Fremdkörperentfernung nach GOÄ

Das Entfernen von Fremdkörpern wird mit Routine im Praxisalltag oft nebenbei erledigt. Um bei der Abrechnung als Privatleistung nach GOÄ kein Geld zu verschenken, sollten sich Ärzte allerdings Zeit nehmen. Die Leistung kann schließlich einer kleinen Op gleichkommen. Neu-Isenburg. Für die Entfernung von Fremdkörpern finden Sie in der GOÄ insgesamt zwei Leistungspositionen: GO-Nr. 2009 mit folgendem Leistungsinhalt: „Entfernung eines unter der Oberfläche der Haut oder der Schleimhaut gelegenen fühlbaren Fremdkörpers“ und GO-Nr. 2010: „Entfernung eines tiefsitzenden Fremdkörpers auf operativem Wege aus Weichteilen und/oder Knochen“. Beim Abrechnen dieser beiden Gebühren kommt es also in erster Linie auf die richtige Lokalisation des Fremdkörpers an. Unter der Oberfläche der Haut bedeutet durchaus, dass der Fremdkörper noch in der Haut selbst befindlich sein kann. Er kann auch teilweise noch aus der Haut herausschauen wie zum Beispiel ein Dorn oder ein Holzsplitter. Auch die in der Haut feststeckende Zecke zählt zu den oberflächlichen Fremdkörpern – schließlich heißt es in der Leistungslegende „unter der Oberfläche der Haut“. Was gehört per Definition zur Hautoberfläche? Die Oberfläche der Haut wird durch die Epidermis, also Oberhaut, gebildet. Darunter folgt die Lederhaut (Corium) und anschließend die Unterhaut (Subcutis). Im Corium oder der Subcutis gelegen, trifft das Kriterium unter der Oberfläche der Haut schon zu. Im Falle der GO-Nr. 2009 ist eine nicht operative Entfernung, etwa mit einer Pinzette oder einem scharfen Löffel ausreichend. Im Grunde benötigt man auch bei der Entfernung eines oberflächlichen Fremdkörpers nicht zwingend eine Lokalanästhesie. Auch das ist ein mögliches Kriterium zur Abgrenzung gegenüber dem „tiefsitzenden Fremdkörper“. In der Leistung nach GO-Nr. 2010 der GOÄ heißt es bezüglich der Lokalisation des Fremdkörpers lediglich „tiefsitzend“. Hier ist jedoch ein weiteres Kriterium zu berücksichtigen: „Die Entfernung auf operativem Wege“. Als tiefsitzend müsste demnach alles definiert werden, was eben nicht gerade mal unter der Oberfläche der Haut liegt und auf operativem Wege, also durch einen kleinen Schnitt oder durch Eröffnung der Körperoberfläche unter Anwendung einer Lokalanästhesie, zu entfernen ist. Zuschlag nach Eingriff ansetzen Für den gesamten Aufwand des kleinen operativen Eingriffs steht Ihnen zu der Leistung nach GO-Nr. 2010 noch der Zuschlag nach GO-Nr. 442 (siehe Tabelle) zur Abrechnung zur Verfügung. Nach Allgemeinen Bestimmungen sind die Zuschläge zu ambulanten Operationen nach den GO-Nrn. 442 bis 445 aber nur mit einfachem Satz berechnungsfähig. Eine notwendige Anästhesie lässt sich mit der Nr. 490 (Anästhesie kleiner Bezirk) oder 491 (Anästhesie großer Bezirk) abrechnen. Dazu natürlich die Beratung nach Nr. 1 und die symptombezogene Untersuchung nach Nr. 5 GOÄ. Für die Berechnung der Zuschläge für ambulante Operationen benötigen Sie in der GOÄ keine gesonderte Genehmigung. Auslagen gemäß Paragraf 10 GOÄ Neben den für die einzelnen ärztlichen Leistungen vorgesehenen Gebühren können als Auslagen nur berechnet werden: Kosten für diejenigen Arzneimittel, Verbandmittel und sonstigen Materialien, die der Patient zur weiteren Verwendung behält oder die mit einer einmaligen Anwendung verbraucht sind, Versand- und Portokosten, soweit deren Berechnung nach Absatz 3 nicht ausgeschlossen ist, Kosten die im Zusammenhang mit Leistungen nach Abschnitt O bei der Anwendung radioaktiver Stoffe durch deren Verbrauch entstandenen Kosten – sowie die nach den Vorschriften des Gebührenverzeichnisses als gesondert berechnungsfähig ausgewiesenen Kosten. Die Fremdkörperentfernung gilt als operativer Eingriff. Damit greifen die Allgemeinen Bestimmungen, wonach daneben Verbandleistungen nach der GO-Nr. 200 nicht berechnungsfähig sind. Dennoch können Sie natürlich die für den Wundverband entstandenen Kosten als Auslagen gemäß Paragraf 10 GOÄ berechnen. Um Nachbluten zu verhindern, ist eventuell die Anlage eines Druckverbandes notwendig. Diesen können Sie nach GO-Nr. 204 GOÄ auch neben operativen Leistungen berechnen. Auch hierfür rechnen Sie die entstandenen Sachkosten nach Paragraf 10 ab. Zwei Fallbeispiele aus der Praxis Eine Patientin mit den Resten der Mundwerkzeuge einer Zecke in der Subcutis festsitzend. Entfernung mit Pinzette und scharfem Löffel. Die Leistungen: Beratung, symptombezogene Untersuchung, Fremdkörperentfernung, Wundverband und Druckverband. Angesetzt werden also die Positionen 1, 5, 2009, 200 (ohne Berechnung), 204 und Sachkosten. Ein Patient mit tief (teils in das Muskelgewebe) eingespießtem Holzstück. Die Leistungen: Beratung, symptombezogene Untersuchung, Lokalanästhesie, Fremdkörperentfernung, Zuschlag für ambulantes Operieren, Wundverband und Druckverband: 1, 5, 491, 2010, 442, 200(ohne Berechnung), 204 und Sachkosten. Folgetermine nicht vergessen Nach dem Eingriff ist möglicherweise eine Wundkontrolle mit Verbandswechsel notwendig. Die können Sie mit der Kombination der Beratung nach Nr. 1 und der symptombezogenen Untersuchung nach GO-Nr. 5 oder gegebenenfalls auch der Erörterung nach GO-Nr. 3 und GO-Nr. 5 berechnen. Die Wundversorgung bzw. der Verband ist daneben wegen der Ausschlussregelung in den Allgemeinen Bestimmungen nicht berechnungsfähig. Sie haben die GO-Nr. 1 und 5 schon beim ersten Kontakt neben den operativen Leistungen berechnet. Die Sachkosten für den Verband können Sie jedoch in Rechnung stellen. Da Sie für die Verbandleistung als solches keine Gebühr erheben können, besteht durchaus die Möglichkeit, die Beratung mit einem höheren Faktor zu berechnen. Als Begründung käme beispielsweise „Zeitaufwand bei zusätzlicher Leistung“ infrage. Achten Sie auch auf den Singular in der Leistungslegende: „eines Fremdkörpers“! Die Leistungen nach den Nrn. 2009 und 2010 sind demnach für jeden Fremdkörper, der entfernt wird, zu berechnen. Hingegen ist der Zuschlag nach Nr. 442 am Behandlungstag nur einmal berechnungsfähig, selbst dann, wenn mehrere Fremdkörper auf operativem Wege entfernt werden. Abrechnungspositionen bei Fremdkörperentfernung nach GOÄ GO-Nr. Punkte Faktor 2,3 Faktor 3,5 Leistungslegende Bemerkung 1 80 10,72 16,32 Beratung Die Leistungen nach den GO-Nrn. 1 und/oder 5 sind im BHF nur einmal neben Sonderleistungen der Abschnitte C – O berechnungsfähig. 5 80 10,72 16,32 Symptom- bezogene Untersuchung 200 45 6,03 9,18 Verband Sachkosten nach §10 GOÄ 204 95 12,74 19,38 Druckverband Sachkosten nach §10 GOÄ 442 400 23,31 (Faktor 1,0) - Zuschlag ambulante Op Der Zuschlag ist nur mit dem einfachen Faktor berechnungsfähig. 490 61 8,18 12,44 Lokalanästhesie, klein Sachkosten nach §10 GOÄ 491 121 16,22 24,68 Lokalanästhesie, groß 2009 100 13,41 20,40 Fremdkörperentfernung, oberflächlich - 2010 379 50,81 77,32 Fremdkörperentfernung, tiefsitzend - Quelle: VITA.LCO 2014, Dr. Dr. Peter Schlüter Autor: Dr. Dr. Peter Schlüter privat × Der Allgemeinarzt ist als Hausarzt in Hemsbach an der Bergstraße niedergelassen. Er hält seit mehr als zwei Jahrzehnten Seminare zu allen Themen rund um EBM und GOÄ. Zudem berät er Praxen in betriebswirtschaftlichen Fragen. Homepage: www.vita-lco.de

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