Erschienen in:
01.02.2021 | Leitthema
Familienorientierte Rehabilitation nach hämatoonkologischen Erkrankungen
verfasst von:
S. Maier, S. Sauter
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
|
Ausgabe 3/2021
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Zusammenfassung
Maligne Erkrankungen bei Kindern sind selten, immer lebensbedrohend und erfordern eine aggressive, mit viel Toxizität und Risiko verbundene Therapie. Mittlerweile ermöglicht diese mehr als 80 % Langzeitüberleben. Gravierende körperliche Veränderungen und Krankheitsfolgen im somatischen und im psychosozialen Bereich sind allerdings nicht selten. Immer ist auch die Gesamtfamilie hochgradig belastet, und neben dem erkrankten Kind können Geschwister und Eltern sowie das Familiensystem als solches schweren Schaden nehmen.
Vor diesem Hintergrund wurde das Konzept einer stationären Rehabilitation für Kinder nach hämatoonkologischen Erkrankungen unter Einbeziehung der Gesamtfamilie 1985 auf der Katharinenhöhe begründet und hat sich inzwischen als familienorientierte Rehabilitation (FOR) in Deutschland etabliert. Die wichtigsten Elemente sind die Durchführung der Rehamaßnahmen in einer geschlossenen Gruppe gleichbetroffener Familien über 4 Wochen, die aktive Einbeziehung aller mitaufgenommenen Erziehenden und Geschwister in den Rehaprozess sowie die individuelle Bedürfnis- und zielorientierte Rehagestaltung mit bewusster Nutzung der Gruppendynamik als wichtigem Wirkfaktor. In diesem Setting können funktionelle Rehaziele beim Primärpatienten sowie psychosomatische Leiden bei den Begleitpersonen (Sekundärpatienten) gleichermaßen angegangen und das Familiensystem als wichtiger Faktor der Salutogenese wieder ins Gleichgewicht gebracht werden.
Neue Herausforderungen sind die gesellschaftlichen Veränderungen in den Familienstrukturen, eine zunehmende kulturelle und sprachliche Vielfalt, aber auch neue Entwicklungen in der Akutmedizin sowie die Frage nach der Anwendbarkeit auf andere schwere Erkrankungen.