Erschienen in:
17.11.2016 | Evozierte Potentiale | Originalien
Frühe akustisch evozierte Potenziale bei Patienten mit „kleinem“ Vestibularisschwannom
verfasst von:
I. Baljić, E. Börner-Lünser, D. Eßer, O. Guntinas-Lichius
Erschienen in:
HNO
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Ausgabe 9/2017
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Zusammenfassung
Hintergrund
Das prognostische Potenzial der klickevozierten frühen akustisch evozierten Potenziale (FAEP) im Rahmen der Vestibularisschwannomdiagnostik wird bei Tumoren unter etwa 1,5 cm Durchmesser als unzureichend eingeschätzt. Für die Beurteilung der FAEP werden bislang jedoch hauptsächlich die Ableitungen bei hohen Schalldruckpegeln herangezogen. Ziel dieser Studie ist zu untersuchen, ob bei niedrigen Pegeln und bei kleineren Tumoren registrierte FAEP den pathologischen Veränderungen gegenüber empfindlicher sind.
Methoden
Vergleichende Untersuchungen („pair-matched“) wurden an insgesamt 34 Patienten durchgeführt. Zu jedem Tumorpatienten wurde ein passender Patient mit dem identischen Hörkurvenverlauf – entweder eine reine cochleäre Schwerhörigkeitsgenese oder Normakusis – ausgesucht. Die FAEP wurden bei 80, 60 und 40 dB HL registriert. Ihre charakteristischen Parameter wurden visuell beurteilt und sowohl in Patientengruppen als auch im Seitenvergleich statistisch ausgewertet. Der Zusammenhang zwischen den pegelabhängigen Seitenlatenzdifferenzen der Welle V und der Tumorgröße wurde abschließend untersucht.
Ergebnisse
Geringgradige cochleäre Hörverluste riefen keine Latenzänderungen der Welle V hervor, sodass die pathologischen Seitendifferenzen bei 40 dB HL bei Patienten mit einem Vestibularisschwannom als ein „rein“ retrocochleärer Effekt betrachtet werden können. Die Sensitivität der bei 40 dB HL registrierten FAEP nimmt erst bei Tumoren unter etwa 5 mm Durchmesser in Ihrer Robustheit ab. Durch Kombination der Werte Latenz der Welle V und interaurale Latenzdifferenz der Welle V können die falsch-positiven Befunde bei 40 dB HL auf null reduziert werden.
Schlussfolgerungen
Über die weit überschwelligen Ableitungen hinaus können auch Potenzialregistrierungen bei 40 dB HL diagnostisch nützlich sein, um cochleäre von retrocochleären Läsionen abzugrenzen. Diese Registrierungen können zudem bei gutem Hörvermögen zum intraoperativen Monitoring bei kleinen VS herangezogen werden, um mögliche pegelabhängige Veränderungen am Hörnerv besser zu evaluieren.