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Erschienen in: InFo Hämatologie + Onkologie 5/2012

02.10.2012 | journal club

Gefährdung durch Zytostatika in Praxen und Tageskliniken

Arbeitsplatzsicherheit

verfasst von: Dr. Rudolf Schierl

Erschienen in: InFo Hämatologie + Onkologie | Ausgabe 5/2012

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Auszug

Erste repräsentative Daten zu Arbeitsweise und zu Flächenkontaminationen mit Zytostatika in onkologischen Praxen und Tageskliniken lieferte die WIPON (Wischproben in ambulanten onkologischen Einrichtungen)-Studie. Es zeigte sich, dass die tatsächliche Arbeitspraxis in den untersuchten Einrichtungen oft von der empfohlenen Arbeitsweise (▸Tabelle 1) abweicht. Gerade die Notwendigkeit von Schutzhandschuhen wird laut der Studie häufig unterschätzt. Mitarbeiter von fast allen onkologischen Einrichtungen trugen medizinische Einmalhandschuhe, spezielle Zytostatika-Handschuhe fanden kaum Verwendung. Durchschnittlich waren Fußböden am stärksten mit Zytostatika kontaminiert — vor allem an Therapieplätzen und in den Toiletten. Allerdings wurden auch beachtliche Mengen 5-FU auf Arbeitsflächen und am Zytostatika-Abfallbehälter sowie Gem an Infusionsständern und -pumpen nachgewiesen. Die Kontaminationen auf Fußböden sind bezüglich einer möglichen Aufnahme durch Beschäftigte weniger kritisch, da normalerweise kein direkter Hautkontakt besteht (cave Reinigungspersonal!). Hingegen ist die Expositionsgefahr ausgehend von Infusionsständern, -pumpen, Therapiestühlen und Arbeitsflächen deutlich größer. Vor allem, wenn Flächen unspezifisch genutzt oder Gegenstände ohne Handschuhe angefasst werden.
T1

Arbeitsweisen und Sicherheitsmaßnahmen beim Umgang mit Zytostatika (Auswahl)

Allgemein

▸ Hektik vermeiden

▸ Umgang mit Zytostatika ausschließlich durch unterwiesene Mitarbeiter

▸ Ess-, Trink- und Rauchverbote im Zytostatikabereich

▸ Dekontaminationsset für den Fall einer unbeabsichtigten Freisetzung bereit halten

Zubereitungen, Lagerung und Vorbereitung

▸ Zytostatika in Plastikbeutel/-flaschen zubereiten

▸ Zubereitungen mit befülltem Infusionsbesteck / Überleitungssystem von der Apotheke anliefern lassen

▸ Transport der Zubereitungen in Einschweißfolie / im Folienbeutel verpackt

▸ Lagerung an definierten Plätzen, räumlich getrennt von anderen Medikamenten / Produkten

▸ Vorbereitung auf definierten Arbeitsflächen — diese durch saugfähige Unterlagen schützen

▸ Infusionsbesteck mit Trägerlösung entlüften

Verabreichung

▸ sichere Verbindungs- und Überleitungssysteme (Luer-Lock-Anschlüsse) verwenden

▸ Umsteckvorgänge vermeiden

▸ Infusionssystem mit Trägerlösung nachspülen

▸ unter Verwendung von Tupfern das Infusionssystem vom Zugang des Patienten trennen

▸ Verabreichung über einer saugfähigen Schutzunterlage

Entsorgung

▸ Behältnisse in unmittelbarer Nähe zum Vorbereitungs- und Applikationsort aufstellen

▸ leere Infusionssysteme als geschlossene Einheit entsorgen

▸ Spritzen und Kanülen nicht Recappen

Reinigung

▸ separate Reinigungsausrüstung für Bereiche mit Zytostatika-Umgang verwenden

▸ Einmalartikel einsetzen

▸ Frisch- und Schmutzwasser trennen

Persönliche Schutzausrüstung

▸ immer Handschuhe tragen

▸ nach Kontamination sofort Handschuhe wechseln

▸ bereichseigene Kleidung tragen

▸ ggf. Schutzbrille mit Seitenschutz beim Vorbereiten / Handhabung kontaminierter Materialien

Literatur
  1. Heese B, Zur Mühlen A, Regierung Von Oberbayern G (2009) Tätigkeiten mit Zytostatika. Ein Leitfaden für die Praxis (3. aktualisierte Auflage). www.​gaa-m.​bayern.​de/​downloads/​download.​htm
  2. Berufsgenossenschaft Für Gesundheitsdienst Und Wohlfahrstspflege, (Bgw) (2009) Gefährdungsbeurteilung in der Arztpraxis. BGW Check Bestellnummer TP-1GB
  3. Schierl R et al. Ann Occup Hyg. 2009;53(7):703–11.PubMedView Article
    1. Kopp B et al. Evaluation of working practices and surface contamination with antineoplastic drugs in outpatient oncology health care settings. Int Arch Occup Environ Health. 2012 Feb 5. [Epub ahead of print]
Metadaten
Titel
Gefährdung durch Zytostatika in Praxen und Tageskliniken
Arbeitsplatzsicherheit
verfasst von
Dr. Rudolf Schierl
Publikationsdatum
02.10.2012
Verlag
Urban and Vogel
Erschienen in
InFo Hämatologie + Onkologie / Ausgabe 5/2012
Print ISSN: 2662-1754
Elektronische ISSN: 2662-1762
DOI
https://doi.org/10.1007/s15004-012-0254-8

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