Taugt ASS zur Behandlung der metabolischen Fettleber?

Mit niedrig dosiertem ASS, eingenommen über ein halbes Jahr, ließ sich in einer randomisierten Phase-II-Studie das Ausmaß einer metabolisch assoziierten Fettlebererkrankung (MASLD) deutlich reduzieren. Die Ergebnisse müssen jedoch noch in größeren Studien reproduziert werden. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Die Metabolic Dysfunction-Associated Steatotic Liver Disease (MASLD, ehemals NAFLD) zählt in der westlichen Welt als häufigste Ursache einer chronischen Lebererkrankung. Die Diagnose kann gestellt werden, wenn die Steatose gepaart ist mit einem BMI ≥ 25 kg/m2, einem Typ-2-Diabetes oder mehr als zwei metabolischen Risikofaktoren (z. B. arterielle Hypertonie, Dyslipidämie). Studien legen nahe, dass fast jede(r) dritte Betroffene eine progressive Steatohepatitis mit Fibrose entwickelt, die zu Zirrhose und hepatozellulärem Karzinom fortschreiten kann. Eine zugelassene medikamentöse Therapie dagegen gibt es bislang nicht, empfohlen werden konsequente Basismaßnahmen wie Gewichtsreduktion, vermehrte körperliche Aktivität, Ernährungsumstellung und Optimierung der metabolischen Risikofaktoren. Vielversprechend klingt vor diesem Hintergrund der Ansatz, die MASLD mit niedrig dosierter ASS (Azetylsalizylsäure) zu behandeln. In präklinischen Studien ist es damit offenbar gelungen, entscheidende Pathomechanismen, unter anderem die Aktivierung von Plättchen und deren Einwanderung in die Leber sowie die Freisetzung entzündungsfördernder Mediatoren, zu unterbinden. Zudem gibt es Beobachtungsstudien, in denen Betroffene mit MASLD, die ASS einnahmen, seltener eine fortgeschrittene Leberfibrose entwickelten. Randomisierte Studie mit 80 Teilnehmenden Ein Team um Tracey G. Simon vom Massachusetts General Hospital in Boston hat den Effekt von Aspirin auf die MASLD nun in einer randomisierten placebokontrollierten Phase-II-Studie untersucht. Die insgesamt 80 Teilnehmenden (medianes Alter 48 Jahre, Frauenanteil 55%) hatten eine histologisch oder mit entsprechender Bildgebung nachgewiesene Steatose mit einem Leberfettanteil über 5%. Diese wurden im Verhältnis 1:1 entweder einer sechsmonatigen Therapie mit ASS (81 mg einmal täglich) oder der Behandlung mit einem gleich aussehenden Scheinpräparat zugelost. Weder Patienten noch Behandelnde wussten über den Inhalt der Tabletten Bescheid. Signifikanter Rückgang des Leberfetts Nach sechs Monaten war die ASS-Gruppe bei folgenden Messgrößen signifikant im Vorteil: Der Fettanteil in der Leber, gemessen mittels MR-Spektrometrie (primärer Endpunkt), war in der ASS-Gruppe seit Therapiebeginn absolut um 6,6% zurückgegangen, in der Placebo-Gruppe dagegen absolut um 3,6% gestiegen, ein Unterschied also von 10,2 Prozentpunkten. Der relative Rückgang des Leberfettanteils betrug in der ASS-Gruppe 8,8 Prozentpunkte, in der Placebo-Gruppe war es zu einer deutlichen relativen Zunahme gekommen (um 30,0 Prozentpunkte). Der Anteil derjenigen, die eine Reduktion des Leberfetts um mindestens 30 Prozentpunkte erreicht hatten, war in der ASS-Gruppe deutlich größer (43% gegenüber 13%). Signifikant stärker war in der ASS-Gruppe auch der Rückgang des Leberfetts, angegeben als MRI Proton Density Fat Fraction (MRI-PDFF). Dieser Parameter eigne sich vor allem, um sehr kleine, aber dennoch klinisch bedeutsame Veränderungen im Fettgehalt zu messen, schreiben Simon und ihr Team. Von den Leberenzymen konnte die ALT (Alaninaminotransferase) unter ASS um 16 IU/l (gegenüber 0,5 IU/l unter Placebo) reduziert werden, die AST (Aspartataminotransferase) um 14,6 IU/l (vs. 0,2 IU/l). Deutlich verbessert im Vergleich zu Placebo war auch der Eisen-gewichtete T1-Score. Hier werden mittels MRT Entzündung und Fibrose gemessen. Die mittels Elastografie (VCTE) bestimmte Lebersteifigkeit hatte unter ASS um 1,1 kPA ab-, unter Placebo dagegen um 1,7 kPA zugenommen. Wie Simon und Kollegen berichten, blieben die Therapieeffekte auch dann signifikant, wenn Einflussfaktoren wie Alter, Begleiterkrankungen (speziell Typ-2-Diabetes), Körpergewicht und viszerales Fett berücksichtigt wurden. Mit 71 Patienten und Patientinnen konnte eine Per-Protokoll-Analyse durchgeführt werden. Diese zeigte, dass ASS den Leberfettanteil absolut um 5,9% reduziert hatte, nach Scheinbehandlung war er dagegen um 4,7% gestiegen. Der Unterschied zwischen beiden war ebenfalls signifikant, auch in der adjustierten Analyse. Wirkung auch bei bereits vorhandener Fibrose Insgesamt 32 Personen (15 aus der ASS-Gruppe und 17 aus der Placebo-Gruppe) hatten bereits zu Beginn eine ausgeprägte Fibrose (Grad 2 oder höher) gezeigt. Auch bei diesen konnte mit ASS eine signifikante absolute und relative Reduktion des Leberfettanteils erzielt werden (minus 11,7% bzw. minus 23,3 Prozentpunkte). Im Studienverlauf hatte keiner der Teilnehmenden Nebenwirkungen wie Anämie, Thrombozytopenie oder Blutungen entwickelt. Lediglich in einem Fall war unter ASS Sodbrennen aufgetreten. Laut Simon et al. müssen nun weitere Studien folgen, die die Befunde sowohl durch histologische als auch durch klinische Untersuchungen bestätigen. Zu klären sei außerdem, bei wem und mit welcher Dosis man idealerweise mit der ASS-Behandlung starten sollte. In jedem Fall müsste der Nutzen von niedrig dosiertem ASS bei kardiovaskulär gesunden Menschen gegen die Risiken abgewogen werden. Auch hierfür seien weitere Studien nötig. Das Wichtigste in Kürze Frage: Lässt sich mit ASS (Azetylsalizylsäure) in niedriger Dosierung der Fettgehalt der Leber bei Personen mit MASLD (Metabolic Dysfunction-Associated Steatotic Liver Disease) nennenswert reduzieren? Antwort: In einer Phase-II-Studie war die sechsmonatige Einnahme von ASS mit einer im Vergleich zu Placebo deutlichen Reduktion des Leberfetts assoziiert. Bedeutung: Zur Bestätigung der Ergebnisse sind weitere Studien mit größeren Patientenkollektiven nötig. Einschränkung: Monozentrische Phase-II-Studie; geringe Teilnehmerzahl, kurze Nachbeobachtung; histologische Befunde nicht umfassend erhoben; keine klinischen Endpunkte.

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