Erschienen in:
01.10.2003
Erektile Dysfunktion—Wertigkeit neurophysiologischer Diagnoseverfahren
verfasst von:
Prof. M. J. Hilz, H. Marthol
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 10/2003
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Zusammenfassung
An der Entstehung der erektilen Dysfunktion sind neurogene, insbesondere autonome Störungen, entscheidend beteiligt. Eine Erektion wird parasympathisch und sympathisch, vornehmlich über nichtcholinerge, nichtadrenerge Neurotransmitter und schließlich mit Hilfe der Aktivierung von zyklischen Monophosphaten induziert. Durch die resultierende Erschlaffung der glatten Gefäß- und Schwellkörpermuskulatur kommt es zur Tumeszenz und Rigidität und damit zur Erektion.
Die Diagnostik neurologischer Ursachen der erektilen Dysfunktion sollte eine ausführliche Anamneseerhebung und neurologische Untersuchung beinhalten. Klassische neurophysiologische Untersuchungen, wie etwa die Nadelmyographie des M. sphincter ani externus, Latenzbestimmungen des N. pudendus oder die Messung des Bulbokavernosusreflexes, reflektieren die Funktion der schnellleitenden, dick bemarkten Nervenfasern und sind oft nicht aussagekräftig, da sie nicht die kleinkalibrigen Nervenfasern beurteilen. Die Untersuchung dieser für die Erektion wesentlichen kleinkalibrigen Nervenfasern, z. B. mit Hilfe einer psychophysischen quantitativen Thermotestung, kann die Diagnostik der neurogenen erektilen Dysfunktion bereichern. Daneben kann die Beurteilung der Herzfrequenzvariabilität in Ruhe, während metronomischer Atmung (6/min), Valsalva-Manöver, sowie nach aktivem Aufstehen, hilfreich sein, eine autonome Neuropathie als Ursache einer erektilen Dysfunktion zu erfassen.