Erschienen in:
01.07.2011 | CME Weiterbildung · Zertifizierte Fortbildung
Erblindung nach nichtophthalmologischen Eingriffen
verfasst von:
S. Shmygalev, A.R. Heller
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
|
Ausgabe 7/2011
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Die Erblindung nach nichtophthalmologischen Eingriffen („perioperative visual loss“, POVL) ist eine seltene, aber unerwartete und schwerwiegende Komplikation, die am häufigsten bei Herz-, Wirbelsäulen- und Kopf-Hals-Operationen auftritt. Die Ätiologie von POVL bleibt unvollständig erforscht. Jedes Segment des visuellen Systems kann betroffen sein, von der Hornhaut bis zum Okzipitalkortex. Die häufigste Lokalisation der dauerhaften Schädigung aber ist der Sehnerv, und der am häufigsten vermutete Mechanismus ist die Ischämie. Mehrere Faktoren können das Risiko für perioperativen Sehverlust erhöhen, einschließlich lange Operationsdauer in Bauchlage, verminderter okulärer Perfusionsdruck, übermäßiger Blutverlust/Anämie, Hypotonie, Hypoxie, übermäßige Flüssigkeitssubstitution, erhöhter Venendruck, Art der Kopfpositionierung sowie eine patientenspezifische anatomische oder physiologische vaskuläre Prädisposition. Allerdings können die Risikofaktoren für bestimmte Patienten oder Verfahren sehr variabel sein. Die den neuroophthalmologischen Komplikationen zugrunde liegende spezifische Pathogenese bleibt wenig bekannt; dies erfordert besondere Wachsamkeit des Anästhesisten zur Vermeidung von POVL in der perioperativen Phase. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die Häufigkeit, vermutete Risikofaktoren, Diagnose und die Behandlung von POVL nach nichtophthalmologischen Eingriffen.