EU-Krankenkarte: So klappt die Kostenerstattung

Ausländische Patienten, die die Europäische Krankenversichertenkarte vorlegen, haben im Akutfall ebenfalls Anspruch auf ärztliche Leistungen nach dem Sachleistungsprinzip. Doch damit der Arzt an sein Honorar kommt, muss er einige Formalia beachten. Durch Vorlage der Europäischen Krankenversichertenkarte (EHIC) haben im Ausland Versicherte bei einem Vertragsarzt in Deutschland Anspruch auf medizinisch notwendige Behandlung von Akuterkrankungen als Sachleistung. Dazu muss der im Ausland Versicherte vor Beginn der Behandlung in der Praxis allerdings seinen Behandlungsanspruch nachweisen. Der Vertragsarzt wiederum muss den Behandlungsanspruch des im Ausland Versicherten dokumentieren – und dabei vor allem drei Muster-Vordrucke beachten. Legt der im Ausland Versicherte tatsächlich seine Europäische Krankenversichertenkarte vor, ist die Sache am einfachsten. Der Arzt oder die Medizinische Fachangestellte (MFA) überprüfen die Identität des Patienten anhand eines Identitätsausweises (Personalausweis, Reisepass). Beides muss in der Praxis fotokopiert und aufbewahrt werden. Damit entfällt das Ausfüllen von Muster 80. Es gilt eine Zwei-Jahres-Frist Anders sieht es aus, wenn der Patient keine Europäische Krankenversichertenkarte bei sich hat. Dann kann er seinen Behandlungsanspruch schriftlich bestätigen. Dazu füllt er den Vordruck 80 aus, den der Vertragsarzt anschließend unterschreiben und mit dem Praxisstempel versehen muss. Auf dem Vordruck „Muster 80“ werden die persönlichen Daten des Patienten zur Dokumentation des Behandlungsanspruchs festgehalten. Es dient im Grunde der Dokumentation des Behandlungsanspruchs anstelle der Europäischen Krankenversichertenkarte. Der Ausdruck des Formulars ist dann sofort an die ausgewählte deutsche Krankenkasse zu senden – am besten per Fax. Anzugeben sind dabei zwingend: die Patientendaten die Kassennummer und im Feld „Status“ die Ziffer „7“ Das Formular muss in der Praxis für zwei Jahre aufbewahrt werden. Zusatz-Informationen von Autor Dr. Dr. Peter Schlüter Der sicherste Weg, um an sein Honorar zu kommen, wenn keine Europäische Krankenversichertenkarte vorliegt, ist auf jeden Fall die Privatliquidation - mit der Chance für den Versicherten, sich das Geld später von seiner Versicherung zurückzuholen. Und formaljuristisch ist es sicherlich korrekt, dass die Unterschrift des Patienten auf Muster 80 allein nicht als Versicherungsnachweis ausreicht. Die Erfahrung zeigt, dass die Krankenkassen hierzulande auf ein solches Vorgehen aber unterschiedlich reagieren. Es ist wie so häufig - ein Fall, 17 Lösungsmöglichkeiten. Und manchmal geht es eben einfach nur darum, schnell eine akute Verletzung eines Touristen vom nahen Campingplatz zu versorgen. Da mache ich eine Behandlung nicht davon abhängig, ob ein Patient seine Karte dabei hat oder genug Geld, um eine Privatrechnung zu bezahlen. Der im Ausland Versicherte muss in jedem Fall aber vor Beginn der Behandlung beim Vertragsarzt das Vordruck-Muster 81 „Erklärung des im EWR-Ausland oder in der Schweiz (CH) versicherten Patienten“ ausfüllen und unterschreiben. Dabei muss auch auf diesem Vordruck die von ihm gewählte aushelfende gesetzliche Krankenkasse angegeben werden. Auch dieses Formular muss in der Praxis für zwei Jahre aufbewahrt werden. Aus organisatorischen Gründen ist es sinnvoll, wenn die Praxis eine Krankenkasse empfehlen kann. Am besten hat die Praxis einen persönlichen Kontakt zu einem Sachbearbeiter, das vereinfacht den Vorgang. Dabei hat der Patient zwar eine von ihm gewählte gesetzliche deutsche Krankenkasse zu wählen und anzugeben, meist ist derjenige jedoch dankbar für einen Vorschlag seitens der Praxis. Anschließend muss die Praxis eine Kopie der EHIC oder eben alternativ Muster 80, des Personal- bzw. Reisepasses sowie das Muster 81 möglichst schnell an die vom Patienten gewählte Krankenkasse senden. Wie geht die Abrechnung im Detail? Soweit die Formalia, doch wie sieht es nun mit der Abrechnung der Leistungen aus? Zunächst einmal wird der Praxis auch der Verwaltungsakt, also das Kopieren und Versenden der Unterlagen, vergütet. Für die Fotokopien der Europäischen Krankenversichertenkarte und des Identitätsausweises (Personalausweis, Reisepass) ist jeweils die EBM-Ziffer 40144 berechnungsfähig (0,13 Euro). Für die Versendung der Unterlagen können Ärzte die EBM-Ziffer 40120 (0,55 Euro) berechnen. Mehr ist leider für diesen Aufwand nicht drin. Der Behandlungsfall des im Ausland Versicherten wird nach dem Prinzip der Sachleistung im Ersatzverfahren über die aushelfende Krankenkasse abgerechnet. Dazu muss der Vertragsarzt einen Abrechnungsschein (Muster 5) ausstellen. Ins Adressfeld sind Name, Vorname und Geburtsdatum sowie die gewählte Krankenkasse einzutragen. Wichtig ist aber, dass in das Feld „Status“ die Ziffer „10007“ eingefügt wird. Checkliste EHIC Ein Patient aus einem EWR-Staat oder der Schweiz legt zur Behandlung eine gültige Europäische Krankenversicherungskarte (EHIC) oder eine Ersatzbescheinigung (PEB) sowie einen Identitätsnachweis (Reisepass oder Personalausweis) vor. Sie kopieren die EHIC bzw. die PEB und den Identitätsnachweis des Patienten jeweils zweimal. Alternativ tragen Sie die Daten in das Muster 80 (Dokumentation des Behandlungsanspruchs von im Ausland Versicherten) ein, das Sie anschließend abstempeln und unterschreiben. Der Patient füllt das Muster 81 (Erklärung des Patienten) aus und unterschreibt es. Darin gibt er auch die von ihm gewählte deutsche Krankenkasse an. Senden Sie eine Kopie der EHIC/PEB und die Kopie des Identitätsnachweises (alternativ Muster 80) sowie das Muster 81 an die vom Patienten gewählte Krankenkasse. Die Zweitkopie/Durchschläge verbleiben in der Praxis. Danach rechnen Sie die Kosten für die Behandlung mit Ihrer KV nach den Regelungen des Ersatzverfahrens ab. Sie stellen einen Abrechnungsschein (Muster 5) aus. Autor: Dr. Dr. Peter Schlüter privat × Der Allgemeinarzt hält seit zwei Jahrzehnten Seminare zu Themen rund um EBM und GOÄ. Zudem berät er Praxen in betriebswirtschaftlichen Fragen. Homepage: www.vita-lco.de

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