracheotomie nötig. Initial betrug die CR-Rate 100 %. Die tumorfreie 5-Jahres-Überlebensrate betrug 91 % (Biel 2007).
Auch andere Gruppen haben die PDT zur Therapie von frühen Larynxkarzinomen eingesetzt (vgl. Tab. 1). Wenn die Ergebnisse aus den angeführten Studien in größeren, randomisierten Studien reproduzierbar wären, könnte die PDT bei niedrigem Risikopotenzial eine gute Therapiealternative für Patienten mit frühen Larynxkarzinomen darstellen.
Tab. 1
Klinische Studien zu PDT von frühen Larynxkarzinomen
Autor
Jahr
N
T
Sensibilisator
CR
PR
NC
Ratio CR
Freche
1990
32
Tis-T1
HpD
25
 
7
0,78
Feyh
1996
12
Tis-T2
HpD
11
1
 
0,92
Yoshida
1996
15
T1-T3
Talaporfin
12
3
 
0,80
Biel
2006
115
Tis-T2
HpD
105
10
 
0,91
Beckerath
2014
10
T1
mTHPC
10
  
1,00
Shafirstein
2016
30
Tis-T2
HPPH
20
6
4
0,67
Summe
 
214
  
183
20
11
0,86
ALA, Aminolävulinsäure; CR, komplettes Ansprechen; HpD, Hämatoporphyrin-Derivat; HPPH, 3-(1′-Hexyloxyethyl)-Pyropheophorbid-a; mTHPC, m-Tetrahydroxyphenylchlorin (Foscan®); N, Patientenzahl; NC, keine Änderung; PR, partielles Ansprechen; T, Tumorgröße

Frühe Mundhöhlen- und Oropharynxkarzinome

2004 wurde eine prospektive multizentrische Studie durchgeführt, in der 114 Patienten mit frühen oralen und oropharyngealen Karzinomen (Tis-T2) mit mTHPC-PDT behandelt wurden. Das OR war 100 % für Tis (3 von 3), 90 % für T1-Tumoren (83 von 92) und 58 % für T2-Tumoren (11 von 19). Die CR-Rate war 85 % (95 von 114), und 85 % der Patienten mit CR waren nach einem Jahr rezidivfrei. Die Heilung war bei geringen Nebenwirkungen exzellent, und eine erneute PDT konnte ohne kumulative Toxizität durchgeführt werden (Hopper et al. 2004a).
Dieser Studie folgten viele weitere klinische Studien zum Einsatz der PDT bei frühen oralen und oropharyngealen Karzinomen (vgl. Tab. 2), wobei die PDT auch dem Vergleich mit der Chirurgie standhalten konnte (Karakullukcu et al. 2013; De Visscher et al. 2013). De Visscher et al. publizierten eine multizentrische retrospektive Metaanalyse von 156 PDT-Fällen (126 T1-Tumoren, 30 T2-Tumoren) und 91 chirurgischen Fällen (56 T1-Tumoren, 33 T2-Tumoren). Dabei zeigte sich eine ähnliche CR-Rate für T1-Tumoren, wohingegen bei T2-Tumoren die CR-Rate in der chirurgischen Gruppe etwas besser war. Es gilt anzumerken, dass alle Tumoren oberflächlich illuminiert wurden, was für T2-Tumoren in einigen Fällen als unzureichend betrachtet werden könnte. Die lokale Rezidivfreiheit war in der chirurgischen Gruppe besser, die Überlebensraten waren gleich (de Visscher et al. 2013).
Tab. 2
Klinische Studien zur PDT von frühen Mundhöhlenkarzinomen und Oropharynxkarzinomen
Autor
Jahr
N
T
Sensibilisator
CR
PR
NC
Ratio CR
Fan
1996
18
Tis-T1
ALA
14
3
1
0,78
Fan
1997
20
Tis-T4
mTHPC
14
 
6
0,70
Dilkes
2003
17
T1-T3
mTHPC
15
2
 
0,53
Copper
2003
29
T1-T2
mTHPC
25
4
 
0,86
Hopper
2004a
114
Tis-T2
mTHPC
97
17
 
0,85
Biel
2007
113
Tis-T1
HpD
105
8
 
0,93
Rigual
2009
20
Tis-T1
HpD
19
1
 
0,95
Schweitzer
2010
30
Tis-T2
HpD
24
6
 
0,80
Jerjes
2011c
38
T1-T2
mTHPC
22
10
6
0,58
Visscher
2013
156
T1-T2
mTHPC
127
29
 
0,81
Karakullukcu
2013
55
Tis-T2
mTHPC
49
6
 
0,89
Ikeda
2013
25
Tis-T2
HpD
24
1
 
0,96
Rigual
2013
17
T1-T2
HPPH
14
3
 
0,82
Toratani
2016
34
Tis-T3
HpD
30
3
1
0,88
Ahn
2018
18
D-T1
ALA
12
 
6
0,67
Ikeda
2018
8
T1-T3
Talaporfin
6
2
 
0,75
Siddiqui
2022
30
T1
ALA
22
 
8
0,73
Summe
 
742
  
619
95
28
0,83
ALA, Aminolävulinsäure; CR, komplettes Ansprechen; HpD, Hämatoporphyrin-Derivat; HPPH, 3-(1′-Hexyloxyethyl)-Pyropheophorbid-a; mTHPC, m-Tetrahydroxyphenylchlorin (Foscan®); N, Patientenzahl; NC, keine Änderung; PR, partielles Ansprechen; T, Tumorgröße

Feldkanzerisierung im OADT

Hauptverantwortlich für die Feldkanzerisierung sind Tabak und Alkohol, die zu einer Schädigung der gesamten Mukosa führen können. Großflächige Präkanzerosen bergen das Risiko
  • einer fehlerhaften Biopsieentnahme, da dem bloßen Auge die Stelle mit den schwerwiegendsten Veränderungen oft verborgen bleibt und
  • der Narbenbildung und Funktionseinschränkung nach großflächiger chirurgischer Exzision.
Tab. 3 zeigt Ergebnisse zum Einsatz der PDT bei Feldkanzerisierung im OADT. Häufig wurde topisches ALA als Photosensibilisator verwendet, da eine Penetrationstiefe von ca. 1 mm für nichtinvasive Läsionen ausreichend ist. Jerjes et al. behandelten 147 Patienten mit enoraler Dysplasie mit ALA oder Foscan-PDT (0,1 mg/kg KG Foscan; 5–15 J/cm2 Energiedosis). 81 % zeigten einen CR und 8,2 % einen PR, womit sich zeigt, dass sich die PDT für großflächige präkanzeröse Läsionen des OADT gut zu eignen scheint (Jerjes et al. 2011b).
Tab. 3
Klinische Studien zur PDT von Feldkanzerisierung und rezidivierenden Leukoplakien/Erythroplakien/verrukösen Dysplasien des OADT
Autor
Jahr
N
Ort
T
Sensibilisator
CR
PR
NC
Ratio CR
Lin
2010
40
O
LP/EP
ALA
40
  
1,00
Shafirstein
2011
17
O
LP
ALA
7
9
1
0,41
Jerjes
2011b
147
O
LP
ALA, mTHPC
119
12
16
0,81
Kawczyk-Krupka
2012
48
O
LP
ALA
35
13
 
0,73
Pietruska
2014
44
O
LP
Photolon
12
22
10
0,27
Han
2019
29
O
LP
ALA
16
9
4
0,55
Summe
 
325
   
229
65
31
0,70
ALA, Aminolävulinsäure; CR, komplettes Ansprechen; D, Dysplasie; EP, Erythroplakie; HpD, Hämatoporphyrin-Derivat; L, Larynx; LP, Leukoplakie; mTHPC, m-Tetrahydroxyphenylchlorin (Foscan®); N, Patientenzahl; NC, keine Änderung; O, Mundhöhle/Oropharynx; PR, partielles Ansprechen; T, Tumorgröße

Herausforderungen

Es gibt vielversprechende Indikationen für die PDT in der Kopf-Hals-Onkologie. Für einige Indikationen könnte die PDT auch eine gute Alternative zur Erstlinientherapie darstellen. Der Methode mangelt es bisher jedoch an breiter Akzeptanz in der westlichen Welt. Eine Erklärung hierfür könnte die Tatsache sein, dass die PDT weder klar den Kopf-Hals-Chirurgen noch den Strahlentherapeuten zugeschrieben werden kann und sich somit keiner verantwortlich fühlt, die Technik voranzubringen. Zudem ist die Evidenz bislang niedrig, da die meisten bisherigen Studien klein und monozentrisch waren und stark variierende Studienprotokolle aufwiesen, was es PDT-Unerfahrenen erschwert, die PDT als Therapieoption den eigenen Patienten anzubieten. Eine Standardisierung der Protokolle hinsichtlich Photosensibilisator, dessen Dosierung, Energiedosis und Dosis-Licht-Intervall wäre essenziell für eine breitere Akzeptanz. Grundvoraussetzung hierfür wären aber zunächst multizentrische Studien an höheren Patientenzahlen.
Ein weiterer Grund für die fehlende Akzeptanz ist sicherlich das fehlende ökonomische Interesse von Seiten der Industrie, wenngleich Hopper et al. zeigen konnten, dass die PDT, nebst Verbesserung der Lebensqualität bei Patienten mit lokal fortgeschrittenen Kopf-Hals-Malignomen, auch kosteneffizient im Vergleich zu anderen Therapieoptionen ist (Hopper et al. 2004b).
Während die PDT in der westlichen Welt noch um breitere Akzeptanz kämpft, könnte sie in einigen Entwicklungländern sehr wertvoll sein. In vielen dieser Länder fehlt es allen voran an Linearbeschleunigern für die Radiotherapie, sodass nicht alle Patienten Zugang zu einer zeitnahen und kompletten Radiotherapie haben. Gerade in diesen Ländern ist die PDT eine gute Therapiealternative zur Behandlung von Kopf-Hals-Tumoren (Nyst et al. 2012).

Aktuelle und zukünftige Entwicklung

Ein aktueller Fokus ist die Entwicklung von neuen Photosensibilisatoren mit längeren Anregungswellenlängen (für einen tieferen Effekt), weniger Hauttoxizität und einem längeren Verbleib im Tumorgewebe. Einer dieser neuen Photosensibilisatoren ist HPPH (3-(1′-Hexyloxyethyl)-Pyropheophorbida) oder Photochlor (MedKoo Biosciences, Research Triangle Park, North Carolina, USA), der bereits erfolgreich in klinischen Studien angewandt wurde (Shafirstein et al. 2016; Rigual et al. 2013). Zudem gibt es zunehmend Bestrebungen, Photosensibilisatoren mit Target-Molekülen zu kombinieren. Für Kopf-Hals-Karzinome eignet sich der „epidermal growth factor receptor“ (EGFR), an den photosensitive Immunkonjugate zur gezielten PDT gekoppelt werden können (Marchal et al. 2015; Moore et al. 2016; Lucky et al. 2016).
Des Weiteren interessant ist die Entwicklung von Illuminationsapplikatoren. Die aktuell verwendeten Applikatoren erlauben nicht immer eine komplette Ausleuchtung, z. B. der vorderen Kommissur im Larynx oder der Subglottis.
Auch eine Erweiterung des Indikationsspektrums für die PDT ist zu erwarten, z. B in der adjuvanten Therapie bei Z. n. R1-Resektion von Tumoren ohne weitere chirurgische oder strahlentherapeutische Therapieoption (van Doeveren et al. 2018).
Ein komplett neuer Weg, um gezielt Tumorgewebe zu erreichen, ist die „photochemical internalization“ (PCI). Hierbei wird die PDT dazu verwendet, um Moleküle nach intrazellulär zu schleusen, z. B. Chemotherapeutika wie Bleomycin. Erste Ergebnisse im Kopf-Hals-Bereich zeigten, dass die Methode sicher ist. Ebenso konnten erste Zeichen von Effektivität beobachtet werden (Sultan et al. 2016). Welche Rolle die PCI in Zukunft spielen wird, muss sich noch zeigen.
Auch wird daran gearbeitet, kostengünstige und batteriebetriebene PDT-Systeme zu entwickeln, die vor allem in Entwicklungsländern zur Therapie von Kopf-Hals-Karzinomen eingesetzt werden könnten (Liu et al. 2019).

Zusammenfassung

Derzeit ist noch unklar, welche Rolle die PDT bei Kopf-Hals-Tumoren in Zukunft spielen wird, da randomisierte multizentrische Studien an hohen Patientenzahlen fehlen. Nichtsdestotrotz haben diverse, meist kleinere Studien vielversprechende Remissionsraten sowohl bei lokal fortgeschrittenen als auch bei frühen Kopf-Hals-Tumoren und bei Feldkanzerisierung gezeigt. Zum heutigen Zeitpunkt stellt die PDT eine attraktive Therapioption für eine kleine, sorgfältig ausgewählte Patientengruppe dar.
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