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BRCA1

Verfasst von: S. Holdenrieder und P. Stieber
BRCA1
Englischer Begriff
BRCA1
Definition
BRCA1 ist ein Tumorsuppressorgen, das beim hereditären Mamma- und Ovarialkarzinom häufig mutiert ist. Für Trägerinnen eines mutierten BRCA1-Gens besteht ein erhöhtes Risiko, an einem dieser Karzinome zu erkranken.
Funktion – Pathophysiologie
BRCA1 ist auf Chromosom 17q21 lokalisiert und kodiert für ein Protein mit 1863 Aminosäuren. Das Gen spielt eine Rolle in der Regulation von Transkriptionsprozessen und der p53-vermittelten DNA-Reparatur und ist somit wesentlich an der Erhaltung der Genintegrität beteiligt. Bei Inaktivierung von BRCA1 durch Mutationen – insbesondere bei Ausschaltung beider BRCA1-Allele – akkumulieren DNA-Schäden und Mutationen in einer Zelle und können zu einer malignen phänotypischen Transformation führen.
Trägerinnen eines mutierten BRCA1- oder BRCA2-Gens erkranken häufig früh an einem Mamma- oder Ovarialkarzinom. So treten BRCA1- und -2-Mutationen in 5–10 % der Frauen mit Mammakarzinom unter 35 Jahren und in 12–13 % der Frauen mit Mammakarzinom unter 45 Jahren auf. BRCA1-Mutationen gehen bei prämenopausalen Frauen mit einem erhöhten Risiko für ein kontralaterales und meist sehr aggressives Mammakarzinom einher, bei postmenopausalen Frauen sinkt es ab. Hingegen steigt das Risiko bei BRCA2-Mutationen auch nach der Menopause weiter an. Hinsichtlich der Ovarialkarzinome liegt das Durchschnittsalter bei Trägerinnen eines mutierten BRCA1- oder BRCA2-Gens zum Zeitpunkt der Diagnosestellung um etwa 14 Jahre niedriger als beim sporadischen Ovarialkarzinom.
Indikation
Identifizierung von Frauen mit erhöhtem Risiko für ein Mamma- oder Ovarialkarzinom.
Interpretation
Eine Untersuchung des BRCA1- und BRCA2-Status bei Frauen mit einer familiären Belastung hinsichtlich eines Mamma- oder Ovarialkarzinoms kann Anlass für eine engmaschige und intensive Vorsorge sein. Allerdings sind dabei auch ethische und psychologische Aspekte zu berücksichtigen, da möglicherweise gesunde Frauen ohne spezifische Symptome für eine maligne Erkrankung als „krank“ oder „sehr gefährdet“ eingeordnet werden, was auf die weitere Lebensqualität negative Auswirkungen haben kann. Deshalb ist auf eine Einbettung der Untersuchung in eine ausführliche Beratung und ein intensives, multimodales Vorsorgeprogramm zu achten.
Literatur
Nicoletto MO, Donach M, De Nicolo A et al (2001) BRCA1 and BRCA2 mutations as prognostic factors in clinical practice and genetic counselling. Cancer Treat Rev 27:295–304CrossRefPubMed
Sturgeon CM, Duffy MJ, Stenman UH et al (2008) National Academy of Clinical Biochemistry laboratory medicine practice guidelines for use of tumor markers in testicular, prostate, colorectal, breast, and ovarian cancers. Clin Chem 54:e11–e79CrossRefPubMed